Kommentar
18:25 Uhr, 10.05.2013

Vorsicht? Nach dem Gold- die DAX-Korrektur?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)
  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Gold -2% - ja ist denn schon wieder Freitag? Vor einer Woche versuchte Gold sich noch am Widerstand bei 1485 USD/Unze, jetzt sind wir schon wieder 65 USD tiefer.

Wer vor einer Woche einen V-förmigen Boden ausrief, wird eines Besseren belehrt.

Einen V-förmigen Boden hielt ich von Anfang an für unwahrscheinlich, dafür hat sich das Umfeld rund um die Anlage Gold im renditeorientierten Portfolio zu stark eingetrübt. Selbst während der Erholung von Mitte April bis Anfang Mai um 165 USD/Unze sanken die Gold-Fonds-Bestände weiter - alleine in den USA gingen fast 95 Tonnen in Barrenform an die autorisierten Teilnehmer des GLD-Gold-Fonds zurück (Link).

Dass am Donnerstag erstmals seit dem 19. März dort wieder neue Barren hinterlegt wurden (+2,71 Tonnen) ändert an der Lage erstmal nichts.

Wird es ein Boden im Goldpreis? Ich weiß es nicht, aber es ist möglich, dass bald ein Boden im Bereich unter 1400 USD/Unze entsteht. Bereits in der kommenden Woche könnte Gold beginnen, wieder unterhalb von 1400 USD/Unze zu notieren. Ich würde mich hier also weiterhin in Geduld üben und nicht zu schnell wieder in den Markt gehen. Der Boden ist aus meiner Sicht noch nicht fertig und es steht auch noch nicht fest, ob es überhaupt ein Boden wird.

Unterstützt nicht die Entwicklung der Münznachfrage die These, dass eine Bodenbildung gelingen wird? Ja, ich halte das für möglich, es ist aber fraglich, ob die aktuell stark erhöhte Münznachfrage weiter so hoch bleiben wird. Zuletzt zeigt sich hier bereits eine gewisse Beruhigung. Die Investmentnachfrage nach Gold-Fonds wird prägend für die weitere Stimmung am Goldmarkt sein.

Ich rate dazu, sich beim Aufbau von Long-Positions-Trades im Gold in Geduld zu üben. Dafür spricht auch der Evening-Star, ein Kerzenmuster, das einen Hochpunkt im Wochenchart von Gold ankündigt:

Ist die Korrektur bei Gold ein Vorbote für eine Korrektur beim DAX?

Im Rohstoffblog wurde in 240 Kommentaren unter dem Artikel "Alarm ! Gold raus, DAX rein ?" um genau dieses Thema kontrovers aber konstruktiv diskutiert. Die Leser des Rohstoff-Blogs Limitup.de sind sich einig, dass das Sentiment am Aktienmarkt überhitzt ist.

Das amerikanische Börsenbrief-Sentiment von Investor Advisors bestätigt das. Zum 8. Mai waren 52,1% der Börsenbriefautoren in den USA bullisch, nach 47,9% in der Woche und 44,3% zwei Wochen davor. Da geht nicht mehr viel nach oben. Wenn zu viele Autoren bullisch werden, kann der Trend bei Aktien schnell kippen. Ein typischer Schwellwert dafür liegt bei einem Bullenanteil von 55%.

Die Menschen sind angetan von der Entwicklung an den Aktienbörsen, sind aber zugleich in tiefer Sorge über die Konjunkturentwicklung. Eigentlich dürfte es diese Entwicklung an den Aktienbörsen gar nicht geben, denken viele. Die Zentralbanken haben einen Keil getrieben zwischen die Bewertungen an den Aktienbörsen auf der einen und den fundamentalen Entwicklungen in der Weltwirtschaft auf der anderen Seite. Aber ist es nur die Liquidität, die Aktien treibt?

Die Liquidität ist maßgeblich. Ich glaube bei den wenigsten ist es aber richtig angekommen, dass der DAX in einem Bullenmarkt steckt, und zwar in einem richtig starken. Und das nicht erst seit heute, sondern - zumindest aus Sicht seiner technischen Verfassung - seit Januar 2012. Ich schrieb damals, vor 16 Monaten, als der DAX bei 6000 Punkten notierte:

"Wenn der DAX am Dienstag, den 31. Januar 2012 über 6200 Punkten schließt, dann haben wir ein neues Bull-Signal mit Ziel bei 8600 Punkten, ohne zuvor nochmal neue Tiefs unter 4950 Punkten zu bekommen."

