Kommentar
12:32 Uhr, 10.02.2014

Weitere bezaubernde Traderin: "Am besten ist Tesla mit Apple zu vergleichen."

Sehr guter Artikel von "Mambo". Hinter diesem Nicknamen verbirgt sich ebenfalls eine Traderin. Sie hat sich über unseren Vermerk zu Mickette gefreut. Die Frauenfraktion unter den Tradern, es gibt sie. Und auch Mambo möchte dazu beitragen, eben dieser Fraktion Gehör zu verleihen.

Erwähnte Instrumente

Ich kenne Mambo aus meinem Blog, in dem sie über längere Zeit mit den Tradern "Katzenfreund" und "Eisbär" konkrete Tradingvorschläge öffentlich austauschte. Deshalb kann ich ganz klar festhalten: Mambo ist eine Profi-Traderin.

"Mambo" meldet sich neuerdings wieder öffentlich zu Wort. Ihr findet sie den folgenden Trader kommentierend hier : http://goo.gl/bJBFi6

Nachfolgend eine ausführliche Einschätzung von "Mambo" ...

Gut geschrieben, viele Hintergrundinfos zu Tesla und spannenden Ausblicken - einfach nur lesenswert!

Hat die Automobilindustrie die „erneuerbaren“ Energien verschlafen?

Jein.

Ja-da einerseits nur Modelle als Prestigeobjekte zu utopischen Preisen entwickelt und als Einzelstücke angeboten werden.

Nein-da derzeit keine Hektik herrscht, ein Auto zu entwickeln, das ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben wird - man hat wohl noch genug Zeit.

Die meisten Manager der Automobilkonzerne weltweit glauben, dass es in den nächsten 10-15 Jahren keine ernstzunehmende Konkurrenz zum Verbrennungsmotor geben wird. Weiterhin wird das Angebot an Hybridfahrzeugen bei sinkenden Preisen ausgebaut.

Diese Fahrzeuge sind aber als Ergänzung zum klassischen Verbrennungsmotor zu verstehen, so der Glaube.

Hybrid- und Elektrofahrzeuge erfreuen sich in den USA einer großen Beliebtheit, nicht nur, weil man extra ausgewiesene Parklätze (am Supermarkt z.B. gleich am Eingang) hat, sondern weil diese Fahrzeuge durch Steuerersparnisse subventioniert werden –bis zu 7500 usd/Fahrzeug. Kalifornien ist eine Ausnahme, hier werden Elektrofahrzeuge, Hybridfahrzeuge, etc. direkt durch staatliche Zuschüsse gefordert. (Ein Tesla mit 2500 usd).

Die Investition in die Forschung der Hybridfahrzeuge, Brennstoffzellen, etc. ist bei den meisten Unternehmen eingeplant. In der Brennstoffzelle sehen die meisten Manager Chancen für den Durchbruch, in einem reinen Elektroauto dagegen nicht - weltweit also auch in China, Russland, Indien. Auf die Brennstoffzelle setzt z.B. Toyota, Daimler.

Dennoch bleibt der Verbrennungsmotor in den nächsten 10 Jahren das Massenprodukt, die Konzentration liegt auf der Senkung des Kraftstoffverbrauchs.

Was ist dann mit Tesla los?

Die Technologie ist revolutionär, zugegeben. Das Auto brummt nicht (kein Motorsound), ist lautlos und „schaltet“ stufenlos. Beschleunigt schnell und hat 420 PS. Tesla selber sieht sich im Segment S-Klasse, Panamera etc. Also schon kein Massenprodukt.

Die Reichweite wird derzeit mit bis zu 450 km angegeben, allerdings nur, wenn man die maximale Leistung nicht abruft, die empfohlene Geschwindigkeit liegt bei 90-100 km. Das stört in den meisten Ländern nicht, in vielen gibt es sowieso eine Geschwindigkeitsbegrenzung.

Dennoch ist es ein Widerspruch in sich, der Kunde fragt sich dann, warum braucht er so viele PS, wenn er sie nicht wirklich einsetzen kann.

Kommt der Fahrer doch in die Versuchung, das Auto auszureizen, wird die Sache schnell zur Adrenalinfahrt, eine Ladestation findet man derzeit nicht so schnell.

