Kommentar
07:35 Uhr, 25.09.2021

Verfünffachung der Containerschiff-Aktien: Zieht dieser Sektor jetzt nach?

Die Aktien einer Branche bewegen sich normalerweise im Gleichschritt. In einer Branche ist das aktuell nicht der Fall. Wenn die Aufholjagd beginnt, kann eine Kursvervielfachung anstehen.

Erwähnte Instrumente

  • A.P.Møller-Mærsk A/S
    ISIN: DK0010244508Kopiert
    Kursstand: 2.605,000 € (L&S) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Danaos Corp.
    ISIN: MHY1968P1218Kopiert
    Kursstand: 78,670 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • A.P.Møller-Mærsk A/S - WKN: 861837 - ISIN: DK0010244508 - Kurs: 2.605,000 € (L&S)
  • Danaos Corp. - WKN: A2PH59 - ISIN: MHY1968P1218 - Kurs: 78,670 $ (NYSE)

Man liest und hört viel über die Lieferengpässe. Das ist für viele Unternehmen und Verbraucher ärgerlich, für andere ist es ein Geldsegen. All die Güter, die aktuell nachgefragt werden, müssen transportiert werden. Da ein Großteil der Konsumgüter nicht im Inland hergestellt wird, sondern aus dem fernen Ausland importiert wird, werden dafür Schiffe benötigt. Ein durchschnittliches Containerschiff kann pro Tag eine Charterrate von knapp 50.000 Dollar veranschlagen. Das ist fast das Zehnfache der Tagesrate vor einem Jahr. Das macht sich auch bei den Aktienkursen bemerkbar...

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Seit dem Pandemietief hat sich die Aktie von Maersk vervierfacht.

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Bei kleineren Gesellschaften, die weniger diversifiziert sind, war der Anstieg noch deutlicher. Die Aktie von Danaos etwa war vor einem Jahr für 6 Dollar zu haben. Heute steht sie bei 80 Dollar.

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Die Kurssteigerungen sind durchaus gerechtfertigt. Die meisten Gesellschaften mussten viele Jahre in einem Markt mit Überkapazitäten agieren. Die meisten Firmen schrieben Verluste, verkleinerten ihre Flotten und legten ein Sparprogramm nach dem nächsten auf. Jetzt sind die Kosten tief, doch die Einnahmen steigen rasant. Die Gewinne explodieren.

Ganz anders sieht es bei anderen Schiffen aus, namentlich Öltankern. Die Tagesraten für große Öltanker (VLCC: Very Large Crude Carrier) bewegen sich nahe der Nulllinie. Damit gehen die Preise in die komplett entgegengesetzte Richtung zu den Raten bei Containerschiffen.

Nach Ende des Lockdowns kam die Containerschifffahrt richtig in Gang. Auch ein Jahr später werden immer noch deutlich mehr Güter nachgefragt als vor der Krise. Die Flotte ist in den letzten Jahren nur langsam gewachsen. Das gilt für Containerschiffe ebenso wie für Schiffe, die Schuttgüter transportieren (z.B. Kohle). Das Wachstum des Warenaufkommens ist höher als der Nachschub an Schiffen (Grafik 2). Entsprechend steigen nun die Preise.

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Diese Bewegung ist bei Öltankern derzeit nicht zu sehen. Das hat vor allem einen Grund. Die OPEC hat die Fördermengen begrenzt. Solange das so bleibt, werden jeden Tag mehrere Millionen Barrel weniger Öl gefördert als vor der Krise. Es besteht daher ein Überangebot, wie es noch vor kurzem bei Containerschiffen der Fall war.

Die Flotte ist derweil auch im vergangenen und diesem Jahr weiter gewachsen (Grafik 3). Weniger Nachfrage nach Kapazität bei einer größeren Flotte kann nur zu fallenden Preisen führen. Die Fördermengen werden in den nächsten Quartalen jedoch weiter normalisiert. Die Nachfrage wird also wieder steigen. Wohin das geführt hat, konnten Anleger bei Containerschiffaktien stehen.

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Momentan gehen die beiden Schwesterbranchen komplett getrennte Wege. Bis 2020 schrieben sowohl Containerschiff- wie auch Öltankerunternehmen in manchen Jahren einen Gewinn, in anderen einen Verlust. Nun explodieren die Gewinne bei Containerschiffen (Grafik 4 zeigt beispielhaft ZIM Integrated Shipping) und die Verluste bei Öltankerunternehmen vervielfachen sich.
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Mit dem Ende der Fördermengenbegrenzung kann die Nachfrage nach Kapazität ähnlich stark steigen wie bei anderen Gütern.

Man könnte also darauf wetten, dass sich wie bei Containerschiffaktien etwas ähnliches bei Öltankeraktien wiederholt. Tatsächlich stehen die Aktienkurse bei den meisten Unternehmen heute höher als vor einem Jahr, obwohl die Frachtraten gefallen sind. Es wird Morgenluft gewittert.

Ich bezweifle jedoch, dass bei einer Normalisierung des Ölmarktes ein ähnlich großes Ungleichgewicht entsteht wie bei anderen Gütern. Eine Normalisierung bedeutet, dass das Vorkrisenniveau wieder erreicht wird. Bei Gütern wurde dieses Niveau deutlich überschritten.

Persönlich hat es mich interessiert, diese Diskrepanz zwischen den verwandten Branchen zu untersuchen. Öltankeraktien können kurzfristig Potential haben, wenn die Normalisierung des Ölmarktes an Fahrt gewinnt. Eine Wiederholung der Kurssteigerungen wie bei Containerschiffen ist jedoch leider unwahrscheinlich.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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