Weltklimakonferenz startet unter schwierigen Vorzeichen
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Am 6. November beginnt im ägyptischen Sharm El-Sheikh die Weltklimakonferenz COP27. Es gibt viel zu tun – die Emissionen müssen auf ein mit den 1,5 Grad-Zielen kompatibles Niveau zurückgefahren und viele Milliarden US-Dollar an Finanzmitteln mobilisiert werden. „Aber die Konferenz hat mit heftigem politischen Gegenwind zu kämpfen“, schreiben Joe Horrocks-Taylor und Albertine Pegrum-Haram, Senior Associates Responsible Investment bei Columbia Threadneedle Investments. „Die Auswirkungen des Ukraine-Russland-Konflikts auf die europäischen Energiemärkte haben eine Teuerungskrise ausgelöst, die dazu geführt hat, dass mehrere Länder ihre Klimazusagen zurückgenommen und stillgelegte fossile Kraftwerke wieder in Betrieb genommen haben. Hinzu kommt die Verschlechterung der Beziehungen zwischen China und den USA, deren bilaterales Abkommen der COP26 in Glasgow den dringend benötigten Schwung verliehen hat.“
Ein weiteres Jahr mit Klimaextremen, darunter die schwersten Überschwemmungen in der Geschichte Pakistans, Waldbrände, die über 600 000 Hektar Land in Europa abfackelten, und mehrere Temperaturrekorde haben den beiden Experten zufolge deutlich gemacht, wie wichtig es ist, dass die COP27 Fortschritte erzielt.
Schwerpunkt: Schäden durch physische Klimarisiken
Sie gehen davon aus, dass Fragen der Anpassung und der Entschädigung für Schäden durch physische Klimarisiken ein Hauptthema der Diskussionen sein werden, schließlich finde die Konferenz in Afrika statt. Die Ungerechtigkeit, dass die Entwicklungsländer die Hauptlast des Klimawandels zu tragen haben, während sie für die globalen Kohlenstoffemissionen nur begrenzt verantwortlich sind, hat zu Forderungen nach Ausgleichszahlungen seitens der reicheren Länder geführt. Das Thema Verluste und Schäden steht (noch) nicht auf der diesjährigen offiziellen Tagesordnung, doch die Gruppe der 77 (zu der auch das Gastgeberland Ägypten gehört) und China fordern, dass es aufgenommen wird, und schlagen einen neuen Tagesordnungspunkt vor: die Einrichtung einer Finanzfazilität zur Entschädigung für Verluste und Schäden. Die EU und die USA haben ihre Bereitschaft bekundet, sich in diesem Bereich zu engagieren, wobei die USA nicht unbedingt einen Vorstoß für neue Hilfen oder Finanzmittel unterstützen wollen. Horrocks-Taylor und Pegrum-Haram gehen davon aus, dass es einen Tagesordnungspunkt Verluste und Schäden geben werde, der die Debatte dominieren wird. „Der Fortschritt wird jedoch ins Stocken geraten, wenn die Industrieländer sich nicht auf konkrete Maßnahmen einigen.“
Emissionslücke schließt sich nur langsam
Mit den nationalen Klimazusagen der COP26 in Glasgow kann die Erderwärmung bis 2050 auf 2,4°C begrenzt werden. In den endgültigen Text wurde ein Mechanismus aufgenommen, um die Emissionslücke zu schließen, wobei die Länder "aufgefordert" wurden, ihre Ziele bis Ende 2022 zu überprüfen - und nicht, wie ursprünglich vorgesehen, nach einem weiteren Fünfjahreszeitraum. „Seit der COP26 haben jedoch nur 23 Länder neue oder aktualisierte Ziele vorgelegt. Die Förderung ambitionierterer nationaler Klimaziele war keine Priorität des Gastgeberlandes Ägypten, das es versäumt hat, 2021 ein aktualisiertes Ziel vorzulegen, und erklärte, dass es auf der COP27 darum gehen werde, von den Zusagen zur Umsetzung überzugehen“, schreiben die Experten von Columbia Threadneedle. Sie gehen aber davon aus, dass die neuen Zusagen bei weitem nicht ausreichen werden, um die Emissionslücke zu schließen.
Konjunktur lastet auf Klimafinanzierung
Finanzierung war ein zentrales Thema in Glasgow und wird es wahrscheinlich auch in diesem Jahr sein. Die Industrieländer versprachen den Entwicklungsländern bis 2020 eine jährliche Klimafinanzierung in Höhe von 100 Mrd. US-Dollar, doch Berechnungen der OECD zeigen, dass die Mittel um 17 Mrd. US-Dollar darunter lagen und eher von Darlehen als von den geforderten Zuschüssen dominiert wurden. Kanada und Deutschland werden auf der COP27 einen Bericht vorlegen, in dem sie dieses Versagen analysieren und Lösungsansätze vorschlagen werden. „Aufgrund der wirtschaftlichen Situation halten wir höhere Zusagen für unwahrscheinlich, aber wir rechnen damit, dass Initiativen zur besseren Wirkung von Programmen internationaler Institutionen wie Weltbank und Internationaler Währungsfonds breite Unterstützung finden.“
Lichtblick CO2-Markt
Wenig Fortschritt erwarten die beiden Experten aufgrund des derzeitigen makroökonomischen Drucks in der Frage der Anpassungsfinanzierung. In Glasgow erklärten sich die reicheren Länder bereit, den Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ab 2025 jährlich 40 Mrd. USD für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel (z.B. Hochwasserschutz) zur Verfügung zu stellen. Auf bilateraler Ebene wurden jedoch nur 21,8 Mrd. US-Dollar zugesagt. Darüber hinaus argumentieren mehrere Interessengruppen, dass die 40 Milliarden nicht ausreichen. Mit Fortschritten rechnen Horrock-Taylor und Pegrum-Haram hingegen bei der Etablierung eines Marktes für CO2-Emissionen. „Die Gespräche auf der Bonner Zwischenkonferenz waren positiv. Wir gehen davon aus, dass sich die Dynamik von COP26 auf COP27 fortsetzt.“
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