Kommentar
12:16 Uhr, 22.07.2011

Währungsanleihen – Spekulation mit Stützrädern

Erwähnte Instrumente

  • Morgan Stanley Schweizer Fra
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Die Devisenmärkte kommen immer mehr in Bewegung egal, ob man „nur“ auf das beliebte Wechselkurspaar EUR/USD blickt, das sich in einer Spanne zwischen 1,40 und 1,44 hin und her bewegt und nach Angaben der Stimmungsanalysten von „sentix“ gerade vor dem Ausbruch in die eine oder andere Richtung steht, oder ob man die starke Entwicklung des Schweizer Frankens zum Euro verfolgt, der ähnlich wie Gold bei Rohstoffen immer mehr als „sicherer Hafen“ auf der Währungsseite fungiert. Insofern sind auch Investitionen in Währungen von rohstoffreichen Ländern wie Kanada, Brasilien oder Norwegen ebenso begehrt, wie die in besonders dynamische und wachstumsstarke Staaten wie die Türkei, die allerdings in zunehmendem Maße auch ein Inflationsproblem bekommt.

Der Währungs- oder Forex-Markt gilt gewöhnlich als ein ganz besonders schneller und risikoreicher Markt, der durch die gewaltigen sekündlichen Transaktionen der Devisenhändler bestimmt wird, die ihn zum größten Markt der Welt mit einem täglichen Handelsvolumen von mehreren Billionen US-Dollar machen. Darüber hinaus wird er aber auch von den Aktionen besonders rasch über Hebel-Produkte agierender Kurzfristtrader befeuert. Allerdings haben inzwischen nicht nur Spekulanten das heiße Pflaster für sich entdeckt, sondern auch ganz normale Anleger scheinen sich mehr und mehr dieser besonders volatilen Asset-Klasse zuzuwenden. Dies zeigt auch das immer reichhaltigere Angebot von entsprechenden Zertifikaten mit vollständigem Kapitalschutz. Sogar wer bislang noch wenig oder gar nicht in Währungen investiert war, kann dadurch quasi mit Netz und doppelten Boden die ersten Gehversuche auf dem schwankenden Parkett wagen.

Der aktuelle Zeichnungskalender weist gleich drei entsprechende Währungsanleihen aus, die von der Credit Suisse, der Société Générale und von Morgan Stanley kommen. Dessen Produkt startet bereits in der nächsten Woche in den Sekundärmarkt und hat sich dabei ganz der Spekulation auf einen weiter steigenden Schweizer Franken gegenüber dem Euro verschrieben. Der Anleger partizipiert bei dem vier Jahre laufenden Papier mit einer Rate von 150 Prozent linear vom Emissions- bis zum Fälligkeitszeitpunkt an der Entwicklung des Wechselkurspaares EUR/CHF, wobei ein sinkender Wert aufgrund der Aufwertung des Schweizer Frankens zu einem Anstieg des Zertifikatepreises führt und umgekehrt. Sollte es dabei für den Euro laufen, wird am Ende immer noch der vollständige Nennbetrag ohne Ausgabeaufschlag zurückgezahlt.

Wer sein Währungs-Investment gerne breiter aufstellen möchte, könnte sich durch das Kürzel „BRIT“ angesprochen fühlen. Doch was zunächst nach einen Schreibfehler des inzwischen jedem Anleger bekannten Wortes „BRIC“ aussieht, entpuppt sich schnell als richtig. Denn bei der noch bis 11. August zeichenbaren BRIT-Anleihe der Société Générale wurde bewusst auf die Dienste Chinas verzichtet und stattdessen ein gleichgewichteter Basket bestehend aus den vier Währungen Brasiliens, Russlands, Indiens und der für den chinesischen Renminbi neu hinzugekommenen türkischen Lira als Basiswert zusammengebastelt. Der Anleger vollzieht dessen Entwicklung hier ein zu eins nach, erhält am Laufzeitende nach fünf Jahren aber auf jeden Fall eine Mindestrückzahlung von 110 Prozent des Nennwertes. Sollte der Währungskorb also beispielsweise um mehr als zehn Prozent zulegen können, würde zu dem entsprechend höheren Wert getilgt.

Komplettiert wird das Trio von der neuen Twin-Win Garant-Anleihe der Credit Suisse, die noch bis 2. August zur Zeichnung aufliegt. Das wie bei Morgan Stanley mit einem Kapitalschutz von 100 Prozent zur Fälligkeit in sechs Jahren ausgestattete Zertifikat lässt den Anleger auf die Entwicklung des EUR/USD-Wechselkurses spekulieren und das sogar diesmal gleich in beide Richtungen. Insofern dürfte es dem Anleger relativ egal sein, ob entweder der Euro oder der US-Dollar im August 2016 gegenüber dem Startwert auf- bzw. abwertet. Er gewinnt in jedem Fall, sofern die beiden Währungen am Ende nicht wieder im gleichen Verhältnis zueinander stehen wie zu Beginn. Darüber hinaus gibt es hier keine Begrenzung auf der Unterseite wie bei ähnlichen auf den Aktienmarkt bezogenen Twin-Win-Produkten, so dass das Wechselkursverhältnis theoretisch sogar gegen Null gehen könnte. Allerdings partizipiert der Investor bei diesem Produkt sowohl nach oben, wie nach unten nur mit einer Rate von indikativ mindestens 60 Prozent, was den Spaß wiederum deutlich trübt. Der genaue Wert wird nach Zeichnungsende am 3. August festgelegt.

Der BörseGo Tipp:

Drei Produkte mit drei ganz unterschiedlichen Basiswerten und Ausstattungen, aber alle wegen des Kapitalschutzes geeignet für die ersten Schritte auf dem rutschigen Währungsparkett, sofern sie sich mit der individuellen Markterwartung vereinbaren lassen. Dabei ist die französische Variante trotz ihres bis zu 3-prozentigen Ausgabeaufschlages durch die Mindestrückzahlung von 110 Prozent für eine sichere Mini-Rendite gut, während sich beim etwas durchzugsschwachen „Twin-Win“ die Richtungsfrage von vornherein erübrigt und das Morgan Stanley-Produkt mit einem kleinen Hebel lockt. Ein grundsätzliches Problem bei allen drei Kandidaten dürfte der sehr lange Zeithorizont sein, der eigentlich so gar nicht zu der Asset-Klasse passt. Insofern kann dem Trio allenfalls ein gewisser Beimischungscharakter unterstellt werden.

Schweizer Franken Performance-Anleihe

Emittent/WKN:

Morgan Stanley / MS0KBG

Laufzeit:

27.07.2015

Preis: (in Zeichnung bis 22.07.2011)

Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 1 % Agio)

BRIT-Anleihe

Emittent/WKN:

Société Générale/ SG2D11

Laufzeit:

18.08.2016

Preis: (in Zeichnung bis 11.08.2011)

Ausgabepreis: 100 % (zzgl. bis 3 % Agio)

EUR/USD Twin-Win Garant-Anleihe

Emittent/WKN:

Credit Suisse / CS8AHC

Laufzeit:

08.08.2016

Preis: (in Zeichnung bis 02.08.2011)

Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 2,5 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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