Bei dieser Fahrweise sind Hinterreifen nach ca. 8000 km zu erneuern. Diese werden schnell wegen Kraftübertragung abgefahren, das ist aber ein bekanntes Problem, muss trotzdem einkalkuliert werden.,

Die Reichweite und Infrastruktur sind sicher Probleme, die in ein paar Jahren gelöst werden.


Wer ist der Tesla Kunde?

Frauen eher nicht, die interessieren sich wenig für technische Revolution und PS beim Autokauf. Bei Frauen spielt der Preis und die Größe des Fahrzeugs eine übergeordnete Rolle. Hier punktet Tesla nicht, das Auto (Model S) ist ab 93 000 eur in Deutschland zu haben, ab 110 000 sfr in der Schweiz.

Leider ist das Auto auch recht groß; ist größer und breiter als S-Klasse. Die europäischen/chinesischen Parkhäuser lassen grüssen.

Für eine Familie ist der Preis und der Innenraum wichtig, ein Familienmodell Tesla X kommt aber frühestens in 2 Jahren auf den Markt. Wird aber auch nicht billig. Die zwei hinteren Sitze im Model S sind eher als Notsitze zu bezeichnen, weil sie recht unbequem sind.

Aber Tesla will sowieso im oberen Preissegment agieren.

Für einen Geschäftsmann, der viel unterwegs ist, bietet die Reichweite wenig Flexibilität.

Also ist der Kunde im Moment der coole wohlhabende Mensch, der dieses Auto zum Spass hat. Tesla zu fahren ist „in“ und cool. Hier liegt Tesla voll im Trend;

Das Auto ist mit Elektronik beladen, mit Mediacenter ausgestattet, kann sogar mit Smartphone bedient werden. Ob ein Mediacenter wegen der Ablenkungsgefahr erlaubt bleibt, ist abzuwarten. Und ob ältere, oft wohlhabende Menschen viel Freude an der Bedienung haben, ist auch eine Frage. Die kleingehaltenen Bedienelemente sollte man schon ablesen können. Aber diese Kleinigkeiten sind zu vernachlässigen.

Allerdings den Trend, dass sich ein Fahrzeug zum zweiten Wohnzimmer entwickelt, haben auch andere Autohersteller erkannt. Hier hat Tesla keinen (dauerhaften) Vorsprung.

Die Firma Tesla

Die Firma hat ambitionierte Ziele und betreibt eine aggressive Verkaufspolitik. In Deutschland wird z.B. ein Leasingangebot gestartet, mtl. Ab 800 eur, nach Abzug der Spritersparnisse ca. 500 eur.

Das Netz der Schnelladesäulen ist nicht ausreichend, wird aber ausgebaut, das Laden ist noch kostenlos - bleibt es das auch, wenn man den Markt erobert hat?

Tesla hat im Jahr 2013 ca. 20 000 Fahrzeuge verkauft (Toyota verkauft Millionen). In Europa vor allem in Norwegen, warum?

Subventionierung gibt es keine, Maut- und Parkgebühren entfallen, Mehrwert- und (hohe) Neuwagensteuer entfallen. Es gibt auch andere Vorteile, es dürfen z.B. Busspuren befahren werden. Norweger gelten davon abgesehen als ziemlich wohlhabend.

Zukünftig soll der Markt in China erobert werden- so die Vision von Elon Musk, soll nach den USA der zweitgrößte Absatzmarkt werden. In China erhält jeder Autohersteller für ein Elektroauto ca. 7 000 eur. (Gilt mWn nur für heimische Hersteller).

Kfz Steuer für Elektroautos entfällt.

Tesla Model S soll in China über 120 000 usd kosten, doppelt so teuer als in den USA , dennoch mit einer niedrigen Marge-unter den Erwartungen der Analysten, denn die Transportkosten sind hoch und die Steuer auch. Eine eigene Produktion in China plant das Unternehmen aus Kostengründen noch nicht.

Tesla hat im Jahr 2013 ca. 20 000 Fahrzeuge verkauft (Toyota verkauft Millionen). In Europa vor allem in Norwegen, warum?

Subventionierung gibt es keine, Maut- und Parkgebühren entfallen, Mehrwert- und (hohe) Neuwagensteuer entfallen. Es gibt auch andere Vorteile, es dürfen z.B. Busspuren befahren werden. Norweger gelten davon abgesehen als ziemlich wohlhabend.

