Kommentar
00:00 Uhr, 13.04.2007

Was ist aus meinen Losern geworden?

Sehr geehrte Privatanleger, ich erhielt in den letzten Wochen einige Anfragen bezüglich derjenigen meiner Empfehlungen, die sich nicht so gut entwickelt haben - teilweise auch mit dem Hinweis, dass wir nicht genug darüber berichten würden. Zu diesen Unternehmen gehören Amgen (WKN: 867900), Royal Bank of Scotland (WKN: 865142), Debenhams (WKN: A0JLYU), McClatchy (WKN: 874810), JD Group (WKN: 875557) und Norske Skogindustrier (WKN: 879395).

Ich habe nichts zu verstecken. Hier meine Gedanken zu den einzelnen Titeln:

Amgen hatte unter einem schwierigeren Pharmamarkt und dem Rückgang des Dollarkurses zu leiden, da das Unternehmen einen großen Teil seiner Umsätze im Dollarraum macht. Mit einem KGV von unter zehn wird die Aktie langsam hochattraktiv, wie es derzeit alle Pharmatitel, also auch GlaxoSmithKline (WKN: 940561), Novartis (WKN: 904278), Pfizer (WKN: 852009) oder Sanofi-Aventis (WKN: 920657) sind.

Die Royal Bank of Scotland hatten wir ausgesucht, weil unsere Analysen zeigten, dass die Risiken in der Bilanz recht gering und die Aktien sehr billig waren. Citigroup (WKN: 871904), BearStearns (WKN: 870272), Hypo Real Estate (WKN: 802770) oder andere riskante Titel haben wir nie empfohlen. Es hat uns allerdings nichts genützt: Im Zuge der Subprime-Krise wurde auch die solide Royal Bank of Scotland mit abgestraft und ist derzeit zu einem KGV von 5,5 und einer Dividendenrendite von 9,5 Prozent zu haben! Dennoch wäre ich hier mit Käufen vorsichtig, denn man weiß nicht, was im Finanzsektor noch so alles kommen kann.

Die englische Kaufhauskette kauften wir, nachdem der Kurs massiv abgestürzt war und die Aktien spottbillig zu haben waren – so dachten wir zumindest. Nach unserem Kauf brach die Aktie noch einmal um 50 Prozent ein. Nun ist sie mit einem Kurs-Cashflow-Verhältnis von circa zwei wirklich extrem billig. Sicherlich bestehen bei diesem Traditionskaufhaus etliche Konjunkturrisiken. Ein Risiko des Totalverlustes besteht, meiner Auffassung nach, nicht. Debenhams ist einen Kauf wert.

Den amerikanischen Zeitungskonzern Mc¬Clatchy würde ich hingegen heute vielleicht nicht mehr kaufen. Das Unternehmen erschien mir im letzten Herbst billig, nachdem sich der Kurs bereits mehr als gedrittelt hatte. Danach halbierte er sich noch einmal. Zudem sank das Eigenkapital, da das Unternehmen im letzten Jahr einen hohen Verlust machte. Ein Ende der Misere ist noch nicht in Sicht. McClatchy besitzt aber über 30 Zeitungen und Internetfirmen, ist also ein großer Konzern. Es lohnt sich auch nicht, beim jetzigen Kurs zu verkaufen.

Die südafrikanische JD Group – ein Einzelhandelskonzern – befindet sich in einer ähnlichen Lage wie Debenhams. Einzelhandelsaktien sind derzeit oft brutal billig. Zudem belasten die anziehenden Kreditzinsen JD, da viele Kunden der Gruppe auf Kredit kaufen. Auf dem jetzigen Niveau ist JD ein äußert attraktives Investment in den Emerging Markets.

Beim norwegischen Holzproduzenten Norske Skog gehen die Geschäfte schlecht. Deswegen können Sie diesen global aufgestellten Papierproduzenten mittlerweile auch zu weni¬ger als einem Drittel des bilanziellen Eigenkapitals kaufen, was sehr billig ist. Irgendwann werden die Überkapazitäten in der Papierbranche abgebaut sein. Dann wird sich der Kurs vom jetzigen Niveau aus auch wieder verdreifachen.

Ein Bekannter fragte mich einmal: „Was ist eine Spekulation, die danebengeht?“ Seine Antwort: „Ein Invest¬ment!“
Als Investor bringe ich immer einen drei- bis fünfjährigen Horizont mit. Es ist völlig normal, dass Aktien, die man in einer Schwächephase kauft, zunächst weiter fallen. Insofern sind bei den oben genannten Titeln keine Spekulationen daneben gegangen, denn ich spekuliere nicht. Aber auch Investoren machen Fehler, denn die Zukunft ist immer ungewiss. Die Royal Bank und McClatchy würde ich wahrscheinlich nicht mehr machen. Aber auch hier bestehen durchaus Hoffnungen auf eine Kurserholung, bei den anderen Unternehmen halte ich gute Gewinne für sehr wahrscheinlich, wenn Sie die notwendige Geduld mitbringen.

Auf gute Investments,

Ihr
Prof. Dr. Max Otte

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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