Kommentar
14:00 Uhr, 28.01.2013

Was taugt die Tradingsoftware von Gekko

Als einen der ersten Broker in unserer umfangreichen Reihe der anonymen Echtgeldtests haben wir uns Gekko Global Markets zur Brust genommen. Wir wollen wissen ob die Broker wirklich halten was sie versprechen. Welche Trader dort gut oder eben nicht so gut aufgehoben sind, stellen die Stärken den Schwächen gegenüber, und vor allem: wie fair sind die Ausführungen im direkten Vergleich mit der Konkurrenz. Im ersten Teil haben wir uns die angebotenen Produkte angesehen, nun wollten wir wissen was die Plattform taugt. Die objektiven Fakten zu diesem Anbieter können Sie in unserem Steckbrief nachlesen, dort finden Sie auch Bewertungen durch viele Trader und die Details zu geschenkten 75€ bei Kontoeröffnung.

Erster Eindruck

Die wichtigsten Zahlen wie Kontostand, offener Gewinn/Verlust oder verfügbare Margin sind sofort ersichtlich. Ebenso eine globale Watchlist gefüllt mit einer Vorauswahl von Standard- und Zufallswerten. Beim ersten Login werden auch noch „Erste Schritte“ eingeblendet, welche auch später jederzeit mit einem Klick aus der Menüleiste angezeigt werden können. Die offenen Positionen, Orders und eine Transaktionshistorie müssen zwar erst aus dem Menü geöffnet werden. Die Oberfläche wie man sie sich individualisiert hat bleibt aber beim Ausloggen gespeichert und ist somit beim nächsten Login wieder genauso vorhanden. Die Software macht auf jeden Fall einen aufgeräumten Eindruck.

Watchlisten

Man kann sich zwar mehrere Kurslisten anlegen und zwischen diesen wechseln. Aber nie mehr als 1 gleichzeitig auf dem Schirm haben, das dient nicht unbedingt der Übersichtlichkeit. Abgesehen davon sind die Basiswarte leicht gefunden und verwaltbar. Allerdings ist es ziemlich mühsam, sich die gewünschten Basiswerte einzeln suchen zu müssen. Wer also etwa eine Watchlist der Dax30 Titel braucht, wird um mehr als 100 Klicks nicht umhin kommen. Und nach Erstellung einiger Watchlisten für eine ordentliche Übersicht mussten wir erkennen, dass bei insgesamt 100 Werten in allen Watchlisten zusammen Ende im Gelände ist. Das ist leider zu wenig Kapazität für Trader die mehrere Börsen im Auge behalten wollen.

Reaktion des Brokers: es wird in einem späteren Release möglich sein, mehrere Watchlisten gleichzeitig offen zu haben. Vordefinierte Watchlisten sind eine gelungene Anregung, werden wir rasch umsetzen.

Uns fehlt auch die Zeitangabe der letzten Kursaktualisierung in den Watchlisten, bzw. zumindest irgendwo in der Plattform eine Livezeit.

Broker: sehr gute Anregungen, eine Uhr wird eingefügt werden

Unterschied Demo vs. Live

Als erstes fällt auf, dass nicht alle Werte in der globalen Watchlist der Demoversion gültig sind. So sind die Kontrakte von Bund Mini, dem SMI und US Light Crude längst ausgelaufen. Ist kein Beinbruch, aber ein Schönheitsfehler der Einsteiger verwirren kann. Ich möchte also den aktuellen Bund einfügen, gehe auf Produkt hinzufügen und gebe „Bund“ in die Suchmaske ein. Der neue Dezember-Kontrakt ist dann rasch hinzugefügt zur Watchlist. Jetzt möchte ich die drei abgelaufenen Kontrakte entfernen, gehe also auf „Watchlist bearbeiten“ und versuche die Werte zu kicken. Das klappt allerdings nicht. Erst nach erneutem Login werden die alten Werte nicht mehr angezeigt. In der Liveversion klappt das besser.
Die Kursstellung an sich ist jedenfalls identisch mit der Liveversion.

Definitiv angenehm ist der simulierte German30 in der Demo, diese erlaubt auch am Wochenende den Handel damit auszuprobieren.

