Kommentar
00:06 Uhr, 03.12.2008

Vom Nikolaus, Falschgeld, Riesterverträgen und Bargeld

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

was stellen Ihre Kinder am Nikolausabend vor die Tür? Einen Stiefel? Oder warten sie doch lieber, bis der der Weihnachtsmann kommt und einen Strumpf mit Süßigkeiten bringt? Ohne Zweifel, Strümpfe sind als Aufbewahrungsort klasse. Sie eignen sich nicht nur für Süßigkeiten, sondern auch für Geld, nicht umsonst ist oft die Rede vom „Sparstrumpf“. Aber mal ehrlich: Für Lebkuchen, Marzipan und Plätzchen mag ein Strumpf noch geeignet sein. Für Bargeld aber nicht, warnt die Polizei.

Strümpfe gehören zu den Spitzenreitern vermeintlicher Geheimverstecke, die gar nicht so geheim sind, wie manch einer glaubt. Trickdiebe und Einbrecher schauen gerne bei den Strümpfen nach Bargeld – und oft mit Erfolg. Aber auch die anderen Lieblingsverstecke der Deutschen kennen sie genau: den Wäscheschrank, den Platz unter der Matratze, das Nachtkästchen, die Zuckerdose oder Kaffeekanne, ebenso Blumentöpfe, Backöfen, CD-Hüllen, Küchenschubladen, und die Innentaschen von Jacken, die im Flur an der Garderobe hängen.

Verfallen Sie also lieber nicht auf die Idee, Ihr Geld vom Bankkonto abzuheben und es – vermeintlich sicher – zuhause aufzubewahren. Denn was die Sache noch erschwert: Die Hausratversicherung deckt einen Diebstahl von größeren Bargeldbeträgen in der Regel nicht ab. Bei 1.000 Euro ist meist Schluss, es sei denn, Sie vereinbaren vertraglich eine höhere Summe. Das aber kann teuer werden. Größere Summen müssen Sie auf jeden Fall im Tresor aufbewahren, und wie dieser beschaffen sein muss, schreibt Ihnen der Versicherer dann in allen Einzelheiten vor. Mit einem Billigmodell gibt er sich jedenfalls nicht zufrieden.

Übrigens will ich Ihnen die Vorteile eines Tagesgeld- oder Sparkontos auch nicht verschweigen: Trotz Finanzkrise sind Ihre Einlagen gesichert, durch den Institutsschutz bei Genossenschaftsbanken und Sparkassen, durch die gesetzliche und meist auch zusätzlich durch eine freiwillige Einlagensicherung bei den Privatbanken.

Anders als im Sparstrumpf wirft Ihr Geld dort wenigstens Zinsen ab. Das heißt, es verliert nicht einfach über die Jahre an Kaufkraft. Und vergessen Sie nicht: Selbst wenn eine Bank im Zuge der Finanzkrise doch ins Trudeln gerät, sorgt Angela Merkels Staatsgarantie dafür, dass Sie als Sparer nicht plötzlich ohne Geld dasitzen. Zumindest nicht, wenn Sie eine Bank wählen, die dem deutschen Einlagensicherungssystem angeschlossen ist.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

es weihnachtet sehr. Die Weihnachtsmärkte öffnen am kommenden Adventswochenende ihre Glühweinstände, und – hurra! – der Einzelhandel startet erstaunlich optimistisch in das Weihnachtsgeschäft. Ist doch schön, wenn man die dunkle Jahreszeit mit Kerzenschein, Zimtduft und Geschenkekäufen etwas erhellen kann! Da will ich auch gar nicht den Miesepeter spielen.

Trotzdem: Eine Nachricht der Deutschen Bundesbank macht nachdenklich, sie warnt nachdrücklich vor gefälschten Geldscheinen. Gut eine halbe Million Fälschungen gab es im letzten Jahr. Die Tendenz steigt. Jetzt mal ehrlich: Schauen Sie sich jeden Geldschein genau an, den Sie beim Weihnachts-Shopping als Wechselgeld bekommen? – Nicht? Das sollten Sie aber. Vor allem 50-Euro-Scheine sind ein Liebling der Fälscher. Fast die Hälfte aller Fälschungen entfällt auf diese Kategorie.

Nein, keine Sorge. Ich liste Ihnen jetzt nicht die zahlreichen Sicherheitsmerkmale auf, die unsere Euro-Noten doch angeblich so fälschungssicher machen. Wer kann sich da schon alle merken? Allenfalls die Fälscher selbst! Und abgesehen davon hätten Sie an der Kaufhauskasse ohnehin keine Zeit, alle durchzuprüfen, bevor Sie einen Geldschein annehmen. Spätestens dann würde nämlich jemand hinter Ihnen in der Schlange zu mosern beginnen.

Aber einen klasse Tipp hat mir ein Bundesbanker gegeben. Zwei kleine Checks reichen, um eine Fälschung mit 99-prozentiger Sicherheit auszusortieren: Check Nummer 1: Fühlen. Check Nummer 2: Kippen.

