Kommentar
20:33 Uhr, 27.02.2018

Venezuela mit Verzweiflungs-Kryptowährung

Venezuela hat als erster Staat seine eigene Kryptowährung gestartet. Der Petro ist an den Ölpreis gekoppelt. Was ist davon zu halten?

Der Start des Petros ist nicht vergleichbar mit anderen Kryptowährungen. Venezuela versucht sich durch diese Verzweiflungstat selbst zu retten. Das Land ist überschuldet und befindet sich in einer sehr schweren Wirtschaftskrise. Diese Krise ist hausgemacht.

Als der Ölpreis noch relativ hoch war, konnte der Staat seine Bürger beschenken. Hugo Chavez nutzte dies ausgiebig und war deswegen auch sehr beliebt. Wahlen gewann er problemlos. Sein Nachfolger, Maduro, hat es deutlich schwerer. Der Ölpreis brach 2014 zusammen. Der Staat konnte die horrenden Ausgaben nicht mehr stemmen.

Schon vor 2014 begann das ganze System zu bröckeln. Die Ausgaben stiegen immer weiter, weil das sozialistische Regime immer neue Geschenke verteilte. Die Währung, die an den Dollar gekoppelt ist, verlor auf dem Schwarzmarkt schon zwischen 2009 und 2014 stark an Wert (Grafik 1). Inzwischen ist der Bolivar gegenüber dem Dollar nichts mehr wert.

Da die Einnahmen aus Öl nicht mehr ausreichten, begann die Regierung einfach damit, Geld zu drucken. Damit lässt sich im Land selbst zwar an den hohen Ausgaben festhalten, doch hilfreich ist es nicht. Die Inflation erreicht Berechnungen zufolge 5.000 % (Grafik 2).

Da die Wirtschaft unter dem sozialistischen Regime ausgehöhlt wurde und viele Güter gar nicht mehr im eigenen Land produziert werden, herrscht Mangelwirtschaft. Im Ausland nimmt keiner Bolivar an. Es braucht Devisen. Die Deviseneinnahmen aus dem Handel mit Öl reichen nicht einmal, um die Ölförderung aufrecht zu erhalten.

Ein Großteil der Schulden notiert in Dollar. Werden diese nicht bedient, kann Venezuela nur Güter kaufen, wenn es direkt mit Devisen bezahlt. Die Einnahmen reichen allerdings vorne und hinten nicht. Gleichzeitig braucht der staatliche Ölkonzern Dienstleistungen und Güter von ausländischen Unternehmen. Diese liefern nicht, wenn die Schulden nicht bedient werden. Ein Teufelskreis.

Nun soll durch den Petro Abhilfe geschaffen werden. Der Petro ist eine Kryptowährung, die an den Ölpreis des Landes gekoppelt ist. Die Bindung der Währung an ein Asset ist die einzige Chance, die das Land hat, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Die Idee ist also gar nicht schlecht.

Das Problem dabei: die Währung wird von der Regierung kontrolliert. Niemand kann garantieren, dass nicht immer und immer mehr Petros ausgegeben werden. Der Wert des Petros läuft Gefahr genauso abzuwerten wie der Bolivar.

Man darf sich auch fragen, ob die Assets überhaupt etwas wert sind. Venezuela hat bereits für Kredite enorme Mengen Öl an Russland und China verpfändet. Diese haben den Geldhahn inzwischen zugedreht. Ihnen reicht das Öl als Sicherheit nicht mehr. Wieso es dann für den Petro eine ausreichende Sicherheit sein soll, steht in den Sternen.

Die Idee ist sicherlich nicht schlecht. Im Prinzip ist es eine Art Verkauf der zukünftigen Produktion, eine Verpfändung. Dumm nur, dass die Regierung die Menge immer weiter ausdehnen kann, ein Großteil der Produktion der nächsten Jahre bereits verpfändet ist und die Produktion immer weiter sinkt. Es kann fast nur ein Fehlschlag werden.

Clemens Schmale

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6 Kommentare

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  • farmer360
    farmer360

    alle die es interessiert

    hier der original smart contract

    http://explorer.ournem.com/?#/...

    und hier die decentrale exchange https://sso.coss.io/api/invite...

    21:57 Uhr, 28.02.2018
  • Löwe30
    Löwe30

    Man kann gespannt sein, wann unsere neue schwer- sorry...schwarz-rote sozialistische Regierung auf eine ähnliche Idee kommt. Sie könnte diese GroKo-Kryptos ja mit den "Goldstücken" hinterlegen, die uns "geschenkt" wurden.

    09:11 Uhr, 28.02.2018
  • Löwe30
    Löwe30

    Die bittere Wahrheit ist:

    "Die Kombination eines dezentralen Blockchain-Netzwerkes (colored coin) mit einer zentralen physischen Deckung ist schon an sich ein unglaublich dummer Schildbürgerstreich, doch dass gerade der sozialistische Staat Venezuelas für die Deckung garantiert, macht einen Witz daraus. In Realität handelt es sich eher um eine gedeckte Anleihe, die nur anders verkauft wird und ebenso wenig vor staatlicher Korruption gefeit ist, wie der Bolivar oder Staatsanleihen. Kurz gesagt, es handelt sich um Betrug." (http://goldseitenblog.de/tim-schieferstein/2118/ )

    (Hervorhebungen von mir)

    09:03 Uhr, 28.02.2018
  • Mason1873
    Mason1873

    "Die Ausgaben stiegen immer weiter, weil das sozialistische Regime immer neue Geschenke verteilte." Der Satz beschreibt die Situation in Deutschland perfekt.

    00:02 Uhr, 28.02.2018
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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