Welcome to the Jungle – Hedgefonds im Nischen-Dickicht
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Hedgefonds galten lange Zeit als die Magier der Märkte. Ihr Ruf basiert vor allem auf den goldenen Zeiten in den Achtzigern und Neunzigern, in denen sie als unabhängige und undurchsichtige Taktiker im Verborgenen agierten und Millionen jenseits der üblichen Investmentstrukturen bewegten. Aggressiv, profitabel und geheimnisvoll - das war ihr Image.
Doch wie steht es heute um die Hedgefonds-Industrie? Allein im Oktober wuchs das in Hedgefonds verwaltete Vermögen um geschätzte 3,53% auf 1,786 Billionen Dollar. Das ist immer noch weit entfernt von dem Summen, die über klassische Investmentfonds verwaltet werden, aber in Anbetracht der Kredithebel, der anhängenden Industrie und internationalen Verflechtungen tauchen immer wieder Fragen auf: „Was bewegt diese Industrie eigentlich wirklich?“. Und vor allem: „Wie soll man als Anleger ihre Aktivitäten sinnvoll beurteilen?“
Eines steht fest: Die Hedgefonds-Industrie ist im Wandel. Standen Hedgefonds früher für geheimnisvolle aber eindeutige Macro- und Long/Short-Strategien, so dominieren heute Nischenlösungen, die bis ins Mystische abgleiten, um den ewigen Bedarf nach nicht-korrelierenden Anlagestrategien zu erfüllen. Es lohnt sich also mal einen genaueren Blick auf die derzeitig beherrschenden Themen der Branche zu werfen und worauf man als Investor achten sollte.
Emerging Market Fonds – Über Nacht das Risiko im Portfolio?
Hedgefonds sind also mehr oder weniger Nischenanbieter geworden – und meistens auch nur auf bestimmte Zeit. So tummeln sich zur Zeit viele Fonds in Asien und in den Emerging-Markets, um von dem Geschäft mit der Globalisierung zu profitieren. Aber das dieser Powertrend nicht ewig anhalten wird, ist so sicher, wie auf jeden Sommer ein Herbst folgt. Natürlich werden die Fonds vor Ort das viel bemühte „Diesmal ist alles anders…“ ins Feld führen, aber wer mit ausreichend gesunden Menschenverstand ausgestattet ist, weiß, dass man sein Geld nicht dazu einsetzen sollte, solche gewagten Thesen zu überprüfen. Die meisten Fonds in diesen Regionen arbeiten mit ökonomischen Modellen, die höchsten zwei bis drei Jahre in die Zukunft reichen – und selbst das ist in unserer unbeständigen Welt schon ein gewagtes Unterfangen.
Die großen Emerging-Markets- und Asien-Player werden ebenfalls mit wechselhaften Ergebnissen in Zukunft rechnen müssen. Genügte es in den letzten Jahren einfach vor Ort in Asien zu sein, um sich erfolgreicher Hedgefonds-Manager nennen zu dürfen, wird sich irgendwann sicherlich auch dort die Spreu von Weizen trennen und so manche Erfolgsgeschichte schneller verblassen als ein Fünftklässler „China“ buchstabieren kann.
Anleger sollten hier genau hinschauen: Hat das Management bereits einige Krisen in den jeweiligen Regionen erlebt und gemeistert? Und vor allem: Wie steht es um das Risikomanagement des Fonds, für den Fall, dass wirtschaftliche oder politische Irritationen eintreten. Thailand und Libanon haben zuletzt gezeigt, wie schnell vermeintlich stabile Staaten über Nacht zum Krisengebiet werden können.
