Kommentar
18:31 Uhr, 12.03.2015

Was ist die russische Börse wert?

Nach über 50% Kursverlust drängt sich die Frage auf, ob das fundamental überhaupt gerechtfertigt sein kann. Intuitiv würde man sagen: Nein. Das stimmt so nicht.

Erwähnte Instrumente

  • SPDR-SPDR S&P RUSSIA ETF
    Kursstand: 14,99 € (Tradegate) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • SPDR-SPDR S&P RUSSIA ETF - Kurs: 14,99 € (Tradegate)

Bereits letztes Jahr gab es eine vielsagende Schlagzeile: Apple ist mehr wert als der gesamte russische Aktienmarkt. Wenn man so etwas liest, dann vermutet man sofort eine Unterbewertung. Apple mag momentan das profitabelste und wertvollste Unternehmen der Welt sein, aber ist es wirklich mehr wert als ein ganzer Markt? Russland ist ja auch nicht irgendein Markt. Russland ist ein riesiges Land mit über 140 Mio. Einwohnern und schier unerschöpflichen Rohstoffreichtum. Kann das wirklich sein?

Der russische Leitindex RTS bringt es derzeit auf eine Gesamtkapitalisierung von ungefähr 420 Mrd. USD. Apple ist 740 Mrd. wert. Apple schreibt dafür aber auch knapp 40 Mrd. Gewinn. Auf diesen Wert bringen es die russischen Unternehmen nicht ganz. Das aktuelle KGV steht bei 13. Damit schreiben alle russischen RTS Unternehmen gemeinsam um die 32 Mrd. USD an Gewinn.
Ein KGV von 13 ist im Vergleich zu vielen anderen Märkten niedrig. Es ist nun aber auch nicht gerade ein Jahrhundertschnäppchen. Das wäre der Markt eher mit einem KGV in der Region von 8 oder sogar nur 5. Dort steht der Markt definitiv noch nicht. Ebenso kann es mit der russischen Wirtschaft noch deutlich weiter bergab gehen.

Für 2015 kann man von einem weiteren Rückgang der Gewinne ausgehen. Nimmt man die letzten verfügbaren Daten, die bereits tiefe Ölpreise und wirtschaftliche Kontraktion miteinbeziehen, dann lässt sich für dieses Jahr ein Gesamtgewinn von ca. 26 Mrd. USD berechnen. Beim aktuellen Indexstand entspricht das einem KGV von 15,9. Das ist weniger als das KGV des S&P 500. Man kann aber auch nicht sagen, dass es sich hierbei um einen Discount handelt, den man nur einem in hundert Jahren sieht. Fundamental ist die Bewertung des russischen Marktes also gar nicht einmal so absurd wie sie vielleicht auf den ersten Blick wirken mag. Trotzdem ist der Markt einen Kauf wert.

Grafik 1 zeigt die Marktkapitalisierung einzelner Unternehmen mit ihrer RTS Indexgewichtung. Allein Gazprom und Lukoil machen fast 28% des Index aus. Zählt man die Gewichtung aller Öl- und Gasunternehmen zusammen, dann haben sie ein Indexgewicht von knapp 45%. Der Leitindex ist damit schon fast ein Öl und Gas Index. Auf den russischen Markt zu wetten ist eine Wette auf den Ölpreis. Diese Wette kann sich lohnen.

Grafik 2 zeigt die geschätzten Gewinne der einzelnen Unternehmen für 2015 unter der Voraussetzung, dass sich der Ölpreis nicht erholt. Gazprom würde dann in etwa 8 Mrd. USD Gewinn schreiben. Erholt sich der Ölpreis, dann sind es schnell wieder 15 Mrd. Insgesamt kann sich der Gewinn der Öl- und Gasunternehmen relativ schnell wieder auf 40 Mrd. verdoppeln. Dann hätte man den RTS Index um ein KGV von ca. 10 gekauft und die 40 anderen Unternehmen noch gratis dazu bekommen.

Ein Kauf des russischen Marktes, z.B. durch den SPDR S&P Russland ETF (ISIN: US78463X5582), ist eine langfristige Angelegenheit. Schnelle Gewinne würden eher aus Zufall gemacht als aus Gründen einer massiven Unterbewertung und Marktineffizienz. Dessen muss man sich als Anleger bewusst sein.

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    Und jetzt bitte mal mit Satzzeichen, damit das als Außenstehender auch versteht!

    08:09 Uhr, 13.03. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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