Kommentar
12:00 Uhr, 20.01.2008

Warten wir die Feiertage mal ab und dann sagen wir es ihnen!.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

So könnte der Vorstand von Nokia seine Sitzung im Dezember, als man die Werksschließung beschlossen hat, beendet haben. Ich hoffe Sie sind gut über die Feiertage gekommen und können und vor allem wollen sich jetzt wieder der Börse widmen. Doch zunächst muss ich noch ein paar Worte zu Nokia, dem Aushängeschild norwegischer Industrie, verlieren. Jedes Unternehmen muss profitabel arbeiten, sonst kann es nicht existieren. Das ist Wirtschaft und das muss auch so sein. Auch Subventionen auszunutzen gehört heute zum Geschäft und ist nichts Unanständiges. Besonders in strukturschwachen Regionen geht es oft nicht ohne Subventionen. Wenn damit aber Arbeitsplätze und ein Standort gesichert werden kann, dann ist es mehr als recht, Subventionen vom Staat einzustreichen. Arroganz und unverschämte Selbstbedienung von sich selbst überschätzenden Managern, kennen wir aus der jüngsten Vergangenheit ja zur genüge. Die Diskussionen um Abfindungen für gedanklich fehlgeleitete Topmanager, will ich hier nicht auch noch kommentieren. Wenn allerdings Millionen deutscher Steuergelder einem mehr als gesunden norwegischen Unternehmen zufließen, ist das schon recht bedenklich. Wenn dieses Unternehmen dann aber die Gelder nimmt und kurze Zeit später das Werk in Deutschland schließt ist das meinem Rechtsempfinden nach mehr als nur unverschämt. Wenn das Werk dann auch noch schwarze Zahlen schreibt und trotzdem geschlossen werden soll, dann finde ich, ist es ein Fall für einen Richter, der zu bewerten hat, ob hier eine betrügerische Absicht vorlag, was ja nun auch nicht das erste Mal im Wirtschaftsgeschehen vorkommen würde. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber wenn Menschen, denen alles egal ist, wenn nur ihr persönlicher Profit stimmt (das Wohl des Aktionärs wird ja zuweilen als Argument vorgeschoben) über die Existenz von vielen tausend Menschen zu entscheiden haben, dann kann ich von einem solchen Unternehmen keine Produkte mehr kaufen. Mein nächstes Handy wird gewiss nicht von Nokia sein!

Das böse R-Wort wird nun immer unverholener in den Mund genommen, wenn es um die Konjunktur in den USA geht. Es ist kaum noch die Frage wann die Rezession kommt, sondern viel mehr wie lange sie dauert. Einige behaupten sogar schon, dass wir schon mittendrin sind in der Rezession. Man kann es ohnehin ja erst viel später feststellen ob man in der Rezession war und wie lange, weil die Daten ja erst mit Verzögerung eingehen. Interessant ist zu beobachten, dass inzwischen auch die Berufsoptimisten und hohe Politiker sowie Herr Bernanke "himself" vor einer solchen warnen. Ebenso finde ich es interessant, dass diejenigen, die mir vor einigen Monaten noch Schwarzmalerei vorgeworfen haben, jetzt ebenfalls von rückläufigen Kursen sprechen. Dies aber gleich wieder mit der Einschränkung, dass es ja spätestens im 3. Quartal wieder aufwärts gehe.

Haben Sie sich mal die Jahresprognosen der verschiedenen Brokerhäuser angesehen? Das hat mit Euphorie oder Optimismus wenig zu tun. Natürlich sind die Voraussagen höher als im letzten Jahr. Es bleibt ihnen ja auch nichts anderes übrig, wenn sie ihre Produkte an den Mann bzw. die Frau bringen wollen. Negative Prognosen verkaufen sich nun mal nicht gut. Aber wenn die Herrschaften ehrlich wären, würden sie viel lieber einen fallenden Markt prognostizieren. Damit ist die Marschrichtung für dieses Jahr klar.

Wenn allerdings schon von solch hoher Stelle so langsam eine Kehrtwende vollzogen wird, dann ist es schon wieder an der Zeit über Bodenbildungen nachzudenken. Nein, ich spreche nicht von heute oder morgen. Es ist noch gar nichts ausgestanden und wir stehen meiner Meinung nach erst am Anfang von weiteren dramatischen Rückgängen an den Märkten.

Wichtig ist nun zu beobachten, wie die Märkte mit den z.T. gerissenen Trendlinien umgehen. Je nach Darstellungsart (logarithmisch oder linear) sind sogar die seit 2003 bestehenden Trends gebrochen worden. Trendbruch ohne Folgen? Das habe ich in der Zeit in der ich mich mit Technischer Analyse befasse nur sehr selten erlebt.

Die letzten vier Handelstage brachten dem DAX Verluste in Höhe von rund 400 Punkten. Das ruft förmlich nach einer Gegenbewegung. Bei diesem Rückgang wurde aber einiges an Unterstützungen verletzt. Zunächst konnte der kurzfristige Aufwärtstrend nicht halten. Danach wurde die Unterstützungslinie gebrochen, die knapp über der Marke von 7.500 Punkten notiert. Damit rechne ich damit, dass eine Korrekturbewegung maximal in den Bereich von 7.500 Punkten laufen wird. Die nächste Marke ist dann die 7.200 Punkte Marke.

Nach den Diskussionen um die Auswirkungen der Subprime – Krise auf die US-Wirtschaft, rechne ich nicht damit, dass es das schon gewesen ist. Die von mir vor einigen Monaten schon einmal angesprochene 7.040 – 7.050 bleibt mein Minimal-Ziel. Ob das dann reichen wird, werden wir zu gegebener Zeit besprechen.

Ich rate Ihnen wie immer an dieser Stelle: Bleiben Sie am Ball und sichern Sie Ihr Vermögen.
Herzliche Grüße und einen guten Wochenstart bis zur nächsten Woche

Ihr
Martin Marquardt

Anmerkung der Redaktion: Bei dem Namen "Martin Marquardt" handelt es sich um ein Pseudonym. Unter diesem Pseudonym schreibt ein charttechnischer Analyst eines größeren Bankhauses, der anonym bleiben möchte.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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