Kommentar
19:36 Uhr, 24.06.2008

Vietnamesischer Dong vor Kursverfall?

Schwacher Aktienmarkt und Inflationsangst

Investoren, die derzeit am vietnamesischen Aktienmarkt engagiert sind, müssen starke Nerven besitzen. Denn die Kurse an der Börse von Ho Chi Minh City (ehemals Saigon) haben sich seit Jahresbeginn mehr als halbiert. Der VN-Index, der die 151 größten Aktiengesellschaften des Landes umfasst, ist in einen rekordverdächtigen Abwärtstrend eingeschwenkt. Zuletzt verzeichnete er 25 Verlusttage in Folge, seit dem 1. Januar schlägt ein Minus von 60% zu Buche - die schlechteste Performance aller Börsen weltweit.

Hauptgrund für die Katastrophenstimmung an Vietnams Börse ist der massive Inflationsanstieg in dem südostasiatischen Land. Im Mai ist die vietnamesische Inflationsrate auf 25,2% im Jahresvergleich nach oben geschnellt und hat damit den höchsten Stand seit über 16 Jahren erreicht. Anders als die mittlerweile etablierten größeren asiatischen Volkswirtschaften kann das „kleine“ Vietnam die extremen Preisanstiege bei Rohöl und anderen Rohstoffen nicht so einfach abfedern. Die extrem gestiegenen Importpreise haben dafür gesorgt, dass sich das vietnamesische Handelsbilanzdefizit in den ersten fünf Monaten des Jahres auf 14,4 Milliarden USD verdreifacht hat. Angesichts der ausufernden Inflation sowie der sich rapide verschlechternden Leistungsbilanz haben gleich drei Ratinggesellschaften ihre Bonitätsnoten für das Land gesenkt.

Die deutlichen Verluste am vietnamesischen Aktienmarkt sowie der sprunghafte Anstieg der Verbraucherpreise haben in der Konsequenz die Landeswährung, den vietnamesischen Dong (VND), unter Druck gesetzt. USD/VND kletterte Mitte Juni bis 16.620 in der Spitze und erreichte damit ein neues Jahreshoch. Zu Jahresbeginn hatte das Währungspaar noch knapp unterhalb der 16.000er-Marke notiert.

Ein bisheriger Jahresverlust von knapp 4,0% für die vietnamesische Valuta gegenüber dem Greenback erscheint auf den ersten Blick wenig spektakulär, ergibt aber kein ausreichendes Bild von dem Abwertungsdruck, der auf dem Dong lastet. Dies liegt daran, dass der Dong keine frei konvertierbare Währung ist und nur in einer engen Handelsspanne von +/- 1,0% um den von Vietnams Zentralbank festgelegten Wechselkurs schwanken darf. So lange die vietnamesische Zentralbank keine klare Abwertung des Dong wünscht bzw. zulässt, wird der offizielle Wechselkurs von USD/VND nur wenig steigen. Trotzdem ist der bisherige Kursrückgang im laufenden Jahr bereits der stärkste seit 2001.

Ein Gefühl dafür, wie stark die vietnamesische Währung bereits unter Druck geraten ist, liefert aber der am „freien“ oder schwarzen Markt gehandelte Kurs. Hier wird USD/VND derzeit um die 18.750 gehandelt, was einem Abschlag von 13% auf die offizielle Wechselkursnotierung entspricht. Pessimisten erwarten nun, dass der Dong einen massiven Kursverfall erleben wird, falls der Zentralbank nicht mehr ausreichende liquide Mittel zur Verfügung stehen sollten, um die heimische Valuta zu stützen. Die US-Investmentbank Morgan Stanley sagt gar eine regelrechte Währungskrise in Vietnam voraus und prognostiziert in einer im Mai veröffentlichten Studie, beim Dong müsse mit einem ähnlichen Abwertungsszenario wie beim thailändischen Baht im Jahre 1997 gerechnet werden.

Solche Horrorszenarien, die eine zweite von Vietnam ausgehende Asienkrise vorhersagen, scheinen aber übertrieben. Denn die vietnamesische Notenbank verfügt derzeit über geschätzte 26 Milliarden US-Dollar an Devisenreserven, die sie zur Stützung der eigenen Währung aufwenden kann. Trotz des gestiegenen Handelsbilanzdefizits ist die gesamte Zahlungsbilanz des Landes weiter positiv, für das Gesamtjahr 2008 wird hier ein Überschuss von 3,0 Milliarden USD erwartet. Die Ökonomie bleibt insgesamt in einer ordentlichen Verfassung – so haben sich die Exporte im Mai um 27% im Jahresvergleich erhöht. Die offizielle BIP-Prognose der Regierung für 2008 wurde zwar gerade von 9,0% auf 7,5% gesenkt, liegt damit aber immer noch auf einem robusten Niveau. Zudem hat die vietnamesische Zentralbank mit Zinserhöhungen auf die Schwächephase des Dong reagiert. So wurde der Leitzins am 11. Juni um 200 Basispunkte von 12,00% auf 14,00% erhöht. Dies ist der höchste Stand der „Benchmark Interest Rate“ seit 1998. Außerdem kündigte die Zentralbank weitere Leitzinserhöhungen an.

Eine scharfe Abwertung des Dong ist vor diesem Hintergrund unwahrscheinlich. Der Notenbank stehen ausreichend liquide Mittel zur Verfügung, um am Devisenmarkt zu intervenieren und den Dong stabil zu halten. Auch das Bankensystem präsentiert sich stabil, zumal die zuletzt stark gestiegenen Zinsen die Vietnamesen dazu veranlassen, ihre Ersparnisse wieder verstärkt den Geldhäusern anzuvertrauen. Eine Kapitalflucht größeren Ausmaßes ist nicht feststellbar, auch weil die bestehenden Kapitalkontrollen den Abzug von Geldern ausländischer Investoren erschweren. Auf der Währungsseite ist demnach mit einer fortgesetzten leichten Aufwertung von USD/VND zu rechnen, aber keinesfalls mit größeren Kurssprüngen. Zudem hat die vietnamesische Regierung der Ausweitung der festgelegten Handelsspanne, um die der Kurs schwanken darf, gerade erst eine Absage erteilt. Zum Jahresende erwarten wir USD/VND deshalb um die 17.000er-Marke. Einen massiven Kursverfall des Dong, wie er von dem deutlich gefallenen vietnamesischen Aktienmarkt im Grunde eingepreist wird, wird es demnach nicht geben.

Volker Zenk FXresearch

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