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14:38 Uhr, 05.10.2001

Verstärkt defensive Anlagestrategie

Im aktuellen Umfeld rät die Investmentgesellschaft Vontobel den Anlegern, zu einer Überprüfung ihrer Anlageziele und gegebenenfalls zu einer verstärkt defensive Anlagestrategie.
Als Argumente führt die Investmentgesellschaft in einem Marktkommentar an, dass zunächst die Verunsicherung der Konsumenten einen zurückhaltenden privaten Konsum und eine höhere Sparquote bewirke. Hierzu würden die angekündigten Entlassungen in den USA und Europa wesentlich beitragen. Die massiv höheren Sicherheitsausgaben würden zudem teilweise auch auf die Konsumenten überwälzt, was die verfügbaren Einkommen schmälere.
Zum zweiten würden die Aktienmärkte durch die spürbare Zurückhaltung bei den Unternehmensinvestitionen gebremst. Nachdem die Investitionen in den USA bereits im zweiten Quartal des laufenden Jahres gegenüber dem Vorquartal um rund zehn Prozent tiefer gelegen hätten, dürften die Unternehmen wegen der anhaltenden Unsicherheit über die weitere Entwicklung Investitionsentscheide weiter zurückstellen, so die Prognose der Experten.
Zum dritten sei von anhaltend rückläufigen Unternehmensgewinnen auszugehen. Mittlerweile rechne man für 2001 mit einem Rückgang der Unternehmensgewinne von rund zehn Prozent.
Bereits im kommenden Jahr könne sich die US-Wirtschaft nach einer kurzen Rezession wieder stabilisieren. Allerdings werde die Konjunkturerholung zögerlich verlaufen. Europa werde die Stagnation nur langsam überwinden und Japan auf absehbare Zeit in einer Rezession verharren, prognostizieren die Analysten.
Ein pessimistisches Depressions-Szenario scheint den Investmentexperten wenig wahrscheinlich. Neben der aktiven Wirtschaftspolitik wirke das 1973 entstandene System der flexiblen Wechselkurse ebenfalls positiv, indem welt-wirtschaftliche Schocks zwischen den Wirtschaftsräumen umverteilt werden. Das pessimistische Szenario gewinne allerdings an Wahrscheinlichkeit, wenn der Kampf gegen den internationalen Terrorismus politisch und militärisch eskaliere. Entsprechend könnten in diesem Fall weitere massive terroristische Anschläge in den westlichen Ländern nicht ausgeschlossen werden, geben die Experten zu bedenken.
Weitere Rückschläge an den internationalen Börsen werden bei Vontobel nicht ausgeschlossen. Die Risikoprämien an den Aktienmärkten seien zwar in die Höhe geschnellt, befänden sich aber insbesondere in den USA noch nicht auf dem Niveau von Krisenzeiten wie etwa 1990/91 im Golfkrieg. Weit entfernt seien sie überdies noch von den Rekordwerten, die zur Zeit der ersten Erdölkrise zu Beginn der siebziger Jahre zu verzeichnen waren.
Die für Krisenzeiten relativ tiefen Risikoprämien enthalten noch Risikopotential für die Aktienmärkte. Deshalb schichten die Investmentexperten die Portfolios in eine defensive Richtung um. Nebst einer Reduktion der Aktienquote stünden im Aktienbereich ausgewählte Titel oder Fondsprodukte aus Sektoren wie Gesundheit, Nahrungsmittel, Versorgung und Finanzen im Vordergrund.
Grundsätzlich werde dabei auf Unternehmen gesetzt, die gesunde Bilanzkennzahlen aufweisen, über eine transparente und stetige Cash-Flow-Entwicklung verfügen und günstig bewertet seien.
Wer in entsprechende Wertpapiere investiert habe, dürfte auch eine grössere Durststrecke an den Aktienmärkten durchstehen, so die Einschätzung von Vontobel.
So seien für den "durchschnittlichen" Anleger - ungeachtet der langfristigen Marktentwicklung - gemischte Produkte mit einem Aktienanteil von weniger als 50 Prozent in vielen Fällen angemessen. Wer zu viele Risiken genommen habe und noch Spielraum für eine Reduktion des Portfoliorisikos aufweise, sollte entsprechende Investments tätigen, so der Ratschlag der Analysten. Dazu gehöre der Kauf von erstklassigen Obligationenfonds, von gemischten Fonds mit niedrigem Aktienanteil, von wertorientierten Fonds, sowie von Wertpapieren aus den oben genannten defensiven Sektoren.

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