Kommentar
11:12 Uhr, 01.07.2010

Von der Euro- zur Fußballkrise

Erwähnte Instrumente

  • Express-Zertifikat auf EURO
    Aktueller Kursstand:  
    VerkaufenKaufen

Für die Europäer kommt es derzeit knüppeldick. Sogar bei der Fußball-WM in Südafrika mussten bereits viele noch im Vorfeld hochgelobte Nationen ihre Koffer packen. Zuerst erwischte es die Franzosen, die sich noch mit einem absichtlichen Handspiel auf Kosten Irlands zur Weltmeisterschaft gemogelt und dort zu guter Letzt auch noch „selbstzerfleischt" hatten, dann den Titelverteidiger Italien mit einer völlig indiskutablen Altherrenvorstellung. Auch England erging es mit ihrem konzeptlosen Gekicke nicht viel besser, nachdem sie in der ersten Ko-Runde von den willigen jungen Deutschen ihre Grenzen aufgezeigt bekamen. Bleiben neben den Spaniern einzig nur noch Jogis Vorzeigejungs, sowie die starken Oranjes, auf denen im Viertelfinale die Hoffnungen Europas ruhen. Allerdings ist der Fußball nur eine kleine Facette, die zeigt, dass es um die alte Welt in vielen Bereichen nicht mehr ganz so gut bestellt ist.

Fußballbegeisterung hin oder her – wesentlich gravierender als ein von elf Millionären in kurzen Hosen verletzter Nationalstolz wiegt da schon der jüngste Absturz des Euro, zwischenzeitlich sogar unter die Marke von 1,20 US-Dollar, nachdem er im vergangenen Dezember noch über 1,50 US-Dollar notierte. Die rasante Talfahrt könnte sich durchaus auch noch weiter fortsetzen, wenn man die Meinung so manches Volkswirtes oder Charttechnikers zu Rate zieht. Denn eines lässt sich wohl nicht so leicht zurückdrehen, die Schuldenspirale und das nicht nur in den besonders gefährdeten sogenannten PIIGS-Staaten, auch wenn in diesem Zusammenhang kaum einer von anderen ebenfalls hochverschuldeten Industriestaaten wie Japan oder den USA spricht.

Für Anleger bieten sich deshalb auch am Derivatemarkt Chancen, von einem weiter schwächelnden Euro zu profitieren. In Frage kommen dabei vor allem Put-Optionsscheine bzw. Turbo-Bear-Produkte auf das EUR/USD-Wechselkursverhältnis, die von diversen Emittenten angeboten werden. Auf der reinen Anlageseite ist das Angebot mehr als überschaubar und noch dazu nicht ganz up-to-date, wenn man nach einem Teilschutz verlangt, weshalb dem Markt die geplante EUR/USD-Reverse-Express-Anleihe durchaus gut getan hätte, die von Goldman Sachs am Ende leider doch nicht aufgelegt wurde. Stattdessen sucht der Emittent sein Heil in einem weiteren Express-Papier auf den Euro STOXX 50, der speziell im laufenden Jahr gegenüber dem DAX einen deutlich negativeren Verlauf zeigt.

Das noch bis 23. Juli zeichenbare maximal dreijährige Produkt verspricht dem Anleger dabei einen jährlichen Kupon in Höhe von acht Prozent, sofern der Index am betreffenden Stichtag nicht mehr als indikativ 50 Prozent seines Wertes gegenüber dem Emissionsniveau verloren hat. Gelingt das nicht, entfällt der Kupon ersatzlos und kann in den Folgeperioden auch nicht nachgeholt werden. Anhänger von den allerdings deutlich länger laufenden Memory-Express-Produkten, die gerade wieder z.B. von der Société Générale (SG1Q23) emittiert werden, dürften hier durchaus hellhörig werden. Darüber hinaus kommt es auch beim neuen Express-Plus-Zertifikat von Goldman Sachs zum vorzeitigen Ende, wenn die Euroland-Benchmark auf oder über dem Basispreis schließt. Notiert der Index darunter, wiederholt sich das gleiche Schauspiel im darauffolgenden Jahr noch ein zweites Mal. Spätestens nach drei Jahren ist dann aber endgültig Schluss und der Endstand des Basiswertes entscheidet über Kupon und Tilgung. Der Euro STOXX 50 sollte dann aber auf jeden Fall über der 50-prozentigen Barriere notieren, da dann nicht nur die Express-Zahlung in Höhe von acht Prozent, sondern auch der gesamte Nennbetrag auf das Depotkonto des Investors überwiesen werden. Sollte gar der seltene Fall eintreten, dass der Endwert die Barriere genau trifft, wird zwar der Kupon ausgezahlt, der Nennwert wird dann allerdings aufgrund der tatsächlichen Indexentwicklung von minus 50 Prozent nur noch zur Hälfte erstattet, was einem satten Verlust entsprechen würde. Im Vergleich dazu gäbe es bei einem „Memory-Express" in diesem Falle nicht nur die vollen 100 Prozent, sondern auch alle ausgefallenen Kupons obendrein. Jedoch ist dessen Laufzeit auch mindestens um zwei Jahre länger und die Kuponhöhe bzw. der Puffer evtl. einen „Schnaps" niedriger.

Der BörseGo Tipp:
Das Express-Plus-Zertifikat - wenn es nicht aufgrund geänderter Marktverhältnisse ebenfalls zurückgezogen werden muss (Barriere maximal bei 60 Prozent!) - eignet sich wegen seines hohen Puffers für den eher sicherheitsorientierten Anleger, der sich maximal drei Jahre binden möchte. Darüber hinaus dürfte es in starker Konkurrenz zu den etwas länger laufenden „Memory"-Express-Papieren stehen.

Euro STOXX 50 Express-Plus-Zertifikat

Emittent/WKN:

Goldman Sachs / GS266S

Laufzeit:

23.07.2013

Preis: (in Zeichnung: 28.06.10-23.07.10)

Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 1 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Wir würden uns freuen, wenn auch Sie sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage auf unseren beiden Internet-Portalen http://www.godmode-trader.de/Zertifikate bzw. http://www.boerse-go.de/ beteiligen würden.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Mehr von Armin Geier zu den erwähnten Instrumenten

Keine Artikel gefunden

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten