Kommentar
14:37 Uhr, 20.04.2018

Warum die Wirtschaft nie mehr so stark wachsen wird wie früher

Die Wirtschaft wächst zwar, aber lange nicht so wie vor der Finanzkrise. Diese Zeiten kommen vermutlich nie wieder, auch wenn so mancher Politiker dies als Ziel ausgegeben hat.

Die Wirtschaft eines jeden Landes hat zwei Sektoren, die Privatwirtschaft und den Staat. Der Staat nimmt Steuern ein und finanziert daraus Infrastrukturinvestitionen, Bildung und Sozialleistungen. In den meisten Ländern reichen die Einnahmen dafür nicht. Die Staaten nehmen Schulden auf.

Obwohl immer neue und mehr Schulden aufgenommen werden, ist die Bedeutung des Staates rückläufig. In den USA ist die Bedeutung heute wieder so niedrig wie in den 1930er Jahren. Grafik 1 zeigt den Anteil des Staates und der Privatwirtschaft an der Gesamtwirtschaftsleistung.

Kriegszeiten waren immer Ausnahmezeiten. Die Staatsausgaben während des Zweiten Weltkrieges waren so hoch, dass sie die Privatwirtschaft größtenteils verdrängten. Es brauchte viele Jahre, bis sich das Verhältnis wieder normalisierte.

Ausgaben wieder zu kürzen ist nicht ganz leicht. Hat der Staat einmal eine dominante Rolle eingenommen, lassen sich die Ausgaben nicht so einfach kürzen. Einerseits hängen Arbeitsplätze daran, andererseits richtet sich eine Wirtschaft nicht von heute auf morgen neu aus. Das braucht Jahre.

Inzwischen ist die Bedeutung des Staates in den USA vergleichsweise klein. Er macht noch 20 % aus. Die Ausgaben werden in den USA zwar in den nächsten Jahren erhöht, doch das wird das Wachstum nur bedingt anschieben. Der Anteil des Staates an der Wirtschaft ist zu unbedeutend, um mehr als ein kleines Strohfeuer auszulösen.

Ohne hohes Wachstum der Staatsausgaben ist nun aber hohes gesamtwirtschaftliches Wachstum schwierig. Der Anteil des Staates am Wirtschaftswachstum (Grafik 2) lag im vergangenen Jahr im negativen Bereich. Das Wachstum wurde also durch den Staat sogar zurückgehalten.

Während der Kriegsjahre trug der Staat fast 90 % zum Wachstum bei. Als die Ausgaben nach dem Krieg zurückgefahren wurden, konnte die Privatwirtschaft den fehlenden Staatsanteil nur gerade so auffangen.

Eine kleine Renaissance des Staatsanteils gab es während der Finanzkrise. Inzwischen ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Die Konjunkturprogramme sind im 10-Jahresschnitt noch nicht ganz aus den Daten draußen und trotzdem ist der Wachstumsbeitrag des Staates inzwischen negativ.

Durch die zusätzlichen Ausgaben der Regierung wird der Wachstumsbeitrag vermutlich wieder auf 0 % steigen. Der Staat hält die Wirtschaft dann immerhin nicht zurück. Trotzdem kann man sagen, dass bei überbordender Verschuldung auch Wachstumsraten von 3 % oder 4 % nicht wieder zurückkommen werden.

Das hohe Wachstum vor der Finanzkrise ist nicht allein auf Staatsausgaben zurückzuführen, aber durchaus zu nennenswerten Teilen. Diese Zeit ist vorbei, endgültig. Kein Land kann es sich leisten, das Wachstum so dermaßen anzuschieben, dass die guten alten Zeiten zurückkommen. Das ist einfach nicht machbar. Es wird folglich auch nicht wieder so systematisch hohes Wachstum wie vor der Krise geben. Das Wachstum damals wurde auf Pump erkauft. Das geht heute nicht mehr.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • Ridicule
    Ridicule

    Die glücklichen Amerikaner, mit ihrem Staat, der sich auf das Wesentliche konzentriert/reduziert ... verglichen mit der unsäglichen staatlichen Bevormundung, die in Deutschland stattfindet. Die USA werden immer Wege finden, für genau die Impulse zu sorgen, die richtig sind. Das haben sie allen Staaten der Welt voraus. Um die USA braucht es einem nicht bange zu sein.

    22:03 Uhr, 20.04. 2018
  • Löwe30
    Löwe30

    Dass das Wachstum so schwach ist, hat vor allem etwas damit zu tun, dass der Einfluss des Staates auf die Wirtschaft gewachsen ist. Immer mehr Gesetze schränken die wirtschaftliche freiheit ein und das führt zu geringen Wachstumsraten. Da nützt es dann auch nichts, wenn der Staatsanteil am BIP in den USA leicht gesunken ist.

    Die Wachstumsraten könnten sofort wieder steigen, wenn die neosozialistische Politik, die auch in den USA um sich gegriffen hat, beendet würde, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sich die Politik immer mehr in die die Wirtschaft eingemischt hat. In den USA ist es vor allem die Geldpolitik der FED, die planwirtschaftlich die Geldmenge und den Preis für Geld (Zins) bewirtschaftet, und somit die Produktivitätssteigerung zunichte macht, die Wachstum ermöglicht, weil sie Güter im Preis fallen lässt, sodass sich die Menschen mehr kaufen können, das erzeugt Wachstum. In Deutschland ist neben der Geldpolitik der EZB z.B. das EEG reine Planwirtschaft, mit staatlich festgesetzten Abnahmemengen und Preisen. Auch die Einführung des Mindestlohns (den gibt es ja auch in den USA) ist staatliche Preisfestsetzung. Im Gegensatz dazu hatte Ludwig Erhard (neo)liberale Wirtschaftspolitik zu starkem Wachstum geführt, indem er staatlichen Preisfestsetzungen aufhob, was dann Wohlstand für alle ermöglichte und das sogenannte Wirtschaftswunder erzeugte, was aber kein Wunder war, sonder bedingt war durch wirtschaftliche Freiheit.

    17:35 Uhr, 20.04. 2018
  • netzadler
    netzadler

    was wäre denn dann die Konsequenz ? ....fragen sich sicher viele ;-)

    14:45 Uhr, 20.04. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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