Fühlen sollten Sie das Papier. Bei echten Euro-Noten ist es griffig und keinesfalls lappig. Fühlt sich ein Geldschein anders an als gewohnt, knickt es sich schwerer oder ist es irgendwie dicker, ist das ein Indiz für eine Fälschung.

Machen Sie auch noch den Kipp-Test, das heißt, drehen Sie den Geldschein auf die Rückseite (wo der Wert nur klein aufgedruckt ist) und kippen Sie ihn dann langsam, sodass sich der Einfallswinkel des Lichts ändert. Bei 50-, 100- und 200-Euro-Scheinen wechselt die Zahl, die den Wert angibt, die Farbe. Beim Fünfziger von lila nach olivgrün oder braun. Dieses Merkmal haben bisher die wenigsten Fälscher imitieren können.

Bei kleineren Banknoten (5-, 10- und 20-Euro-Noten) schauen Sie nicht auf die aufgedruckte Zahl, sondern auf den Hologrammstreifen auf der Vorderseite. Sobald Sie den Schein kippen, sehen Sie abwechselnd die Wertzahl und das Eurosymbol.

Diese einfachen Tests reichen, damit Sie auch ohne UV-Prüfgerät gut und sicher durch die Weihnachtseinkäufe kommen. Viel Spaß dabei!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

"Darf’s ein bisschen mehr sein?", werden wir beim Schlachter gerne mal gefragt, und wer sagt da schon nein? Obwohl wir für das Mehr etwas bezahlen müssen. Ganz anders bei der Geldanlage. Da lohnt sich schon die Frage, ob das Mehr nicht kostenlos zu haben ist

Genau – ich rede mal wieder über das beliebte Thema Steuern sparen. Konkret: über die Abgeltungssteuer. Wussten Sie, dass Sie mit Riester-Altersvorsorge Steuern sparen können? Das ist tatsächlich so. Riester-Verträge bleiben bei der Abgeltungssteuer außen vor.

Das bedeutet zwar nicht, dass sie komplett steuerfrei sind. Aber versteuert werden muss nur die Auszahlung ab Rentenbeginn. Während der Ansparphase bleiben aber alle Gewinne steuerfrei.

Am deutlichsten ist der Unterschied bei Riester-Fondssparplänen im Vergleich zu normalen Fondssparplänen. Bei letzteren zahlen Sie nämlich laufend Steuern, selbst wenn jahrelang kein Cent der Ausschüttungen auf Ihrem Konto landet.

Bei normalen thesaurierenden Fonds werden zwar Dividenden, Zinserträge und dergleichen sofort wieder investiert. Aber die Bank führt darauf trotzdem ab 2009 Abgeltungssteuer ans Finanzamt ab. Denn solche Beinahe-Ausschüttungen nennen sich "ausschüttungsgleiche Erträge". Fazit: Sie kriegen das Geld zwar nicht direkt aufs Konto, aber die Fondsgesellschaft kann nicht alles wieder für Sie investieren, weil der Staat ein Viertel davon gleich abzwackt. Betrachtet man dabei auch die Zinsen und Zinseszinsen, kann das am Ende der Laufzeit ein beträchtliches Sümmchen ausmachen.

Anders bei Riester-Fondssparplänen. Hier wird während der Ansparphase nichts abgezwackt, sondern alle Dividenden- und Zinserträge werden sofort wieder reinvestiert. Und mit diesem Argument wirbt mittlerweile auch die Finanzindustrie: Riester-Verträge würden sich aus steuerlicher Sicht auf jeden Fall lohnen.

Das gilt übrigens auch für Menschen, die gar keinen Anspruch auf die Riester-Förderung haben. Jeder Riester-Vertrag – offiziell heißt das zertifizierter Altersvorsorge-Vertrag – bleibt von der Abgeltungssteuer befreit, auch wenn der Inhaber gar nicht förderberechtigt ist.

Ist Riester deshalb auch für Selbstständige zu empfehlen? Ein bisschen Vorsicht ist hier angebracht. Denn bei Riester- Verträgen kommen Sie üblicherweise an das angesparte Geld nicht vorzeitig dran. Sie binden das Geld also bis Rentenbeginn und haben ein Problem, wenn Sie es vorher brauchen. Zudem gilt: Bei Riester haben Sie nur wenig Auswahl zwischen einzelnen Anlageprodukten, bei anderen Fonds dagegen mehr.

Deshalb sollten Sie die Steuerfrage nicht überbewerten, wichtiger ist die langfristige Performance des Fonds, in den Sie investieren. Dabei spielen auch die Gebühren eine Rolle. Was nutzen Ihnen die gesparten Steuern, wenn der Anbieter gleich einmal kräftig Gebühren kassiert? Nicht selten werden die Kosten bei Riester-Fondssparplänen gleich in den ersten fünf Jahren abgezogen. Dieses Geld fehlt Ihnen dann, auch das mindert den Zinseszinseffekt.

