War die Lagebeurteilung zu pessimistisch?
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1. Das (west)deutsche ifo-Geschäftsklima ist im August von 89,3 Punkten (revidiert von 89,2 Punkten) auf 90,9 Punkte angestiegen. Dies übertraf die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (90,0 Punkte) wie auch unsere Prognose (89,9 Punkte). Die Verbesserung war zwar zum größeren Teil einer weiteren Aufhellung der Geschäftserwartungen - von 100,2 auf 102,1 Punkte - zu verdanken, doch auch die Lagebeurteilung stieg nach dem Rückgang im Vormonat wieder an - von 78,7 auf 79,9 Punkte. Trägt man die Lagebeurteilung und die Geschäftserwartungen in Saldendarstellung ab, so bewegt sich der Zeiger der sogenannten ifo-Uhr endlich wieder eindeutig in Richtung "Aufschwung".
2. Die Gründe für die Aufhellung der Geschäftserwartungen lassen sich schnell identifizieren: Die guten Konjunkturindikatoren in den USA begründen die Hoffnung auf eine weltwirtschaftliche Belebung und damit auf eine steigende Exportnachfrage. Gleichzeitig verbessern sich die Exportchancen der deutschen Industrie mit dem im August erneut abgewerteten Euro.
3. In den vergangenen Monaten haben wir uns - wie auch andere Analysten - gefragt , ob wir nicht wieder wie im vergangenen Jahr in eine Erwartungsblase hineinlaufen. Nachdem sich nun die Lagebeurteilung wieder aufhellt, entfällt ein Teil dieser Sorgen. Wir warten aber weiterhin auf ein Drehen der "harten" realwirtschaftlichen Konjunkturindikatoren wie der Auftragseingänge. Ein ganz neuer Aspekt ergibt sich, wenn man die Lagebeurteilung und die Vorjahresveränderungsrate der Industrieproduktion gegenüberstellt. Dann zeigt sich nämlich, dass zumindest in den letzten zwölf Monaten die konjunkturelle Lage tendenziell besser als die Stimmung war (durch die Ellipse im Schaubild markiert). War also die Lagebeurteilung zu pessimistisch? Hatten wir vielleicht eine kleine "Pessimismusblase"? Wenn ja - und einiges spricht dafür -, dann muss man im Lichte dieser Erkenntnis feststellen, dass der Blick auf die Lagebeurteilung bei der Beurteilung der Konjunktur derzeit nur bedingt weiterhilft.
4. Halten wir als fest: Die Erholung wird wohl kommen, allerdings wird sie in diesem Jahr nur schwach ausfallen, denn dafür werden die realwirtschaftlichen Indikatoren zu spät und zu schwach drehen. In den kommenden Monaten muss verstärkt auf die Auftragseingänge geachtet werden: Diese sollten sich bald verbessern. Allerdings dürfen mögliche Großaufträge nicht zu übertriebenen Hoffnungen führen, genauso wenig wie die technische Gegenbewegung dem Pessimismus neue Nahrung geben sollte. Für dieses Jahr kommt die Erholung zu spät, mehr als Nullwachstum in Deutschland ist nicht realistisch.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.
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