VCI sieht Umsatzrückgang um 3,5% - Erholung frühestens im 2. Halbjahr
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland blickt etwas vorsichtiger auf das laufende Jahr als noch Mitte Dezember. Nach einem "enttäuschenden Schlussquartal" rechnet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) 2024 bei sinkenden Preisen mit einem Rückgang des Branchenumsatzes um rund 3,5 Prozent. Vor drei Monaten war der Verband noch von einem Minus von rund 3 Prozent ausgegangen.
Der VCI habe seine Einschätzungen unter anderem zur Entwicklung der Energiekosten, der Märkte und der Kundenindustrien im laufenden Jahr angepasst, sagte VCI-Präsident Markus Steilemann am Donnerstagabend zu Journalisten. Die derzeit großen Spannbreiten bei Unternehmensprognosen spiegelten die hohe Unsicherheit auch über mögliche geopolitische Veränderungen wider.
Einen Lichtblick macht der VCI dennoch aus: Seit Februar berichteten einzelne Unternehmen von einer leicht verbesserten Auftragslage, vor allem im Ausland. Die Lage auf den Energie- und Rohstoffmärkten bleibt jedoch angespannt.
"Ob dies bereits die Vorboten einer sich ankündigenden Erholung sind, bleibt abzuwarten", sagte Steilemann, der zugleich Chef des Kunststoffkonzerns Covestro ist. "Noch ist eine konjunkturelle Trendwende nicht in Sicht. Eine Erholung erwarten wir frühestens in der zweiten Jahreshälfte."
Die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen dürfte weiterhin schwach bleiben, da alle Industriebranchen ihre Produktion drosselten. Für die Chemie ohne Pharma erwartet der VCI nun einen Umsatzrückgang von rund 4 Prozent. Die Produktion dürfte in beiden Branchen auf niedrigem Niveau stagnieren. Im Dezember hatte der VCI für die Chemie einen Umsatzrückgang von 5 Prozent und einen Produktionsrückgang von 1 Prozent geschätzt. Für die Erzeugerpreise prognostiziert der VCI einen Rückgang um insgesamt 3,5 Prozent, für die Chemie allein um 4 Prozent.
Zwar dürfte in den USA und Asien die Industrieproduktion wieder Fahrt aufnehmen, aber wie stark die chemisch-pharmazeutische Industrie am Standort Deutschland davon profitieren könne und werde, bleibe fraglich, so Steilemann.
Die im Dezember berichteten Wirtschaftszahlen für das vergangene Jahr wurden im Wesentlichen bestätigt. Die Chemie- und Pharmaproduktion insgesamt lag um 7,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau, der Umsatz sank um 12,2 Prozent auf insgesamt 229,3 Milliarden Euro. Dabei war der Rückgang im Inland mit 16,3 Prozent deutlich stärker als im Ausland mit 9,6 Prozent.
"Die meisten Unternehmen schreiben im deutschen Markt tiefrote Zahlen, sind aber international relativ erfolgreich", sagte Steilemann. Eine Umfrage unter den rund 1.900 VCI-Mitgliedern habe ergeben, dass bei mehr als der Hälfte der Unternehmen die Gewinne nach dem Krisenjahr 2022 nochmals gesunken seien.
Der VCI-Präsident monierte erneut Wettbewerbsnachteile durch hohe Produktionskosten am Standort Deutschland und forderte eine massive Entlastung der Wirtschaft. Steilemann verwies auf hohe Unternehmenssteuern, lange Genehmigungsverfahren und zu viel Bürokratie. Wettbewerbsfähigkeit müsse auf die Agenda auch der europäischen Politik.
Kontakt zur Autorin: stefanie.haxel@wsj.com
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