Zukünftig soll der Markt in China erobert werden- so die Vision von Elon Musk, soll nach den USA der zweitgrößte Absatzmarkt werden. In China erhält jeder Autohersteller für ein Elektroauto ca. 7 000 eur. (Gilt mWn nur für heimische Hersteller).

Kfz Steuer für Elektroautos entfällt.

Tesla Model S soll in China über 120 000 usd kosten, doppelt so teuer als in den USA , dennoch mit einer niedrigen Marge-unter den Erwartungen der Analysten, denn die Transportkosten sind hoch und die Steuer auch. Eine eigene Produktion in China plant das Unternehmen aus Kostengründen noch nicht.

Investorensicht

Kurzportrait:

Tesla Motors ist auf Konzipierung, Bau und Vertrieb von elektrischen Fahrzeugen spezialisiert. Der Umsatz ist wie folgt auf die verschiedenen Geschäftsbereiche verteilt:

- Verkauf von Automobilen (85,7%);

- Verkauf von Bauteilen von Antriebsaggregaten für elektrische Fahrzeuge (7,6%);

- Entwicklungs-Dienstleistungen (6,7%).

Ende 2012 verfügte der Konzern über 2 Produktionsstandorte in den USA.

Die geografische Verteilung des Umsatzes sieht aus wie folgt: Nordamerika (86%), Europa (12,2%) und Asien (1,8%).
Details zu den Shareholdern in Tabelle 1 im Anhang

Tesla ist mit ca. 22,24 Milliarden usd bewertet und setzt derzeit 2300 Fahrzeuge im Monat ab. Die Umsatzzahlen wurden verdoppelt Die Verkaufszahlen sollen steigen, wozu auch das Model X (ab 2015 auf dem Markt) beitragen soll.

Für die Jahre 2014 und 2015 sollen vom Model S weiterhin 20000 Fahrzeuge in den USA, 10 000 in Europa und 20000 in anderen Ländern (China) verkauft werden. Vom Tesla X sollen zukünftig ca. 100000 Fahrzeuge abgesetzt werden. Gleichzeitig wird in Vorleistung das Netz der Ladestationen ausgebaut. Soweit die Ziele.

Die Analystenerwartungen sind hoch, ein hohes Wachstum ist vorgesehen.

Ein paar Daten-basierend auf dem Ergebnis im Jahr 2012. Zahlen für das Jahr 2013 kommen am 17.02.14.
Details zur Ergebnisentwicklung, Bilanz und anderen Kennzahlen siehe Chart 1 und 2 und Tabelle 2 unten

Einige amerikanische Analysten sehen den fairen Wert bei 150 usd, wenn die anvisierten Ziele erreicht werden. Dies ist jedoch ungewiss und solange –entnommen den Zahlen- ist Tesla überwertet. Man könnte von einer Blase sprechen. Vor allem die Positionierung auf dem chinesischen Markt ist mit Risiken behaftet; hier haben einige Autohersteller ihren Weg zuerst finden müssen, nicht zuletzt Daimler, der am Anfang mit zwei Vertriebsorganisationen arbeitete. Dies erwies sich als nachteilig.

Fazit:

Tesla wird in den nächsten Jahren nach wie vor eine Nische bedienen. Ob hier die Marktanteile von Porsche, Daimler, BMW abgegraben werden, ist ungewiss. Jedenfalls konkurriert Tesla in den nächsten Jahren mit dem klassischen Verbrennungsmotor. Und hier haben die Autohersteller nicht geschlafen, gerade von Daimler-der langsam seinen Rückstand aufholt –ist einiges in den Jahren 2014/2015 zu erwarten.

Vergleichsbeispiele aus der Vergangenheit

Am besten ist TSLA mit APPL zu vergleichen. Bei Apple hing der Erfolg vom charismatischen Steve Jobs ab. Apple hatte jahrelang eine Nische bedient (im Computerbereich ist es noch heute der Fall), der Durchbruch kam erst mit iphone und ipod im Jahr 2004. Bis dahin bewegte sich der Kurs nicht viel, danach ging es nur aufwärts.

Auch Bill Gates sah bereits vor Jahren in jedem Haushalt einen PC stehen; damals musste sich Microsoft gegen andere Betriebssysteme durchsetzen.

Auch Steve Case (AOL) hatte eine Vision, was Verbreitung und Nutzung vom Internet angeht. Auch diese ist in Erfüllung gegangen.