Multimonitoring

Die Plattform kann zwar im Browserfenster über zwei Monitore gezogen werden. Eigene Fenster für Charts etc. sind allerdings nicht möglich. Das schränkt den Gestaltungsspielraum etwas ein, speziell für kurzfristige Trader die auf mehreren Märkten und/oder Zeitebenen unterwegs sind. Man kann sich auch nicht einfach auf einem zweiten Arbeitsplatz parallel einloggen. Was aus Sicherheitsgründen aber auch Sinn macht.

Reaktion des Brokers: neue Browserfenster werden im 2. Quartal verfügbar sein

Tutorial

Es erschließt sich eigentlich alles angenehm intuitiv, man merkt die Entwickler haben sich erfolgreich Mühe gegeben, komplizierte Produkte einfach darzustellen. Die wirklich wichtigen Funktionen werden auch in den Ordermasken direkt erklärt mittels Mouse-Over-Effekten. Und das Benutzerhandbuch ist von der Plattform aus aufrufbar.

Hebel/Margin

Der Kapitaleinsatz ist angenehmerweise individuell wählbar. Man kann die Margin mit einem einfachen Schieberegler im Orderfenster sogar auf 100% steigern. Und damit etwa die Finanzierungskosten umgehen. So werden aus Tradinginstrumenten ganz einfach Investmentprodukte, ohne dass man auf die Haltedauer Rücksicht nehmen muss.

Charting

Die Charts öffnen sich in einem neuen Fenster standardmäßig im kleinsten zur Verfügung stehenden Zeitfenster. Das ist etwa bei TecDax-Aktien der 5-Minuten-Chart, sämtliche kleineren Zeitebenen fehlen hier leider. Bei anderen Basiswerten ist der 1-Minuten-Chart die kleinste Ebene, Tickcharts fehlen also völlig.

Dass man in den Charteinstellungen zwischen Bid-, Ask- und Mittelkursanzeige wählen kann, ist im Prinzip eine prima Sache. So lässt sich visuell nachvollziehen, warum man zu welchem Kurs ausgeführt wurde. Einfacher ginge das aber noch mittels einer Spreadhistorie in Listenform mit Zeitstempel, die z.B. die letzten 100 Kursstellungen anzeigen würde.

10 Charts sind das Maximum, welche man parallel geöffnet haben kann. Mehrere Charts verschiedener Zeitebenen zu ein und demselben Basiswert klappen auch. Mehr als 10 Charts sind in aber ohnehin erst sinnvoll, wenn sich die Charts in eigenen Fenstern öffnen lassen, und daran wird bereits gearbeitet.

Angenehmerweise hat Gekko auf der WOT im November 2012 sofort auf eine Anregung reagiert, während dieser Test noch in der Entstehung war: ich hatte mir die Verknüpfung einer Watchlist mit einem Chartfenster gewünscht, so dass man sämtliche Favoriten durchsehen kann ohne jedes Mal einen neuen Chart öffnen zu müssen. Wenige Tage später wurde dieses Feature eingeführt, Daumen hoch.

Möchte man die Charts der Plattform für ausführliche Analysen nützen, wird einem aktuell noch ein großer Stein in den Weg gelegt: eingezeichnete Werkzeuge in den Charts sind beim nächsten Login verschwunden. D.h. sämtliche Linien, Pfeile, Fibonacci-Retracements etc. müssen erneut eingezeichnet werden.

Jedenfalls bleibt die Software flüssig auch bei 10 geöffneten Charts. Und diverse in den Anfängen des Tests gefunde Bugs wurden bereits ausgemerzt.

Verbindung

Die Verbindungsqualität bzw. Stabilität der browserbasierten Plattform hat sich während der Testphase ständig verbessert. Die ersten Tests Anfang November hinterließen noch einen schlechten Eindruck, die Plattform fror in unregelmäßigen Abständen ein wenn die maximale Anzahl von 10 Charts parallel laufen. Die Lösung war jedes Mal ein erneuter Login in die Plattform. Während der zweiten Testrunde Anfang Dezember konnte diese störenden Unregelmäßigkeiten nun nicht mehr reproduziert werden. Und im Januar des neuen Jahres konnten auch kleinere Makel von zu Beginn nicht mehr reproduziert werden. Das Ganze wurde an verschiedenen PC-Systemen und Browsern getestet, dazu in LAN und WLAN unterschieden. Der größte Kritikpunkt betrifft das Fehlen automatischer Wiederherstellungsversuche bei Verbindungsabbruch, also wenn das Internet auch nur für Sekundenbruchteile hakte. Ist sehr störend wenn man sich dann erneut einloggen muss, bei browserbasierten Plattformen anderer Broker kriegt man Verbindungsabbrüche hingegen gar nicht mit.