Eine weitere wichtige Kategorie sind Spezialfonds, die sich auf Nischenstrategien in den großen Aktien- und Futuresmärkten konzentrieren: Vom vollautomatisierten Handelssystem, über Special Situations bis zu komplexen Optionsstrategien. In diesem Teil der Industrie umgibt sich die Branche noch mit dem Flair des Magischen – der überlegenen Köpfe und ausgefeilten Strategien. Aber: Wie viele überlegende Köpfe tummeln sich wirklich in diesem Umfeld? Und zwar in einem Maße, dass sie in tausenden Hedgefonds überlegende Renditen produzieren können? Das ist immer noch die Frage, die sowohl branchenintern als auch von Beobachtern heftig diskutiert wird. Die Antwort scheint durch die eher unterdurchschnittlichen Renditen von Hedgefonds in den letzten Jahren deutlich zu werden: Auf jeden Fall nicht genügend, um dem Ruf gerecht zu werden.
Vor allem der Amaranth-Skandal hat zuletzt wieder sehr deutlich gezeigt, dass auch gefeierte Trading-Stars schnell zur gefährlichen Super-Nova werden können. Anleger sollten also immer berücksichtigen, dass auch „überlegende Köpfe“ auf Dauer nur mit Wasser kochen können, bevor sie ihr Geld einer oftmals undurchsichtigen Super-Blackbox anvertrauen.
Anleger müssen hier ebenfalls auf ein erfahrenes Management achten, Track-Records vergleichen, nach Möglichkeit Daten über Drawdowns und Volatilität auswerten und letztendlich Verantwortung für Ihre Investition tragen, sprich: Nicht übertreiben mit dem Vertrauen!
Die Alleskönner – Wenig Kontakt zum einfachen Anleger
Und dann gibt es noch die Alleskönner – die sich in jede Nische drängen, wo (vermeintlich) Geld zu holen ist. Von Private Equity, über Filmproduktionen bis hin zu Junk Bonds und Schiffsbeteiligungen. Diese Hedgefonds agieren rund um alles, was Rendite verspricht. Doch wirklich aussagekräftige Informationen über diese Gattung sind sehr rar. Die Private Equity-Transaktionen dieser Hedgefonds können im Deckmantel der Vertraulichkeit abgewickelt werden, da sie keiner Veröffentlichungspflicht unterliegen. Zumindest Filmproduktionen sollen eher spärlich erfolgreich sein - das dürfte deutschen Anlegern aber aus den heimischen Medienfonds durchaus bekannt sein.
Insgesamt sind diese Alleskönner eher als Holdings zu betrachten – weniger als Hedgefonds. Sie sind auf breiter Ebene aktiv und legen Kapital in einem Portfolio aus breiten Beteiligungen an. Da spielt es dann eben keine Rolle mehr, ob Biotech, Buy-Out oder Tom Cruise drauf steht. Genauso schwierig sind diese Fonds dann auch zu beurteilen. Im Grunde muss der Anleger in der Lage sein die einzelnen Komponenten und das Gesamtbild einer Holding zu beurteilen. Das dürfte allein schon aufgrund von mangelnder Transparenz schwierig werden, da diese Fonds als nicht besonders auskunftsfreudig bekannt sind. Da sie aber eher über Private Placements bei vermögenden Privatpersonen oder institutionellen Investoren agieren, dürften einfache Privatanleger eher wenig Kontakt mit dieser Fondsgattung haben.
Komplexe Aufgabe Bewertung
Bleibt die generelle Frage: Woran hält man sich als Anleger im Hedgefonds-Universum? Durch den Trend zum Nischenspiel in der Branche müssen Anleger zumindest den grundlegenden Sachverstand mitbringen, diese Nischen auch vernünftig beurteilen zu können. Bei der Masse an Nischen und Sektoren kein einfaches Unterfangen. Hedgefonds bleiben also weiterhin Expertengut: Erdacht von Experten, geführt von Experten und auch nur durchschaubar von Experten.
Die großen institutionellen Investoren und High Net Worth-Individuen beschäftigen ihre Research-Abteilungen und Berater für derartige Anlageentscheidungen. Das können Anleger, die mit einem herkömmlichen Vermögen ausgestattet sind, natürlich nicht. Die sollten einfach auf den universellen Ratgeber Vernunft hören, wenn Sie in eine dieser Klassen investieren möchten: Nicht übertreiben. 2% bis 5% des Vermögens machen Sinn und sind zu verkraften, falls sich die Entscheidung als falsch heraus stellt.
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