Kommentar
21:00 Uhr, 28.03.2010

„USA – Wirtschaftsdaten/prognosen“

Im Moment beherrscht die Finanzwelt ein Thema: GRIECHENLAND. Die Rettung Griechen-lands durch die EU ist natürlich Schwachsinn, aber wer erwartet von der EU etwas anderes?

Das wirklich große Problem liegt auf der anderen Seite des Atlantiks, nämlich in den USA und die ganze Griechenland-Komödie (und bald kommt Portugal) ist ein riesiges Ablenkungsmanöver, an dem die großen Investmentbanken eine Menge verdienen. (via CDS auf die europäischen Staaten und durch einen steigenden U$)

Der heutige Artikel ist eine Fortsetzung vor allem zu meinen beiden Artikeln „US-Staatsanleihen – Die größte Blase“ (aus 12/08, darin habe ich die Höchstkurse für 30jährige US-Staatsanleihen vorhergesagt und recht behalten) bzw. „Die Schuldenberge der USA“ aus 2/10. Heute noch einige Informationen zum wirklichen Stand der USA und welche Entwicklungen von Mainstream-Ökonomen/Medien prognostiziert werden.

Gesundheitssystem – Das Problem sind die Baby-Boomer:

In den USA wird derzeit die Gesundheitsreform sehr intensiv diskutiert. Das Problem der USA im Gesundheitswesen ist nicht diese Reform, sondern die Alterung der Bevölkerung (nicht nur in den USA ein unterschätztes Problem).

Derzeit ist das Verhältnis zwischen Personen 65+ zu Personen zwischen 20- 64 Jahre 1:5, dieses Ratio wird sich bis 2030 auf 1:3 verringern. Wie die arbeitende Bevölkerung diese Kosten in Zukunft tragen kann, ist mir unbegreiflich.

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Die Ausgaben für Sozialversicherung, Medicare und Medicaid werden von derzeit US$ 1,4 Billionen bis 2019 auf US$ 2,7 Billionen ansteigen. Können sich die USA das leisten? NEIN

Der Spielraum in US-Budget wird immer geringer. Für mich ist ein Staatsbankrott bis 2019 unausweichlich. Wahrscheinlich wird dieser aber noch um einiges früher kommen. Die folgende Statistik basiert auf Daten der US-Regierung. (unabhängige Prognosen werden noch schlimmer sein)

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Wer soll das alles bezahlen und wer wird das finanzieren? Die USA haben das Geld nicht und ob die Asiaten weiterhin alles bezahlen und sich dann auch noch von den USA beschimpfen lassen (China), ist äußerst fraglich.

Konjunkturprogramme:

Diese haben in den letzten Quartalen die Wirtschaft unterstützt (aber zu welchem Preis). Jetzt laufen diese Programme aus und belasten in Zukunft die Wirtschaft. So wird die US-Wirtschaft im 2. Halbjahr 2010 mit knapp 1 % belastet. Ein selbsttragendes Wachstum konnte durch die Fiskalprogramme somit nicht erreicht werden, was ich auch nie geglaubt habe.

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US-Unternehmen:

Die Produktionskapazitäten sind weiterhin nicht ausgelastet und es gibt in Wahrheit keine Notwendigkeit für Investitionen. Die USA liegt derzeit bei einer Auslastung von 71,5 % und somit am bisherigen Rekordtief der Rezession von 1982/83.

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Trotz der riesigen Konjunkturprogramme sieht der Mittelstand sein größtes Problem in der mangelnden Nachfrage. Ein Aufschwung sieht für mich anders aus.

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Diese Situation führt dazu, dass weniger Kredite von Seiten der Firmen nachgefragt werden. (ob die Banken mehr Kredite vergeben würden, bleibt dahingestellt)

Von den Unternehmen ist somit keiner Unterstützung für die US-Konjunktur zu erwarten, wobei jüngste Analysen befürchten, dass die Investitionen der Unternehmen bereits zum Jahresauftakt 2010 gefallen sind. (der weitere Verlauf des Jahres wird noch holpriger werden)

US-Häusermarkt:

Von dieser Seite ist auch für lange Zeit mit keiner Unterstützung für die US-Konjunktur zu rechnen. Ich rechne, dass es viele Jahre dauern wird, bis sich die Marktwerte der US-Immobilien wieder erholt haben. (kaufkraftbereinigt)

Ich zitiere jetzt die Presse vom 29.1.2010

„Jene Hauseigentümer in den am schlimmsten betroffenen US-Regionen würde diese Erholung erst gar nicht mehr erleben.... In einigen Regionen der USA werden sich die Preise nie mehr erholen“

http://diepresse.com/home/wirtschaft/finanzkrise/535718/index.do?from=suche.intern.portal

Bis November 2009 wurde dieser Markt durch Steuererleichterungen massiv unterstützt. Die Bezeichnung „künstlich aufgeputscht“ ist natürlich treffender. Was erfolgt seitdem? Ein massiver Einbruch beim Verkauf bestehender bzw. neuer Eigenheime in den letzten drei Monaten.

Bestehende Eigenheime -22,75 %

Es wird deshalb zu einem stärkeren Preisdruck auf dem Markt kommen, der für die gesamte US-Wirtschaft ein Problem darstellt.

US-Gewerbeimmobilien:

Die folgenden Daten stammen primär aus dem Artikel “Wie US-Immobilien deutsche Banken gefährden“ der Wirtschaftswoche.

http://www.wiwo.de/finanzen/wie-us-immobilien-deutsche-banken-gefaehrden-419897/

In den letzten fünf Jahren wurden US$ 779 Mrd. an Krediten für Gewerbeimmobilien aufgenommen. Hier wird es wachsende Ausfälle und ernsthafte Probleme geben. Diese werden die US-Regionalbanken (mehr zu deren Todesliste später) aber auch die Banken der gesamten Welt weiter belasten.

