Warum Strauß die Griechen im Euro halten will
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Während ich diese Zeilen schreibe, sind die Verhandlungen Griechenlands mit seinen Gläubigern und der Troika, also Vertretern von EZB, EU und IWF, in vollem Gange. Ausgang ungewiss, am Ende könnte der Austritt Athens aus der Währungsunion stehen. Nämlich dann, wenn keine weiteren Kredite Richtung Griechenland fließen. Der Austritt wäre zwar auch dann keineswegs zwingend, aber naheliegend. Denn nur mit voll handlungsfähiger eigener Zentralbank (und das setzt wiederum die eigene Währung voraus) kann das Land sich zum Teil selbst finanzieren, wenn auch mit verheerenden Konsequenzen für die Währungsstabilität.
Es gibt unter Ökonomen und Politikern die unterschiedlichsten Meinungen zu dem Themenkomplex. Bemerkenswert finde ich, aus welch unterschiedlichen Motiven heraus für Verbleib in bzw. Verlassen der Einheitswährung plädiert wird. Während die einen aus nationalen Interessen Deutschlands heraus ein Ende der Unterstützung und einen Exit Griechenlands aus dem Euro befürworten, schaltet sich der Sohn von Franz Josef Strauß, Max Josef, mit der gegenteiligen Argumentation in die Debatte ein.
Strauß schrieb dem CSU-Generalsekretär Dobrindt: „Mich würde interessieren, wie die CSU den Wählern erklären will, dass solche gigantischen Beträge nach Griechenland fließen, damit den griechischen Steuerhinterziehern ihre Beute bleibt und der Sumpf weiterbesteht.“
Max Josef Strauß hat mit diesem Einwand gar nicht so Unrecht. Wenn die Griechen den Euro verlassen, dann sind sie ohnehin erst mal isoliert und vermutlich so weit schmerzfrei, dass es realistisch ist, mit einer weitreichenden de jure oder de facto – Enteignung zu rechnen.
Angesichts der Tatsache, dass nicht nur der Zugang zum Euro-Club mit gefälschten Zahlen erreicht, sondern laut neuesten Presseberichten sogar das vorzeitige Schlüpfen unter den Euro-Rettungsschirm durch fantasievolle Gestaltung von Statistiken begünstigt wurde, kann man sich ja denken, wie mit Auslandsforderungen nach einem eventuellen Euro-Austritt vorgegangen würde.
Strauß will nicht nur die Griechen im Euro halten, sondern EU-Experten in die griechischen Ministerien entsenden. Letztlich, um europäische Interessen zu schützen.
Offizielle Linie der CSU ist dagegen laut Parteitagsbeschluss von 7.10.2011: „Euro-Staaten, die sich nicht an die gemeinsamen Regeln der Haushaltsdisziplin halten und dadurch sich und die Währungsunion in Schwierigkeiten bringen, müssen damit rechnen, die Währungsunion verlassen zu müssen.“
Eine vertraglich garantierte Möglichkeit, aus der Währungsunion aussteigen zu können (oder aber herausgeworfen zu werden), ist natürlich sehr gefährlich. Es ist gar kein Webfehler des Euro, dass dieser Fall nicht vorgesehen wurde, sondern elementarer Bestandteil, der eigentlich zur Stabilität beitragen sollte. Oder würden Sie langfristig in eine Währung investieren, deren Mitglieder sich ganz offen die Option freihalten, das ganze Projekt wieder einzustampfen? Nein, der Euro war von vornherein als unauflösbare Schicksalsgemeinschaft konzipiert, die nur unter größten Schmerzen aufgebrochen werden kann.
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