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14:10 Uhr, 19.03.2012

Was der Währungskrieg der Länder für Sie bedeutet

Welches Geld ist noch sicher heutzutage?

Die Blogleser Bodo K. und Trixi stellten in einem Thread weiter unten die Frage (danke Ihnen beiden hierfür!):

"In welcher Währung sollte man heute sein Geld anlegen, wenn man in 10 Jahren noch möglichst viel davon haben will?"

Ich mache hier einmal einen neuen Blogeintrag daraus, denn ich denke, da gibt es Diskussionsbedarf.

Zunächst aber einmal meine Antwort auf obige Frage:

Welche Währung? Eine gute Frage. Wenn ich das wüsste ;)

Aber im Ernst: Fest steht: Das einzige, was seit 2000 stieg, ist Gold, und zwar gegenüber allen Währungen.

Für alle, die EUR hatten (und das dürften die meisten Leser dieses Blogs sein): Wer sein Geld 2001 in Gold tauschte, hätte pro Jahr 14,6% mehr damit kaufen können. Es gab Jahre, wie 2005 und 2010, da stieg Gold in Euro sogar um fast 40%. Die Besitzer von normalen Eurokonten bei der Hausbank gingen leer aus. Wer Gold als sichere Währung betrachtet, würde sagen: Die Kaufkraft verlor bei der Hausbank pro Jahr um 14,6% an Wert. Ist Gold aber eine sichere Währung? Oder ist Gold bei über 1000 EUR pro Unze nicht auch zu einem zumindest kleinen Teil ein Spekulationsobjekt?

Gold steigt aber seit zwölf Jahren. Das ist Fakt. Fakt ist auch: Wir haben weltweit einen Währungskrieg: Jeder will eine möglichst schwache Währung, um auf dem Weltmarkt mit dem eigenen Export möglichst gute Marktchancen zu haben. Bernankes Fed druckt mit der People's Bank of China um die Wette:

Das ist wie bei der Bank of England, die vor gut zwanzig Jahren das gleiche versuchte - aber sie konnte keine unbegrenzten Sterlins drucken, was Soros erkannte und die Bank of England mit seinem Trade damit sprengte.

Bernanke und China können aber unbegrenzt drucken, was sie auch tun. Die USA hatten aber eine wirksame Waffe gegen China: Die Inflation. Diese Waffe haben die USA abgefeuert und vor allem aus diesem Grund sehen wir jetzt die gewollte Verlangsamung von Chinas Wachstum: Inflation wurde wegen QE1 & QE2 aus US und UK nach China exportiert, und China musste sein Wachstum drosseln und die eigene Währung aufwerten lassen, was Obama vor seinem Urnengang jetzt positive Wachstumsbeiträge in der Wirtschaft verschafft. Clever.

Das ist aber nur ein Teil, der beleuchtet, was unter dem Begriff Währungskrieg zu verstehen ist. Ein weiterer sind die Rohstoffwährungen: Solange es den großen Wirtschaftsräumen der Welt gut geht, braucht man viele australische, kanadische oder neuseeländische Dollars, um von dort Rohstoffe zu kaufen. Deshalb steigen die Währungen dort, um Australien und andere "Rohstoffländer" wie Brasilien schrauben zur Verhinderung einer Überhitzung ihrer Wirtschaft die Zinsen stark nach oben: Die Währungen steigen wegen den daraus entstehenden Zinsdifferenzen zu Niedrigzinswährunen (Stichwort: Carry Trade) noch höher, und außer dem Export von Rohstoffen geht bei diesen Ländern auch nichts mehr auf dem Exportmarkt. Das ist es, was unter dem "Fluch der Rohstoffe" zu verstehen ist. Es gibt schon einen Grund, warum Autofirmen zum Beispiel nicht nach Australien gehen, oder nach Kanada: Die wissen, dass sie ausgespielt hätten wegen den Währungen dieser Länder. Die Autofirmen und andere Exportzweige siedeln sich lieber in Ländern wie China und Japan an, wo die Notenbanken notfalls mit Milliardensummen dafür sorgen, dass die Währungen schön niedrig bleiben. Und sie sind noch in Deutschland, weil wir den Euro haben, und nicht eine vermutlich böllerstarke Währung wie die DM.

Wo wir in diesem Geflecht in zehn Jahren stehen werden? Gute Frage. Was denken Sie?

Photo von antiquitiesproject / flickr Creative Commons

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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