Kommentar
09:00 Uhr, 24.06.2021

Was Rohstoffe über den Markt verraten

Wer Mühe hat, die Bewegungen der letzten Tage und Wochen nachzuvollziehen, findet eine Erklärung bei Rohstoffen.

Rohstoffe sind hervorragende Konjunkturindikatoren. Mit ihnen beginnt praktisch alles, was man anfassen kann. Wer ein neues Smartphone kauft, kommt um Rohstoffe wie Silizium und Metalle nicht herum. Das gleiche gilt für alle anderen Güter auch, ob Auto, Kühlschrank oder den Hausbau.

Vom Eisenerz bis zum Auto ist es natürlich ein weiter Weg. Das ändert jedoch nichts daran, dass ein Nachfrageanstieg bei Gütern auf die ganze Lieferkette bis hin zum Rohstoffproduzenten wirkt. Güter waren während der Pandemie besonders stark gefragt. Entsprechend sind die Preise für Rohstoffe gestiegen.

Derzeit wandelt sich das Bild. Es werden weniger Güter gekauft, dafür werden wieder mehr Dienstleistungen in Anspruch genommen. Ein Teil der Konjunktur kühlt sich ab, ein anderer zieht an. Der Rückgang bei Rohstoffpreisen bedeutet daher nicht, dass es der Konjunktur nun schlecht geht. Die Dynamik verschiebt sich.

Rohstoffunternehmen und alle anderen, die Güter produzieren, sind dennoch ein wichtiger Bestandteil des Aktienmarktes und der Wirtschaft. Rohstoffpreise sind wiederum ein Frühindikator für die Dynamik der Wirtschaft. Daher signalisieren Rohstoffpreise auch, was am Finanzmarkt zu erwarten ist.

Hier gibt es zwei Signale. Das erste betrifft das Zinsumfeld. Langfristige Zinsen folgen den Inflationserwartungen und der Risikofreude von Anlegern. Beides lässt sich durch das Verhältnis von Kupfer zu Gold darstellen (Grafik 1). Im Frühjahr gab es eine Divergenz. Die Zinsen fielen bereits, obwohl die Erwartungen an die Inflation hoch waren.


Jetzt beginnt sich die Divergenz aufzulösen. Kupfer/Gold fällt. Vor drei Jahren war es umgekehrt. Die Zinsen stiegen, obwohl die konjunkturelle Dynamik etwas anderes anzeigte. Im Vorfeld weiß man nie, wie sich eine Divergenz auflöst. Aktuell ist das Signal eindeutig. Man muss mit weniger konjunktureller Dynamik rechnen. Langfristzinsen werden es schwer haben, in nächster Zeit deutlich zu steigen.

Kupfer/Gold hat auch Signalwirkung für den Aktienmarkt. Einige Analysten ziehen das Verhältnis von Gold zu Platin vor (Grafik 2). Persönlich kann ich das nicht nachvollziehen. Die Korrelation ist eher zufällig. Das Argument, weshalb Gold/Platin ein Signal liefern kann, ist das gleiche wie bei Kupfer/Gold. Platin ist eher ein Industriemetall, Gold eine Vermögensanlage und sicherer Hafen.


Kupfer ist, wenn man so will, das bessere Industriemetall. Entsprechend ist die Korrelation auch besser (Grafik 3). Es gibt keine Garantie dafür, dass sich der aktuelle Trend fortsetzt (Kupfer/Gold Verhältnis sinkt). Eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür gibt es, denn die Nachfrage nach Gütern nimmt ab. Folglich sollte auch die Performance des Aktienmarktes schwächer werden.

Clemens Schmale


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  • mariahellwig
    mariahellwig

    Kupfer sieht eher nach einer Stagnation auf hohem Niveau aus, während Gold seit 12 Monaten rückläufig ist, vermutlich aber nicht mehr lange. Sieht mehr nach einer Verschaufpause aus.

    An der verheerenden Liefersituation hat sich gefühlt null verändert. Einplatinencomputer z.B., sind bei sämtlichen Distributoren ausverkauft und werden ohne Liefetermin geführt. Das habe ich in den letzten 20 Jahren nicht erlebt.

    09:16 Uhr, 24.06.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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