Sollte sich Tesla nachhaltig durchsetzen, wird der Durchbruch zur Massenproduktion nur dann gelingen, wenn alle technischen Probleme gelöst werden. Hier sehe ich vor allem das Problem in der Entsorgung der Batterien, sollten Millionen von Elektrofahrzeugen auf den Straßen fahren. Der Durchbruch wird erst mit anderen Faktoren passieren, wenn das Öl zu teuer, zu knapp wird oder eine globale politische Krise (Krieg) droht. Ansonsten ist die Lobby der Ölindustrie enorm.

Eine Bedrohung für die heute etablierten Autohersteller stellt Tesla nur dar, wenn die anderen die Wende verschlafen. Nur welche Wende?

Es wäre genauso denkbar, dass ein synthetischer Kraftstoff hergestellt wird. Viele Firmen forschen mehr oder weniger abenteuerlich danach- z.B. Gewinnung des Sprits aus Algen. Es gibt aber auch durchaus vielversprechende Ansätze, die von Mineralkonzernen finanziert werden.

Also wenn ich die Zukunft investieren, warum nicht hier?

Tesla als Übernahmekandidat?

Wäre möglich - Elon Musk hat sein früheres Unternehmen Paypal an Ebay verkauft und damit viel Geld verdient. Er ist Südafrikaner und könnte auch mit anderen erfolgreichen und ehrgeizigen Südafrikanern verglichen werden - Marius Kloppers (BHP), Ivan Glasenberg (Glencore). Diese halten sich eher im Hintergrund. Elon Musk ist dagegen vom Typ Draufgänger, macht provokative, selbstbewusste Ansagen. Einen Rückruf verkauft er als Technikrevolution, seine Fahrzeuge als rollende Smartphones.

Vom Typ her wäre er am besten mit Craig Venter (Celera Genomics ) vergleichbar-ist aber nur meine persönliche Meinung.

So wie E. Musk war auch C. Venter (heute Synthetic Genomics) ein Visionär, hatte seine damals utopischen Ziele laut und provokant angekündigt, sich auch viele Feinde gemacht. Dennoch hatte er seine Ziele durch eine unkonventionelle Vorgehensweise erreicht, obwohl das niemand erwartete. Die Firma wurde später von Quest Diagnostics übernommen. Die anfängliche absurd hohe Bewertung von Celera, in der alle Visionen angeblich eingepreist waren, hatte Celera allerdings verloren. Und auch nach dem Erreichen der Ziele wurde diese Bewertung nicht mal annährend zurückerobert. In der Kursentwicklung und Erwartung von Tesla und Celera Genomics könnten Gemeinsamkeiten gesehen werden.

Heute widmet sich C. Venter anderen Forschungsarbeiten, z.B. der Herstellung eines synthetischen Kraftstoffs - aber nicht nur. Immerhin ist es ihm gelungen, ein Bakterium synthetisch herzustellen. Seine Projekte werden von BP/Exxon mitfinanziert.

Auch Elon Musk mangelt es nicht an Ideen, so besitzt er noch eine Raumfahrtfirma Space X, die auch über ambitionierte Ziele verfügt. Ein Tesla-Verkauf wäre also durchaus denkbar.

An Tesla dürften nicht nur Automobilhersteller Interesse haben.

"Mambo" findet ihr den folgenden Trader kommentierend hier : http://goo.gl/bJBFi6

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4 Kommentare

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  • Oliver Baron
    Oliver Baron Experte für Anlagestrategien

    Aus fundamentaler Perspektive sind Apple und Tesla überhaupt nicht miteinander vergleichbar. Apple ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 12 und einer Dividendenrendite von 2,5% (beides geschätzt für 2014!) fast schon ein Value-Wert.

    Ganz anders Tesla: Das geschätze KGV für 2014 liegt aktuell bei astronomischen 121, auf Basis 2013 sogar bei 250!. Mit anderen Worten: Auf Basis des Gewinns von 2013 würde es ein viertel Jahrhundert dauern, bis Tesla auch nur die eigene Bewertung verdient hat! Wir haben es also mit einer extremen Übertreibung zu tun. Mondpreise!

    15:34 Uhr, 10.02.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    @ mambo ... die grafiken mußte ich leider wegen möglicher copyright problematik herausnehmen ... VG,harry

    12:56 Uhr, 10.02.2014

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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