Es kann sein, dass der DAX eine Korrektur schon im Mai beginnen wird und dass die Monatskerze des DAX dann erst einmal nicht über dem Widerstand von 8136,16 Punkten aus dem Jahr 2000 schließen wird. Denn dieser Schlusskurs erst würde diesen Widerstand aus dem Weg räumen. Es ist oft zu sehen, dass Kerzen während eines entscheidenden Zeitraums über wichtige Widerstände drüber schauen, dann aber, bevor es entscheidend wird und der Schlusskurs bevorsteht, plötzlich wieder darunter tauchen. So etwas könnte auch beim DAX passieren. Bevor die Monatskerze also Ende Mai schließt, könnte es eine Korrektur unter 8136,16 Punkte gegeben haben.

Sicherlich nicht direkt, aber in Zukunft sind auch 10100 Punkte und darüber sogar 12600 Punkte im DAX möglich. Gleichzeitig haben seit Januar 2012 Goldaktien eine ernste obere Trendwende ausgebildet. Da haben sich viele Anleger mit immer wieder kehrenden Appellen, jetzt doch Goldaktien zu kaufen, schwer die Finger verbrannt. Wer rechtzeitig in den DAX eingestiegen ist, wird heute gar nicht verstehen, weshalb einige Kommentatoren davor warnen, dass man sich dabei sicher die Finger verbrennen werde.

Der Markt spielt - man kann es drehen oder wenden - das Szenario einer Normalisierung.

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"GOLD BIG Picture: 1380 - 1627 - 1295 - 1146 - 900 ?"

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Man hat die Wahl: Erkennt man das an, oder verschließt man seine Augen davor? Ich habe das Gefühl dass die Skepsis der Anleger heute gegenüber den Anstiegen bei Aktien fast gleichhoch ist wie im Januar 2012, als der DAX noch bei 6000 Punkten notierte. Die Kurserholung seit 6000 Punkten sowie der allzu leichte Sprung auf neue Langzeithochs mit dynamischen Anschlusskäufen ist aber nichts, was ich als bärisch bezeichnen würde.

Dass die Aktien auch in Südeuropa bald deutlich höher stehen könnten deutet zuletzt nicht nur der italienische, spanische und portugiesische Aktienmarkt an, nein: Auch der griechische Leitindex Athex 20 schickt sich an, ein neues Kaufsignal zu liefern. Der Index hat eine inverse SKS ausgebildet, eine Formation aus der Charttechnik, die das Ende eines Abwärtstrends ankündigt. Der Index, der fünf Jahren noch bei 2800 Punkten notierte, könnte dann bis auf 436 Punkte steigen – ein Plus von 21%. Ich riet übrigens auf meinem Blog Limitup.de bei 180 Punkten zum Kauf des Athex 20 über ETFs.

Wenn man Rendite erwirtschaften möchte, sollte man dann Gold oder Aktien kaufen? Eine Antwort darauf könnte die Dow-Gold-Ratio geben, deren Chart unten zu sehen ist. Die Ratio bildete eine Bodenbildung aus, deren Kursziel jetzt mit einem Stand von 10,35 erreicht wurde. Auf die Bodenbildung in der Dow/Gold-Ratio habe ich erstmals am 21. Februar hingewiesen (Link). Gold notierte damals noch bei 1580 USD/Unze.

Ich wäre nicht überrascht, wenn wir in den nächsten Wochen eine Korrektur in der Ratio bekommen werden. Das würde bedeuten, dass sich der Goldpreis ein paar Wochen besser entwickelt, als der Dow Jones Index für Industriewerte.

Man sollte sich davon aber nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass eine wichtige Wende im Anlagezyklus erreicht sein könnte, wobei Aktien ab sofort bei Korrekturen zu kaufen wären und Gold bei Erholungsbewegungen zu verkaufen wäre. Erst bei einer Dow/Gold-Ratio von unter 7 würde ich von dieser Einschätzung wieder abrücken.

Wie ich die Situation weiter einschätze können Sie jeden Tag in meinem Blog kostenfrei und unverbindlich nachlesen. Außerdem können Sie dort mit vielen anderen Lesern kontrovers, aber konstruktiv und in angenehmer Atmosphäre diskutieren.

Den Rohstoffblog finden Sie unter

www.limitup.de

Haben Sie ein schönes Wochenende!

Jochen Stanzl - Rohstoffanalyst Godmode-Trader.de

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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