Kommentar
14:42 Uhr, 11.05.2009

Vieles spricht für eine Untergewichtung von Aktien

Gute Konjunkturnachrichten ließen die Aktienmärkte weiter steigen, und die Anleiherenditen nahmen ebenfalls zu. Wir sind nach wie vor in Aktien untergewichtet, haben aber eine Stop-Loss-Marke gesetzt. Nach der Rallye sind die Bewertungen weniger attraktiv. Hinzu kommen politische Risiken (Unruhen in Pakistan) und die Befürchtungen der Marktteilnehmer wegen der Stresstests für US-Banken. Interessanterweise sagte Fed-Chairman Ben Bernanke bereits vor der Bekanntgabe der Stresstest-Resultate Ende dieser Woche, dass eine erneute „Verschlechterung im Finanzsektor“ die einsetzende Erholung stoppen könnte. Er warnte also die Märkte vor zu hohen Erwartungen an die Kreditbedingungen, nachdem sich die Fed noch Anfang der Woche etwas optimistischer für die US-Konjunktur geäußert hatte.

Die Freude über die Lösung der Probleme des amerikanischen Automobilherstellers Chrysler wurde gedämpft, als Bedenken aufkamen, dass die Eigentümer besicherter Anleihen möglicherweise Klage einreichen. Dies könnte private Investoren noch mehr davon abhalten, sich an den von der US-Regierung ins Leben gerufenen Public-Private- Partnerships zur Wiederbelebung der Kreditmärkte zu beteiligen. Innerhalb des Aktienbereichs sind wir zu einer Übergewichtung europäischer Small Caps gegenüber Large Caps übergegangen. Die expansive Geldpolitik ist günstig für Small Caps, und ihre Bewertungen sind attraktiv. Auch die höhere Risikobereitschaft spricht für niedrigkapitalisierte Werte.

Die US-Renditen sind deutlich über die Dreiprozentmarke gestiegen. Aufgrund der wieder höheren Risikobereitschaft haben viele Anleger aus Renten in Aktien umgeschichtet. Außerdem enttäuschte die Federal Reserve die Rentenmärkte, indem sie entgegen der Hoffnung einiger Marktteilnehmer die Obergrenze für den Kauf von Staatsanleihen im Rahmen ihres Quantitative Easing nicht erhöhte. Solange Hypotheken- und Unternehmensanleiherenditen nicht in gleichem Maße steigen wie die Staatsanleihenrenditen, könnte sich die Fed in Zurückhaltung üben.

Noch ist es zu früh, um die Rückkehr des Konjunkturoptimismus auszurufen, doch signalisieren die Geschäftsklimadaten aus den USA, dem Euroraum und China eindeutig, dass sich Stimmung im Unternehmenssektor nach dem Pessimismus Ende letzten Jahres allmählich bessert. Die japanischen Zahlen blieben aber schwach. Die Arbeitslosigkeit stieg im März auf 4,8% und war damit so hoch wie zuletzt 2004. Die Zahl der offenen Stellen je Bewerber sowie die Arbeitseinkommen fielen auf den tiefsten Stand in diesem Konjunkturzyklus. In Deutschland und Frankreich hat die Rezession den Rückgang der Arbeitslosigkeit gestoppt. Die deutschen Einzelhandelsumsätze sind im März erneut gefallen, in Frankreich war der private Verbrauch allerdings stabiler.

In den USA litten die Einkommen und der private Verbrauch unter der Schwäche des Arbeitsmarkts. Der 0,3-prozentige Anstieg der Haushaltseinkommen (im Vorjahresvergleich) im März war der schwächste seit Begin der Messung. Die Steuersenkungen aufgrund der Konjunkturprogramme werden den Verbrauchern zweifellos willkommen sein. Umfragen zufolge sind die Kreditbedingungen in Europa und den USA im 2. Quartal noch strenger geworden. Allerdings war die Entwicklung weniger ausgeprägt als im 1. Quartal. Strenge Kreditbedingungen und eine schwache Kreditnachfrage haben erneut zu einem Rückgang des Kreditwachstums geführt. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Im 1. Quartal 2009 wurden in den USA fast so viele Unternehmensanleihen emittiert wie im Gesamtjahr 2008.

Gemeinsam mit Japan, China und Südkorea haben die zehn ASEAN-Mitgliedsländer einen Krisenfonds für bilaterale Kredite bis zu insgesamt 120 Milliarden US-Dollar aufgelegt. Mit dem Fonds sollen in Zeiten mit wirtschaftlichen und finanziellen Problemen Währungs- und Liquiditätskrisen verhindert werden. Langfristig könnte dies zu einer gemeinsamen Währung führen. Bemerkenswert ist der Zeitpunkt der Einführung des Fonds: Erst kürzlich hat der IWF ein neues, flexibles Kreditprogramm aufgelegt, das nicht an Bedingungen geknüpft sind.

Quelle: Fortis Investments

Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 170 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2008).

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