Kommentar
10:59 Uhr, 07.01.2004

Wenige Veränderungen beim EZB-Kompass

1. Gesamtergebnis: Der Deka-EZB-Kompass1 lag im Dezember mit 52,7 Punkten niedriger als im Vormonat mit 54,5. Ausschlaggebend für den Rückgang im Monatsvergleich waren die Daten beider Analysebereiche. Der Score der wirtschaftlichen Analyse sank von 48,0 auf 46,0 Punkte, der Score der monetären Analyse von 80,4 auf 79,3 Punkte. Die Rückgänge der Scores stellen keine Überraschung dar, da sie im Vormonat erwartet worden waren. Überraschend war eher, dass der Rückgang nicht stärker ausfiel.

2. Prognose: Die Methodik des EZB-Kompass erlaubt ein differenzierteres Bild der für die Entscheidung des EZB-Rates wichtigen Datenlage als es die aktuelle Berichterstattung in den Medien tut. Letztere und damit auch der Kapitalmarkt fokussieren derzeit sehr stark einseitig auf die Effekte des Kursanstieges des Euros gegenüber dem US-Dollar. Dies ist sicherlich eine wichtige Variable. Sie geht indirekt in den Kompass ein, da sie insbesondere eine bedeutende Einflussgröße des handelsgewichteten Wechselkurses und damit der Importpreise, aber auch der anderen Zeitreihen ist. Der Kompassblick auf die gesamten 13 Zeitreihen, die monatlich untersucht werden, zeigt aber, dass die Effekte des Euroanstieges derzeit die zyklische Aufwärtstendenz nicht dominieren können. Trotz Wechselkursanstieg zeigen die Prognosen für den Kompass in den nächsten sechs Monaten nach oben, auch wenn Basiseffekte den Anstieg im ersten Quartal noch stark bremsen. Der EZB-Kompass signalisiert daher weiterhin eine Tendenz hin zu steigenden Leitzinsen. Das Prognoseprofil für die nächsten sechs Monate hat sich auch kaum verändert. Eine Änderung unserer Zinsprognose erfolgt daher trotz Euroanstieg nicht. Wir erwarten weiterhin eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte (Bp) im September und eine Erhöhung um 25 Bp im Dezember 2004.

3. Wirtschaftliche Analyse: Der Rückgang des Scores der wirtschaftlichen Analyse ist auf Rückgänge der Scores des HVPI, der Kernrate des HVPI, der Erzeugerpreise und der Importpreise zurückzuführen. Im Gegensatz zu den Inflationsvariablen haben sich die realwirtschaftlichen Variablen, Industrieproduktion und Economic Sentiment, weiter verbessert. Insgesamt ist der Rückgang der Inflationsvariablen nicht so ausgeprägt gewesen und der Anstieg der Industrieproduktion und des Economic Sentiments stärker gewesen als erwartet.

4. Monetäre Analyse: Bei der monetären Analyse hat vor allem der starke Anstieg der Kreditvergabe überrascht. Er bestätigt die zyklische Erholung, die bei in den realwirtschaftlichen Daten zum Ausdruck kommt. Das M3-Wachstum liegt geringfügig unter unseren Erwartungen.

5. Cross-Checking der Analysebereiche und Gewichte: Der Score der wirtschaftlichen Analyse ist mit 46,0 Punkten nahe dem neutralen Wert von 50 Punkten. Der Score der monetären Analyse liegt mit 79,3 Punkten klar im restriktiven Bereich. Die Signale der beiden Säulen sind daher nicht gleichgerichtet. Die Signale der einzelnen Zeitreihen innerhalb der monetären Analyse sind allerdings auch nicht konsistent, da das Kreditwachstum unterhalb des neutralen Wertes liegt und das M3-Wachstum klar oberhalb des neutralen Wertes liegt. Positiv zu bemerken ist, dass sich die Scores von M3 und dem Kreditwachstum weiter angenähert haben, sodass die Stärke der unterschiedlichen Signale der Zeitreihen zurückgegangen ist. Das Gewicht der monetären Analyse im Gesamtkompass bleibt auf dem neutralen Stand von 20 %.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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