Was also empfehle ich Ihnen? Für Riester-Förderberechtigte ist ein zertifizierter Altersvorsorgevertrag durchaus sinnvoll, vor allem für Familien, die auch noch die hohen Kinderzulagen vom Staat bekommen.

Alle anderen sollten sich die Sache gut überlegen. Trotz Steuern ist ein normaler Fondssparplan oft die bessere Lösung. Vor allem dann, wenn Sie Ihren Sparerpauschbetrag ohnehin noch nicht ausgeschöpft haben. Dann werden nämlich auch die „ausschüttungsgleichen Erträge“, die unter diesem Betrag bleiben, nicht besteuert.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ist es nicht wunderbar, dass es Menschen gibt, die immer noch mit Bargeld zahlen? Da weiß man wenigstens, was man hat. Das zumindest dürften sich einige Makler in Berlin denken, die teure, aufwändig sanierte Altbauten im Berliner Nobelstadtteil Grunewald vermitteln. Vor allem reiche Osteuropäer leisten sich derzeit solche Prachtbauten, und blättern die Millionen dafür nicht selten in bar auf den Tisch, meldet die Berliner Morgenpost. Konkret: Zwischen 1,2 und 4 Millionen kostet eine solche Villa im Schnitt.

Die Barzahlung ist tot – es lebe die Barzahlung! In der jüngsten Statistik des Bundesverbands deutscher Banken taucht sie überhaupt nicht auf. Aber die hat ja auch nur den bargeldlosen Zahlungsverkehr unter die Lupe genommen. Demnach steht die Lastschrift mit 46 Prozent auf Platz eins der häufigsten Geldtransaktionen. Knapp dahinter folgt die Überweisung mit 45 Prozent. Weit abgeschlagen auf den hinteren Rängen folgen Electronic Cash (6 Prozent), Kreditkarten (3 Prozent) und Schecks (1 Prozent). In Deutschland wohlgemerkt. In den USA dürfte die Kreditkarte eine weit größere Rolle spielen.

Was mich wieder einmal auf eines meiner liebsten Themen bringt, die Psychologie des Geldes. Dan Ariely, Professor für Verhaltensökonomie, hat herausgefunden, dass die meisten Menschen Hemmungen haben, Bargeld zu klauen, dass aber kaum jemand die gleichen Hemmungen hat, einen geldwerten Schaden in gleicher Höhe anzurichten. Es ist kurios: Sobald Bargeld direkt im Spiel ist, bekommen die Leute Skrupel. Geht es dagegen um abstrakte Transaktionen, um geldwerte Vorteile, um Wirtschaftsdelikte, finden das die Leute weniger schlimm.

Nein – ich möchte mich jetzt nicht über die Schurken in unserer Gesellschaft auslassen, sondern beim Thema Bezahlung bleiben. Denn meiner Meinung nach sagen diese Forschungsergebnisse auch etwas über das Verhalten der Menschen bei Bezahlvorgängen aus. Offenbar merken die Menschen beim bargeldlosen Transfer oft gar nicht, wie viel ihre aktuelle Anschaffung kostet. Ganz anders als der russische Ölmillionär, der beim Hinblättern von 500-Euro-Noten sehr merkt, was er gerade für die gewünschte Gründerzeitvilla – im wahrsten Sinne des Wortes – hinlegt. Er weiß aber auch, dass er sich das leisten kann.

Bei einer Überweisung oder Lastschrift wird das Ganze schon etwas abstrakter. Aber immerhin sieht man dann den sinkenden Kontostand sofort, zumindest beim Online-Banking. Um Himmelswillen, ich will hier nicht die Barzahlung von Großbeträgen propagieren. Aber lassen Sie mich den Gedanken mal weiterspinnen: Was, wenn die Kosten für das neue Sofa, Laptop, Sakko oder Kostüm nicht gleich, sondern erst am Monatsende abgebucht werden? – Genauso funktioniert eine Kreditkarte. Jetzt haben Sie auch eine Erklärung dafür, warum Kreditkarten ein ganzes Volk wie die US-Amerikaner in die Schuldenfalle treiben konnten: Wenn zwischen Zahlung und Abbuchung auch noch zeitlich eine große Lücke klafft, dann wissen die wenigsten noch, was sie tun.

Was lernen wir daraus? Aufgepasst mit unbaren Zahlungen, vor allem mit Kreditkarten. Sie sind zwar praktisch, verschaffen uns viel Flexibilität. Aber kombinieren Sie nicht mehrere EC- und Kreditkarten beliebig, und nutzen Sie nicht die eine, um die Schulden bei der anderen vorläufig wieder zu stopfen. Das kann nicht nur einzelne Verbraucher in Bedrängnis bringen, sondern die ganze Finanzwelt, wie wir jetzt gesehen haben.

Herzlichst

Ihre Carola Ferstl

Moderatorin beim Nachrichtensender n-tv, Buchautorin und Referentin www.carolaferstl.de

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