Reaktion des Brokers: daran arbeiten die Techniker gerade, diese Funktion wird kommen

Systemanforderungen

Neben meinem Standard-PC-System, welches mit einer Standleitung mit dem Internet verbunden ist, wird die Plattform auch auf einem sehr viel älteren Notebook getestet mittels WLAN-Verbindung. Und überall in den drei wichtigsten Browsern Internet Explorer, Firefox und Google Chrome. In allen Fällen funktionierteTrade Hub tadellos was die Arbeitsgeschwindigkeit angeht. Hin und wieder dauerte der Chartaufbau einen Tick länger, aber das lag dann am WLAN.

Orderaufgabe

Mehrere Orderfenster gleichzeitig geöffnet zu haben ist überhaupt kein Problem, diesmal konnte im Gegensatz zu den Charts keine Obergrenze ausgemacht werden. Eine vorbereitende Orderaufgabe auch für mehrere Trades gleichzeitig ist also möglich. Nun wollten wir uns ansehen, wie viele offene Orders die Plattform verkraftet. Dabei stachen gleich zwei Mängel ins Auge: versucht man eine OCO-Order unfertig aufzugeben, erhält man keinen Hinweis welche Angaben denn nun falsch sind oder noch fehlen. Sondern nur die Meldung „Server Fehler“.

Reaktion des Brokers: dieser Bug wird aktuell gefixt

Beim Versuch der Reproduzierung dann erhalte ich keine Fehlermeldung mehr, sondern es geschieht einfach überhaupt nichts, wenn ich eine Hälfte der OCO-Order löschen möchte. Versuche ich die Stornierung dann mit der 2. Hälfte der Order, verschwinden sofort beide Teilorders. Hier wäre Feedback der Plattform erwünscht, man glaubt sonst die erste stornierte Order ist immer noch im System. Auch wenn das nicht der Fall ist, wie ein erneuter Logout und Login zeigen. Dann nämlich sind alle Teilorders verschwunden, die man zur Stornierung ausgewählt hat. Diese Probleme treten scheinbar nur mit OCO-Orders auf.

Das Handeln aus dem Chart klappt nur indirekt: zwar kann eine neue Order aufgegeben werden. Die offenen Orders sind dann aber weder als Triggerlinien sichtbar, noch veränderbar. Adaptionen funktionieren also nur über das Fenster der offenen Orders.

Reaktion des Brokers: ab Februar verfügbar

Die außerbörsliche Orderaufgabe stellt auch kein Problem dar, vorausgesetzt man verzichtet logischerweise auf Markt- bzw. Bestens-Orders. Orders sind wahlweise gültig bis diese storniert werden (GTC), oder bis zum Ende des aktuellen Handelstages (GFD). Eine tiefergehende variablere Gültigkeitsdauer (Zeit + Datum) wäre für manche Spezialisten sicher wünschenswert, wird aber von kaum einem Anbieter am Markt bedient.

Dass die Möglichkeit eines Trailing Stops noch fehlt ist ein Makel, der ebenfalls schon auf der To-Do Liste von Gekko steht.

Einen angenehmen Eindruck hinterlässt das Orderfenster noch in folgender Hinsicht: man sieht auf einen Blick die in Anspruch genommene Margin beim aktuell gewählten (und einfach änderbaren) Hebel, sowie Hilfestellung für Mindestabstände oder die Anzeige des voraussichtlichen Profit/Loss bei gewählten Stop- und Kurszielen.

Und sowieso als großes Plus hervorheben müssen wir die Möglichkeit, dass man nicht nur via Stückzahl sondern auch via Nominalbetrag handeln kann. Das ist ein sehr nettes Feature, perfekt ist das Ganze wenn das auch für den Stop Loss und Take Profit möglich wäre.

