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12:27 Uhr, 27.12.2002

Vergleich: Aktiv/Passiv gemanagte Fonds

Aktiv gemanagte Fonds sind in der Baisse wegen mangelnder Performance ins Gerede gekommen. Sollte die Börse aber - wie von vielen Akteuren erwartet - seitwärts pendeln, steigen die Chancen für den aktiven Fondsmanager, im Universum der Nebenwerte eine überdurchschnittliche Rendite zu erwirtschaften. Wer die Risiken der subjektiven Auswahl eines Managements jedoch scheut, setzt besser auf Indexfonds, die den breiten Markt abbilden. XTF, das Marktsegment der Deutschen Börse für börsengehandelte Fonds, bietet beide Varianten zum elektronischen Handel. Derzeit spricht vieles dafür, dass aktiv gemanagte Fonds im kommenden Jahr ein moderates Comeback erleben dürften - wenn sie nicht weiter an der Gebührenschraube drehen.

Indexnachbildung zuletzt besser als Stockpicking

Trotz börsentäglicher Schwankungen der Portfolio- Zusammensetzung lassen sich aktiv gemanagte Fonds wie eine Aktie im fortlaufenden Handel kaufen und verkaufen. 22 dieser Produkte bietet die Deutsche Börse auf XTF, dem Segment für börsengehandelte Fonds, mittlerweile an. Die Mehrzahl der Produkte machen mit 64 Stück jedoch die passiv gemanagten Indexfonds aus. Kein Wunder, haben sich die passiven Indextracker in den vergangenen Jahren doch besser entwickelt als ihre aktiven Brüder. Viele der in der Hausse mit Outperformance glänzenden aktiven Fondsmanager haben in der Baisse enttäuscht. Denn nur die wenigsten waren in der Lage, ihren Benchmarkindex zu schlagen, von positiven Erträgen ("Absolute Return") ganz zu schweigen. Mit dem Ende der Baisse vor Augen könnten sich aber die Vorzeichen für die Wahl zwischen aktiv oder passiv gemanagten Fonds grundlegend ändern. Denn mit veränderten Marktbedingungen ändern sich die Vorzeichen für die Aktienauswahl eines Fondsmanagers. Wird die Börse, wie von vielen Experten erwartet, mittelfristig seitwärts pendeln, ergibt sich für aktive Fondsmanager eine günstige Konstellation: Durch gezieltes Über- und Untergewichten von Branchen und Einzeltiteln ihrer stagnierenden Benchmark haben sie die Chance, eine höhere Wertentwicklung zu realisieren. Dies gilt insbesondere für weniger transparente Märkte und niedriger kapitalisierte Werte, wo sich ein aktiver Fondsmanager einen Informationsvorsprung erarbeiten kann. Bei Blue Chips aus europäischen und amerikanischen Märkten gelten die Märkte hingegen als "effizient" im Hinblick auf die Informationsstreuung. Dem aktiven Fondsmanager ist es kaum möglich, eine bessere Performance auszuweisen als ein im selben Segment aufgelegter Indexfonds. Sinken die Chance auf überdurchschnittliche Rendite, rechnen sich die für aktive Fonds höheren Verwaltungsgebühren nicht mehr.

Grundlage Markteinschätzung

Wer also jetzt mit dem Gedanken spielt, wieder in den Markt einzusteigen oder Gelder umzuschichten, sollte sich als Grundlage seiner Anlageentscheidung eine Marktphilosophie zurechtgelegt haben: Werden wir steigende oder fallende Märkte sehen, oder stehen wir vor einer langen Seitwärtsbewegung? Glaubt man an eine Seitwärtsbewegung mit hohen Tagesschwankungen, kann es sich für Risiko bewusste Investoren lohnen, in Branchen- und Regionalfonds zu investieren. Denn hier hat der Fondsmanager eine Chance, dem Markt ein Schnippchen zu schlagen und seinen Informationsvorsprung in Wertentwicklung umzumünzen. Führt man sich vor Augen, dass ein Fonds genau wie eine Aktie innerhalb eines Handelstages große prozentuale Sprünge vollziehen kann, ergeben sich sogar Trading- Chancen: Die Position wird an einem Börsentag aufgebaut und bis Handelsende wieder verkauft. Da Exchange Traded Funds (ETFs) wie eine Aktie an der Börse gehandelt werden, fallen auch nur die Gebühren eines Aktienkaufs über XETRA an. Diese sind in der Regel deutlich geringer als der Ausgabeaufschlag im klassischen Fondsvertrieb. Zudem lassen sich die vom Aktienhandel über XETRA bekannten Orderzusätze Stop-Loss und Limit-Order setzen, was den Einsatz gewohnter Handelsstrategien erlaubt. Mit einem Stop-Zusatz sollen mögliche Verluste begrenzt und Gewinne gesichert werden. Bei einer Limit Order hingegen gibt der Investor eine Preisober- oder untergrenze an, bis zu der ein Auftrag ausgeführt werden soll.

Rentenfonds feierte Premiere auf XTF

Dabei wird die Palette an den über XETRA handelbaren Fonds immer größer. So ist seit Mai der erste aktiv gemanagte Rentenfonds, der Xavex Dynamic Bond Portfolio, auf XTF handelbar. Das Indexportfolio besteht aus europäischen Staatsanleihen, Pfandbriefen, globalen Unternehmensanleihen und Anleihen aus Schwellenländern. Am 30. September 2002 hatte der Fonds ein Volumen von fast zwei Milliarden Euro. Investoren, für die der Anleihenmarkt kein Vehikel darstellt, werden hingegen auf Indexfonds setzen. Sie begnügen sich damit, eine Marktentwicklung nachzubilden. Das Gros der per Ende Oktober 2002 in XTF angelegten Gelder in Höhe von 9,5 Milliarden Euro fließt in Indexfonds. Und während die Gebühren für aktive Fonds steigen, haben die Anbieter von ETFs kräftig die Gebühren gesenkt. Anfang November senkte Merrill Lynch seine Gebühren für Produkte auf den Stoxx 50 und den Euro Stoxx 50 von 0,50 Prozent auf 0,35 Prozent.
Ebenbild ohne Abweichung

Schwergewicht unter den in Deutschland gehandelten Indexfonds ist dabei der DAX EX. Entsprechend ihrem Anteil am DAX sind die Aktien von Allianz bis Volkswagen in dem Fonds gewichtet. Sie werden nur ausgetauscht, falls sie aus dem DAX herausfallen sollten. Mit einem täglichen durchschnittlichen Volumen von 54,3 Millionen Euro ist der DAX EX das umsatzstärkste Produkt im Segment der Exchange Traded Funds. Doch egal, ob aktiv oder passiv - eines wird auch bei verbesserter Performance so bleiben, wie es ist: Die über die klassischen Beratungswege verkauften Fonds, egal ob aktiver oder Indexfonds, sind in der Regel teurer als die über Xetra direkt handelbaren Fonds. Beispiel: Bei aktiv gemanagten Fonds beträgt die durchschnittliche Jahresgebühr ("Total Expense Ratio", TER) im klassischen Vertrieb laut Fitzrovia 1,86 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Alle in Deutschland gehandelten ETFs weisen eine Total Expense Ratio von 0,50 Prozent . Nicht börsengehandelte Indexfonds haben eine TER von 1,1 Prozent.

Quelle: Deutsche Börse

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