Analyse
16:00 Uhr, 20.06.2023

VARENGOLD BANK – Der Ärger geht weiter!

Bei dem Hamburger Bankhaus geht es derzeit drunter und drüber. Die BaFin hat das Institut im Visier, was zu einer Anpassung der Geschäftstätigkeit führen wird. Als Folge daraus wurde die Prognose für 2023 und die Folgejahre drastisch reduziert und die Dividende gestrichen.

Erwähnte Instrumente

  • Varengold Bank AG
    ISIN: DE0005479307Kopiert
    Kursstand: 2,620 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Varengold Bank AG - WKN: 547930 - ISIN: DE0005479307 - Kurs: 2,620 € (XETRA)

Über die von der BaFin aufgedeckten Compliance-Verstöße hat mein Kollege Sascha Gebhard bereits in seinem letzten Artikel zu Varengold berichtet. Inzwischen hat sich die Vermutung bestätigt, dass es sich dabei um die Iran-Geschäfte dreht.

Transaktionen mit dem Iran fallen der Bank auf die Füße

Wie das Bankinstitut heute mitgeteilt hat, ist man sich im Klaren darüber, dass man „mit der Abwicklung von Zahlungen für Transaktionen mit einem Iran-Bezug in einem rechtlich und politisch schwierigen Bereich agiert“. Weiter wird erklärt, dass diese Tätigkeit nicht untersagt ist, sofern es sich dabei um die Zahlungsabwicklungen für Transaktionen mit humanitärem Hintergrund handelt, also zum Beispiel für die Lieferung von Medizinprodukten und Lebensmitteln. Wie Varengold versichert, war dies in der Vergangenheit ausschließlich der Fall.

Die Bafin hat im Rahmen einer Sonderprüfung nun mehrere aufsichtsrechtliche Maßnahmen angekündigt, wie zum Beispiel zusätzliche Berichtspflichten in Bezug auf die Liquiditätsausstattung, die Vermögens- und Ertragslage sowie die Ausstattung mit Eigenmitteln. Die KPMG soll dabei als Sonderbeauftragte die Einhaltung der Maßnahmen und Berichtspflichten überprüfen.

Das Management zeigt sich von den Vorgängen überrascht, da alle Geschäftstätigkeiten im Commercial Banking seit Jahren „regelmäßig und umfassend durch externe Berufsträger geprüft und als zulässig testiert wurden“. Die aktuellen Ereignisse führen nun zu einem maßgeblichen Ertragsausfall, weshalb schnellstmöglich Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet worden sind. Der Geschäftsbereich Commercial Banking muss dabei wohl komplett neu aufgestellt werden. Dazu ist man bei Varengold radikal auf die Kostenbremse getreten und wird rund 22 Prozent der Belegschaft entlassen. Außerdem werden die Sachkosten zurückgefahren und verschiedene Projekte vorerst gestoppt.

Prognose nicht mehr zu halten

Die Jahresprognose ist vor diesem Hintergrund nicht mehr realistisch. Anstatt eines Vorsteuerergebnisses von 40 bis 50 Mio. EUR wird jetzt nur noch mit 10 bis 15 Mio. EUR gerechnet und für die Jahre 2024 bis 2026 mit nur noch 5 bis 10 Mio. EUR. Im letzten Jahr wurden den vorläufigen Zahlen zufolge 33,3 Mio. EUR vor Steuern verdient. Der testierte Jahresabschluss steht jedoch noch aus. Die ursprünglich in Aussicht gestellte Dividende für 2022 in Höhe von 0,36 Euro je Varengold-Aktie wurde vorsorglich schon mal gestrichen.

Fazit: Die Ereignisse bei der Varengold Bank überschlagen sich. Das Ganze erinnert ein wenig an ein in sich zusammenstürzendes Kartenhaus. Die Frage ist, ob das Unternehmen schnell wieder auf die Beine kommt, da das wichtigste Gut einer Bank – das Vertrauen – natürlich erstmal dahin ist. Die Varengold-Aktie konnte sich von ihrem Kurssturz Anfang des Monats zwar wieder etwas erholen, ist aber mehr denn je höchstens für Zocker geeignet. Alle anderen machen besser einen ganz weiten Bogen um das Papier!

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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