Wall Street: Skandalwelle schwappt nach Europa?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Europa´s Star Investment Banker und Analysten blieben von den Tumulten, denen sich ihre US-Kollegen in den vergangenen Wochen und Monaten stellen mussten, bislang größtenteils verschont.
Einige der renommiertsten Wall Street Firmen sehen sich Strafen in dreistelliger Millionenhöhe gegenüber, da Investoren gegen die Research Empfehlungen der Analysten erfolgreich geklagt haben. Im Zentrum der Anschuldigungen steht ein Interessenkonflikt, der zwischen den Interessen der Investmentbanken und jenen Interessen der Analysten entstand.
So haben die Investmentbanken-Abteilungen der Wall Street Firmen ihre Kollegen in der Analystenabteilung dazu bewegt, für bestimmte, aussichtsreiche Kunden, positivere Empfehlungen auszusprechen. Damit wollte man für gute Stimmung sorgen und mögliche lukrative Investmentbanken-Aufträge werben.
Der Leidtragende einer solchen Praxis war der Anleger, die auf Rechercheempfehlungen von Jack Grubman & Co. hörte.
Doch die Klagewelle, die es in den USA gegeben hatte, blieb in Europa bislang weitestgehendst aus. Doch erste Entwicklungen zeichnen bereits eine ähnliche Entwicklung wie in den Vereinigten Staaten ab.
Großbritannien´s Financial Services Authority (FSA) hat eine Ermittlung in die Recherchepraktiken der Finanzdienstleistungs-Industrie eröffnet und wird Reformvorschläge im nächsten Jahr präsentieren.
"Wo es Möglichkeiten für Interessenkonflikte gibt, wird es eine (Ermittlung) geben," so eine Stellungnahme der FSA.
Morgan Stanley wurde von dem weltgrößten Luxux-Einzelhändler LVMH wegen unfairer Research-Empfehlungen verklagt. Die Klage, die im vergangenen Monat in Paris eingereicht wurde, beschuldigt Morgan Stanley der unfairen Bewertung von LVMH, da Geschäftsbeziehungen zu dem Rivalen, der Gucci Group, bestanden.
Goldman Sachs hat einen Zeitungsartikel in der Sunday Times entschieden dementiert, in dem die Research Arbeiten der Investmentbank in Frage gestellt wurden. Die Zeitung berichtete, dass Goldman Sachs anscheinend bevorzugten Kunden im Voraus Research Artikel zukommen lies, sodass diese von Empfehlungen profitieren konnten. Die Zeitung zitierte zwei eMails zwischen Telekomanalysten im August 2000. Diese sollen die Integrität der Investmentbank in Frage stellen, hieß es. Goldman Sachs dementierte dies und sagte, dass diese eMails aus dem Zusammenhang gerissen seien.
Darüber hinaus seien zwei Unternehmer bei der Zuteilung einer Neuemission von Bookham Technology Plc bevorzugt worden, was den Personen ermöglichte, die Aktien zu verkaufen und Profite in sechsstelliger Höhe zu realisieren. Dies wurde ebenfalls dementiert.
Doch seien mit den USA vergleichbare Klagen gegen Investmentbanken nicht zu erwarten, da die es in Europa keine "Staranalysten" wie Marry Meeker oder Jack Grubman gab.
Alles in allem dürften die Regulatoren in den kommenden Monaten weiter ermitteln, haben aber bisher keine mit den USA vergleichbaren Interessenkonflikte bei Wall Street Firmen aufdecken können. Laut der FSA gebe es aber zahlreiche Fälle, die ermittelt werden müssten.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.