Das Problem wird schlagend, sobald die derzeitigen Kredite auslaufen und neu verhandelt werden müssen. Der Markt für CMBS (Commercial Mortgage Backed Securities) liegt immer noch am Boden, denn niemand will diesen Giftmüll mehr kaufen. 09 wurden US$ 48 Mrd. in CMBS investiert, während 07 US$ 547 Mrd. platziert werden konnte.

Derzeit werden die Kredite nicht mit realistischen Werten in den Büchern der Banken dargestellt und eigentlich notwendige Wertberichtigungen nicht verbucht. Es wird die Taktik des „Wegschauens und Verlängerns“ angewandt (pretend and extend). David Kostin von Goldman Sachs:

„Die Banken verlängern Kredite und tun einfach so, als ob die Mieten und Preise nicht stark gefallen wären.“

Man kann diese Strategie auch die „Vogel-Strauss-Politik“ bezeichnen. Man hofft einfach, dass die Preise wieder steigen werden. Das wird aber nicht geschehen und die Wertberichtigungen werden wieder einen dreistelligen Milliardenbetrag kosten.

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Neue Kredite werden teurer als die bestehenden und somit noch mehr Druck auf die Objektgesellschaften bringen, die durch steigende Leerstandsraten schon Schwierigkeiten genug haben.

Die Probleme werden nicht nur die Banken tragen, sondern alle die CMBS investiert haben und hier stehen die Versicherungen und Hedge-Fonds wieder einmal in der ersten Reihe.

Wie geht die US-Bankenaufsicht FDIC mit dem Problem um? Ende Oktober veröffentlichte die FDIC einen Leitfaden zur Bewertung von Krediten für Gewerbeimmobilien. Die Botschaft:

Banken werden nicht gerügt, wenn sie Kredite verlängern und modifizieren, selbst wenn der Wert der als Sicherheit eingebrachten Immobilie gesunken ist und die Darlehen Schwachstellen haben.

Der Gewerbeimmobilienbereich ist weiterhin im schrumpfen begriffen.

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Der IWF rechnet, dass die faulen Kredite auf Gewerbeimmobilien bis Jahresende auf 5,5 % ansteigen werden und die kleinen und mittleren US-Banken überdurchschnittlich belasten werden.

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27 % des Vermögens der kleinen und mittleren Banken steckt in Krediten für Gewerbeimmobilien. (inkl. Kredite für Wohnimmobilien haben diese Banken mehr als 50 % ihres Vermögens in Immobilienkrediten investiert)

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Somit werden die Banken in den nächsten Monaten noch enorme Probleme bekommen, die sich ebenfalls belastend auf die US-Wirtschaft auswirken werden.

Das US-Bankensterben:

Sehen wir uns die Entwicklung hinsichtlich der Insolvenzfälle der US-Banken an:

http://www.fdic.gov/bank/individual/failed/banklist.html

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Die Zahlen der Konkurse gehen in den letzten drei Quartalen zurück. Aber blättern Sie bitte zurück zu dem neuen Leitfaden der FDIC hinsichtlich der Gewerbeimmobilien. Ich bin mir sicher, dass dieser der Grund für die rückläufigen Insolvenzzahlen ist, nicht die Gesundung/Verbesserung des Bankensystems.

Wie sehen die Aussichten aus?

Der Crash der Gewerbeimmobilien bedroht gem. Kenneth Rosen von der Universität Berkeley mehr als 550 kleine und mittlere US-Banken. So sieht das Risikoprofil der Baken aus. Ich rechne mit wieder steigenden Konkurszahlen spätestens im 3. Quartal 2010.

Wer noch etwas Lustiges zum kaputten Finanzsystem (broke-banking-system) sehen will, dem kann ich den „Ökonomie-Rap“ zwischen Keynes und Hayek (Fear the Boom and Bust) empfehlen. Habe selten bei einem Rap-Video so gelacht. (die Darstellung von Ben Bernanke und Tim Geithner ist gelungen)

Conclusio:

Es ist nur eine Frage der Zeit bis das Kartenhaus in den USA zusammenfällt. Wer die Fakten kennt, wird nicht überrascht sein, wenn in den nächsten Monaten einige „überraschend“ negative Daten aus den USA kommen werden.

Die wirkliche „Griechische Tragödie“ spielt sich in den USA ab und ich freue mich schon auf meinen nächsten Griechenland-Urlaub und den Genuss eines ausgezeichneten griechisches Essens.

Dann wird der US-Dollar wieder fallen (die Investmentbanken werden daran wieder ausgezeichnet verdienen) und um Griechenland wird es ruhiger.

Die entscheidende Frage wird sein, ob die Märkte den USA noch ein Konjunkturpaket zugestehen. Ich rechne damit, dass die USA noch ein Konjunkturprogramm starten können. (dann ist das Spiel aber vorbei)

Dies wird den großen Crash verzögern, aber nicht verhindern.

Länder wie Griechenland werden jedenfalls keine Möglichkeit mehr für ein Konjunkturpaket bekommen und das ist die einzig gute Nachricht an der derzeitigen wirtschaftlichen Situation.

Sie können mich unter der E-Mail-Adresse a.mostfee@gmx.at erreichen.

Haftungsausschluss:

Dieser Artikel wurde zur Information der Leser zum besseren Verständnis der Materie verfasst. Die dargelegten Argumente spiegeln die Meinung des Autors wider und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich möchte mit diesem Artikel keine professionelle Dienstleistung erbringen. Für eine professionelle Beratung sollten Sie sich an einen professionellen Berater wenden.

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