Offene Orders

In den Charts selbst sind offene Orders wie erwähnt nicht sichtbar und damit auch nicht änderbar. Sonst klappen Orderänderungen aber wunderbar, auch nachträgliches Hinzufügen von Stop- oder Limitlevels ist einfach möglich.
Nun haben wir eine große Anzahl offener Orders vorliegen, und suchen nach einer bestimmten Order. Eine Sortierung ist zumindest möglich nach den verschiedenen Basiswerten. Und nach dem Abstand des aktuellen Kurses vom gewünschten Einstiegskurs.
Ein Wunsch unsererseits wäre noch ein Art „Panikbutton“, zur Stornierung aller offenen Orders. Ist hin und wieder sehr nützlich.

Hedging

Sehr komfortabel erlaubt Gekko das Eingehen von gleichzeitigen Short- und Longpositionen im selben Underlying. Dazu muss nur ein Haken gesetzt werden im Orderfenster, sehr nützlich für Trader die in einem Basiswert auf verschiedenen Zeitfenstern oder mit verschiedenen Setups unterwegs sind. Dies muss bei den meisten Brokern sonst über Unterkonten gelöst werden, ein klarer Pluspunkt für Gekko.

Mobile Trading

Die iPhone- App ist sehr ansprechend und effizient gestaltet, zur Kontrolle des Geschehens und dem Management offener Positionen und Orders für unterwegs ist die App ideal geeignet. Selbst das Charting ist ansprechend gelöst worden, meist ja essentiell für das Eingehen neuer Positionen. Und eine Android-Version kommt ebenfalls in Kürze.

Kontohistorie

Die Tradehistorie ist auf den ersten Blick stattlich, lässt nur wenige Wünsche offen. Der Zeitraum der Historie kann individuell gewählt werden und es kann sortiert werden sowohl nach Ausführungsdatum/Uhrzeit als auch nach gehandeltem Produkt und ob die Position geöffnet oder geschlossen wurde. Allerdings sieht man nicht ob der Trade ein Long- oder Shortversuch war, erst beim zusätzlichen Klick auf die Details. Und eine Sortierung nach G&V wäre noch eine nette Ergänzung.
Eine Anregung an Gekko wäre auf jeden Fall noch, dass man nicht nur den ausgeführten Kurs sieht. Sondern auch, zu welchem man ursprünglich die Order aufgegeben hatte. Um eventuelle Slippage sofort zu registrieren und die Stop- und Limitorders entsprechend anzupassen falls gewünscht.

Kontoauszüge

In der Transaktionshistorie direkt in der Plattform sind zwar Ein- und Auszahlungen ersichtlich, und das Ergebnis der einzelnen Trades. Eine ausdruckbare Version oder gar eine Zustellung per Mail wird aber nicht angeboten. Für korrekte Buchhalter ein Ärgernis, auch die Steuererklärung wird so ein ziemlicher Aufwand. Eine Jahresabrechnung soll aber bald angeboten werden.

Reaktion des Brokers: Sortierung laufender Trades nach G&V haben wir sofort umgesetzt, und Kontoauszüge gehen noch diesen Monat live. Dann wird die Transaktionshistorie täglich und monatlich downloadbar sein

Viel Erfolg beim Trading
Michael Hinterleitner

Sie haben Fragen? Sie erreichen uns unter der Telefonnummer +49 (0) 89-44455506 oder via Kontaktformular.

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Über den Experten

Michael Hinterleitner
Michael Hinterleitner

Michael Hinterleitner ist seit 2006 Redakteur und Trader bei GodmodeTrader.

Bereits 1998 der Faszination Börse erlegen, wurde Trading neben dem Studium der Wirtschaftswissenschaften zu seiner Hauptbeschäftigung. Sein Fokus: Aktien. Neben der täglichen spannenden Jagd an den Börsen kam 2011 die Idee zu einem neuen Brokervergleich, der nicht nur einen detaillierten Blick hinter die Kulissen erlaubt, sondern auch handfeste Vorteile für Mitglieder bringt.

Als Mitbegründer der Vergleichsplattform BrokerDeal.de hat sich Michael Hinterleitner zum Ziel gesetzt, Licht in den Brokerdschungel zu bringen. Er erklärt, worauf es bei der Brokerwahl ankommt, welche Anbieter für welche Bedürfnisse Sinn macht und auf welche Unterschiede man bei den Produkten und der Ausführungsqualität achten sollte.

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