Viel Lärm um nichts - BoJ büßt an Glaubwürdigkeit ein
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Die Bank of Japan (BoJ) hat mit ihrer Entscheidung, den Leitzins im Januar unverändert bei 0,25% zu belassen, die Märkte überrascht. Nachdem BoJ-Vertreter wochenlang versteckte Andeutungen gemacht und die Anleger so auf einen erneuten Zinsschritt vorbereitet haben, passierte letztlich doch nichts. Den Yen brachte der unerwartete Entscheid auf breiter Front unter Druck. Gegen US-Dollar und Euro, aber auch gegenüber Hochzinswährungen wie dem Austral- und Neuseelanddollar geriet Nippons Währung massiv unter die Räder. Klar, denn Carry Trades (Kreditaufnahme in niedrig verzinslichen Währungen und Wiederanlage in hochverzinslichen Valuten) bleiben somit lukrativ.
Während sich der japanische Notenbankpräsident Toshihiko Fukui beeilte zu beteuern, dass die Entscheidung allein nach Analyse konjunktureller Daten erfolgt sei, bleibt ein fader Nachgeschmack: Zu groß ist der Eindruck, dass sich die BoJ dem Druck der Politik gebeugt hat, die dem wirtschaftlichen Aufschwung noch nicht traut und deren Vertreter zuletzt beinahe täglich Verbalattacken in Richtung BoJ abgefeuert hatten. Hinzu kommt, dass die japanische Schuldenlast explodieren würde, sollten die Zinsen für Staatsanleihen zu schnell steigen. Neben der beschädigten Glaubwürdigkeit der BoJ ist mit dem Einknicken auch noch deren Unabhängigkeit und die ihres Präsidenten in Frage gestellt. Dies gilt insbesondere, da sich die Politik im vergangenen Jahr schützend vor Fukui gestellt und ihn im Amt belassen hatte, obwohl dieser wegen seiner Geschäftsbeziehung zu dem wegen Insiderhandels verhafteten Fondsmanager Yoshiaki Murakami in die Kritik geraten war.
Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben, denkt die Finanzwelt und rechnet nun bereits für das nächste Notenbanktreffen im Februar mit einer Zinsanhebung. Denn: Nachdem die letzten sechs Zinsentscheide einstimmig getroffen wurden, lag das Verhältnis nun nur bei 6:3 Stimmen für eine Beibehaltung des aktuellen Zinsniveaus – eine klare Verschiebung in Richtung Zinsanhebung, so die Einschätzung vieler Analysten. Doch wenn der Markt da mal die Rechnung nicht ohne den Wirt gemacht hat. Im dritten Quartal 2006 wuchs die japanische Wirtschaft mit sequenziell 0,2% und 1,6% im Jahresvergleich so schwach wie seit Ende 2004 nicht mehr. Sorgenkind ist vor allem der private Konsum, der in den drei Monaten bis Ende September um 0,9% zurückging – der stärkste Einbruch seit fast zehn Jahren. Hinzu kommt, dass der in den Bereich von 50 USD je Barrel gesunkene Ölpreis die gerade erst aus der Deflation herausgekommene japanische Teuerungsrate wieder drücken dürfte – vielleicht sogar erneut in negatives Terrain. Eine Zinsanhebung wäre dann nicht nur kurzfristig, sondern auch für lange Zeit vom Tisch.
Aus charttechnischer Sicht sind die Aussichten für USD/JPY bullisch. Mit Überschreiten des Widerstands bei 121,40 (Hoch von Anfang Dezember 2005) und Erreichen eines Vierjahreshochs bei 121,80 dürfte sich das Aufwärtsmomentum nochmals beschleunigen. Das nächste große Ziel für Yen-Bären ist der Bereich von 125,50-126,80. Zuvor muss jedoch der Widerstand bei 121,80-122,00 überwunden werden – hier trifft USD/JPY auf sein Hoch aus dem März 2003. Unterstützung bietet derzeit die runde 120er-Marke.
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