Kommentar
11:08 Uhr, 06.01.2009

Verhaltener Optimismus für 2009

Das Börsenjahr 2008 bescherte den internationalen Aktienmärkten heftige Kursrückschläge. Die mit sich zuspitzender Finanzmarktkrise ausgelöste globale Konjunkturschwäche forderte ihren Tribut. Nicht nur die etablierten Länder sondern auch die Wachstumsmärkte, die Emerging Markets, wurden in den Abwärtssog gerissen. Auf Sektorebene mussten sowohl Finanzinstitute als auch Industrieunternehmen teilweise um ihre Existenz fürchten. Weltweit schnürten Regierungen Konjunkturhilfspakete, griffen mit Milliardenbeträgen und Direktbeteiligungen einzelnen Unternehmen unter die Arme und parallel suchten Notenbanken mit drastischen Leitzinssenkungen der Krise Herr zu werden.

2008 mit kräftigen Kursrückschlägen

2008 war für Anleger ein leidvolles Aktienjahr. Insgesamt mussten hohe Kursverluste hingenommen werden, denen sich nicht selten auch erhebliche Währungseinbußen anschlossen.

Der Dow Jones Industrial Average beispielsweise, der zum Jahresende bei rund 8.776 Punkten notierte, verlor nahezu 34 Prozent an Wert, was den höchsten Verlust seit 1931, dem Jahr der großen Depression darstellt. An den europäischen Börsen und in Japan fielen die Einbußen mit 44 Prozent im DJ Euro Stoxx 50 und mit 42 Prozent im Nikkei Index noch gravierender aus. Aber nicht nur die etablierten Märkte mussten ihren Tribut zahlen. Auch die als Wachstumsmärkte bekannten Emerging Markets in Asien, Osteuropa und Lateinamerika hatten unter erheblichen Kursrückgängen zu leiden, denn mit zunehmender Risikoaversion der Anleger wurden insbesondere die Investitionen an den Schwellenmärkten zurückgefahren. In diesem Zusammenhang sei an die russische Börse erinnert, die sich über Monate in freiem Fall befand. Hier hatte zusätzlich ein im Verlauf nachgebender Ölpreis, der zwischenzeitlich auf einen Rekordstand von 147 US-Dollar pro Barrel angestiegen war, sowie die von der russischen Regierung erneut praktizierte Einflussnahme auf Großkonzerne und der militärische Konflikt mit Georgien noch für zusätzliche Belastungen gesorgt.

Was war der Auslöser?

Auslöser der Misere war die 2007 von den USA ausgehende Subprime-Krise, die zunächst im Bankensektor zu erheblichen Abschreibungen und somit Gewinneinbußen führte - man denke an Citigroup und Merrill Lynch - und im weiteren Verlauf in eine tiefe Finanzmarktkrise mündete. Leitzinssenkungen der Notenbanken und einzelne, auf bestimmte Unternehmen wie etwa den US-Versicherungskonzern AIG zugeschnittene Rettungspakete waren aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Mit der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers verschärfte sich die Situation dramatisch. Der Interbankenhandel kam zum Erliegen und Staaten wie Irland drohte der Bankrott. Mit milliardenschweren Hilfsmaßnahmen eilten nun die Regierungen herbei, um das Finanzsystem zu stützen und vor dem Zusammenbruch zu bewahren.

Was waren die Folgen?

Mit der sich verschärfenden Finanzmarktkrise wurde auch weltweit die wirtschaftliche Entwicklung in Mitleidenschaft gezogen. Machte sich die Konjunkturschwäche zunächst nur in den USA bemerkbar, so verdüsterte sich das makroökonomische Bild bald weltweit. Selbst Schwellenländer wie China oder Indien mussten deutliche Wachstumseinbußen hinnehmen. Die zwischenzeitlich drastisch gestiegenen Rohstoff- und Ölpreise verschärften die Situation noch zusätzlich. Nach den USA befinden sich mittlerweile Japan und die Eurozone in der Rezession. Konjunkturhilfspakete wurden von den Regierungen geschnürt und drastische Leitzinssenkungen von den Notenbanken durchgeführt. Vor allem die FED schrieb mit dem Übergang zu einer de-facto-Nullzinspolitik Zentralbankgeschichte. Sie senkte den Tagesgeldsatz von einem Prozent in einen Korridor zwischen 0 und 0,25 Prozent ab.

Unter der weltweiten Konjunkturabschwächung leiden mittlerweile zunehmend die Industrieunternehmen, die nach den Finanzinstituten nun auch die Auswirkungen der Finanzmarktkrise deutlich zu spüren bekommen. Die globale Nachfrageschwäche wirkte sich zuletzt vor allem für die Automobilindustrie negativ aus. General Motors, Ford und Chrysler kämpfen ums Überleben und nur ein vom US-Präsidenten genehmigter Notkredit konnte sie vor der Insolvenz retten. Aber nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa und Japan verbuchen die Automobilhersteller deutliche Absatzrückgänge. Vorübergehende Werkschließungen, Kurzarbeit, verlängerte Weihnachtsferien und nach unten revidierte Ergebnisprognosen sind die Folge. Diese schwierige Situation wird noch dadurch verschärft, dass den Unternehmen infolge der Kreditklemme der Gang an den Kapitalmarkt teuer zu stehen kommt. Um ihre Anleihen zu platzieren, müssen sie einen im Vergleich zu Staatsanleihen wesentlich höheren Kupon zahlen.

Verhaltener Optimismus für 2009

Alles in allem wird die Situation an den Aktienmärkten in den kommenden Monaten von der Konjunkturschwäche und den nach unten revidierten Gewinnprognosen der Unternehmen überschattet bleiben. Damit es an den Aktienmärkten wieder zu einer nachhaltigen Erholung kommen kann, muss sich unseres Erachtens die Konjunktur stabilisieren und die Situation an den Kreditmärkten entspannen. Dieses Szenario könnte sich in der zweiten Jahreshälfte 2009 einstellen, sodass dann auch wieder nachhaltige Kursgewinne an den Aktienmärkten zu erwarten sind. Insofern ist für das laufende Jahr durchaus verhaltener Optimismus angebracht.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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