Vereinigtes Königreich: Die Konsumenten stemmen sich gegen die Krise
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1. Positive Überraschungen waren in diesem Jahr bei den britischen Einzelhandelsumsätzen an der Tagesordnung. So auch im November: Die Einzelhandelsumsätze nahmen real und saisonbereinigt um 0,3 % mom zu. Damit wurden die Markterwartungen zum neunten Male in diesem Kalenderjahr übertroffen (Bloomberg und Dekabank: -0,4 % mom). Das Ergebnis des Vorjahresmonats wurde um 1,4 % ausgedehnt. Offen für Revisionen war der Zeitraum ab Januar 2006. Am aktuellen Rand wurden die Monate September (von –0,5 % mom auf –0,6 % mom) und Oktober (von –0,1 % mom auf –0,3 % mom) herabrevidiert. Trotz der Abwärtsrevisionen der beiden Vormonate lässt der vielerorts erwartete Konsumeinbruch nach wie vor auf sich warten. In den drei Monaten bis November nahmen die Umsätze verglichen mit den drei Monaten bis August sogar um 0,5 % 3mo/3mo zu. Zur Einordnung: Das ist deutlich besser als im dritten Quartal, als die Einzelhandelsumsätze gegenüber dem Vorquartal stagniert hatten.
2. Bildeten im Oktober die Anbieter von Haushaltswaren das Schlusslicht (-3,4 % mom), so lagen sie im Berichtsmonat mit einem Umsatzplus von 3,9 % mom an der Spitze. Diese Warengruppe war im Non-food-Bereich die einzige mit einer positiven Umsatzentwicklung. Alle anderen Bereiche mussten Einbußen hinnehmen, so dass alles in allem der Absatz von Nicht-Lebensmitteln nur um 0,2 % mom zulegte. Auch im Lebensmitteleinzelhandel nahmen die Umsätze im November um 0,2 % mom zu. Hervorragend lief es wieder einmal im Versandhandel einschließlich Reparaturbetrieben. Hier kam es zu einem Anstieg der Verkaufszahlen um 2,5 % mom. Im Gegensatz zu manch anderer Gruppe (wie den Haushaltswaren) handelt es sich in dieser Branche um keine zufällige monatliche Schwankung. Der Versandhandel einschließlich Reparaturbetrieben hat in den ersten elf Monaten dieses Jahres seinen Umsatz um über 10 % erhöhen können.
3. Es hat den Anschein, dass die britischen Konsumenten – wie manche Nachbarn auf dem Kontinent – sich auch trefflich auf die Kunst des Klagens verstehen. Denn die Stimmungsindikatoren sind im Keller. So notierte das von der Gesellschaft für Konsumforschung ermittelte Konsumklima im November bei –35 Punkten. Auch die Händler beklagen historische Tiefststände. Das wollte zumindest die neueste Erhebung der Confederation of British Industry aus dem Einzelhandel von Ende November vermitteln, in der es um die erzielten Umsätze im November und die für den Dezember erwarteten ging. Allen Unkenrufen und Stimmungstiefs zum Trotz läuft es bei den Einzelhandelsumsätzen Krisen noch relativ gut. Ungemach droht aber vom Arbeitsmarkt. Dieser gilt als sehr flexibel und die Beschäftigung begann bereits in den drei Monaten bis Mai 2008 zu sinken. Wie gestern mit dem Arbeitsmarktbericht bekannt wurde, hat die Beschäftigung in den drei Monaten August bis Oktober um 0,4 % 3mo/3mo abgenommen. Parallel dazu hat sich die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in Abgrenzung der International Labour Organization binnen drei Monaten von 5,5 % auf 6,0 % erhöht. Die Anzahl der geleisteten Wochenarbeitsstunden hat in den drei Monaten bis Oktober saisonbereinigt um 0,8 % 3mo/3mo abgenommen. Diese Entwicklung belastet die verfügbaren Einkommen und schmälert so die Konsummöglichkeiten. Das Fiskalpaket (Mehrwertsteuersenkung) von Schatzkanzler Darling und die beherzten Zinssprünge der Bank of England stellen dagegen Entlastungen dar.
4. Die ersten harten Indikatoren aus der britischen Industrie und dem Handel legen den Schluss nahe, dass die Industrieproduktion den schlechten Stimmungsindikatoren auf den Fersen ist, während es im Einzelhandel doch noch deutlich besser als – z.B. von den Bankvolkswirten – erwartet laufen dürfte. Spannend ist die Frage, wie es im gewichtigen Dienstleistungsgewerbe weitergeht. Im September war der Index of Services um 0,1 % mom gesunken. Die nächste Veröffentlichung dieses Indikators gibt es erst Anfang kommender Woche (für Oktober) zeitgleich mit den finalen Daten zum Bruttoinlandsprodukt vom dritten Quartal, das nach den ersten Schätzungen um 0,5 % qoq gesunken ist. Für das vierte Quartal erwarten wir ein vergleichbar schlechtes Ergebnis. Unsere Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im Jahre 2009 steht bei -1,7 %. Für 2010 erwarten wir ein Wachstum um 0,4 %.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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