Kommentar
07:46 Uhr, 27.07.2022

Wachstumsabschwächung bei den Tech-Giganten

Lange Zeit waren die US-Technologieschwergewichte Garanten für ein solides Umsatz- und Gewinnwachstum. Doch das könnte sich ändern, wie auch die am Vorabend veröffentlichten Zahlen von Alphabet und Microsoft zeigen.

Erwähnte Instrumente

  • Microsoft Corp. - WKN: 870747 - ISIN: US5949181045 - Kurs: 251,900 $ (Nasdaq)
  • Alphabet Inc. (Class C) - WKN: A14Y6H - ISIN: US02079K1079 - Kurs: 105,440 $ (Nasdaq)

Sowohl der Softwareriese Microsoft als auch der Google-Mutterkonzern Alphabet haben am Dienstagabend eher durchwachsene Quartalszahlen vorgelegt, wobei Gegenwind auch vom stärkeren US-Dollar kommt, der die Gewinne der Tech-Giganten in Übersee schmälert.

Microsoft steigerte den Umsatz in seinem vierten Geschäftsquartal 2022 um 12 % gegenüber dem Vorjahresquartal auf 51,9 Milliarden Dollar und den operativen Gewinn um 8 % auf 20,5 Milliarden Dollar. Unter dem Strich wuchs das Ergebnis aber kaum: Der Nettogewinn erhöhte sich um 2 % auf 16,7 Milliarden Dollar und der verwässerte Gewinn je Aktie um 3 % auf 2,23 Dollar.

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Die Erwartungen der Analysten wurden sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis je Aktie verfehlt. Beim Umsatz waren 52,3 Milliarden Dollar und beim Gewinn je Aktie 2,29 Dollar erwartet worden.

Ein Lichtblick im vierten Geschäftsquartal blieb erwartungsgemäß das Cloud-Geschäft, wo der Umsatz um 28 % auf 25 Milliarden Dollar zulegte.

Während die Microsoft-Aktie angesichts der schwächer als erwartet ausgefallenen Zahlen im nachbörslichen Handel zunächst nachgab, kam es nach dem Earnings Call zu einer deutlichen Erholung und die Aktie beendete den nachbörslichen Handel sogar mit einem Plus von mehr als 4 %. Microsoft rechnet für sein gerade begonnenes Fiskaljahr 2023 mit einem prozentual zweistelligen Wachstum bei Umsatz und operativem Gewinn, während die Margen ungefähr stabil bleiben sollen, wie auf dem Earnings Call erläutert wurde.

Jahr 2021 2022 2023e*
Umsatz in Mrd. USD 168,09 198,27 225,45
Ergebnis je Aktie in USD 8,12 9,65 10,59
KGV 31 26 24
Dividende je Aktie in USD 2,19 2,45 2,47
Dividendenrendite 0,87 % 0,98 % 0,98 %
*e = erwartet
Microsoft-Aktie
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Der Google-Mutterkonzern Alphabet steigerte den Umsatz in seinem zweiten Geschäftsquartal um 13 % auf 69,7 Milliarden Dollar. Der operative Gewinn blieb mit 19,5 Milliarden Dollar fast unverändert gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn sank um 13,6 % auf 16,0 Milliarden Dollar und der verwässerte Gewinn je Aktie nahm von 1,36 Dollar auf 1,21 Dollar ab.

Wachstumsabschwächung-bei-den-Tech-Giganten-Kommentar-Oliver-Baron-GodmodeTrader.de-2

Die Zahlen lagen auch bei Alphabet unter den Erwartungen der Analysten, die mit einem Umsatz von 70,04 Milliarden Dollar und einem Gewinn je Aktie von 1,28 Dollar gerechnet hatten. Dennoch legten die Aktien im nachbörslichen Handel um mehr als 4,5 % zu. Hinter vorgehaltener Hand hatte der Markt offenbar noch schwächere Zahlen von Alphabet erwartet.

Während das Cloud-Geschäft mit einem Umsatzplus von 36 % auf 6,28 Milliarden Dollar weiter kräftig wuchs, machte der Videoplattform Youtube die zunehmende Konkurrenz von TikTok zu schaffen.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Umsatz in Mrd. USD 257,64 293,54 333,84
Ergebnis je Aktie in USD 5,69 5,48 6,47
KGV 19 19 16
Dividende je Aktie in USD 0,00 0,00 0,00
Dividendenrendite 0,00 % 0,00 % 0,00 %
*e = erwartet
Alphabet (C-Aktie)
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Fazit: Auch die Technologieschwergewichte, die lange Zeit Garanten für ein solides Wachstum waren, geraten in ein schwierigeres Fahrwasser. Fraglich ist dabei, ob der starke Dollar und die hohe Inflation nur vorübergehend Probleme bereiten oder der Gegenwind für längere Zeit anhält. Sollte die US-Wirtschaft in die Rezession abrutschen, dürfte das auch die Tech-Schwergewichte weiter belasten. Ein erheblicher Teil der Probleme könnte allerdings bereits in den Kursen eingepreist sein. Die Aktienkurse sowohl von Microsoft als auch von Alphabet notieren gegenüber ihren Allzeithochs inzwischen fast ein Drittel niedriger.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor hält Aktien von Microsoft.


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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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