Kommentar
12:54 Uhr, 06.10.2003

USA: Warten auf neue Impulse

Mit ihrer mehrwöchigen Seitwärtsbewegung in den Sommermonaten erwies sich die Wall Street über längere Zeit als Hemmschuh für das internationale Börsengeschehen. Mehrfach scheiterte der S&P500 daran, sein Juli-Top von 1015 zu überspringen. Nachdem dieser Fixpunkt so oft als Katalysator für das internationale Kursgeschehen zitiert wurde, erhielten die Börsen nach erfolgreichem Durchbruch frischen Aufwind, der auch die Wall Street zu neuen Jahrestops trug. Der zuletzt wieder etwas verunsicherte Konjunkturoptimismus, aber auch die derzeit fehlenden Triebfedern positiver Fundamental- bzw. Unternehmensdaten haben den US-Börsenmotor Ende September "ins Stottern" gebracht. Vom Verlauf der Mitte Oktober einsetzenden Q3-Berichtsperiode sowie dem Trendmuster der bedeutenden Konjunktur- und Frühindikatoren wird abhängen, mit welchen Richtungsvorgaben sich die Wall Street im Schlussquartal bewegt.

Gewinnentwicklung als Trendsetter

Mit dem Einstieg in die Q3-Berichtssaison und den Kommentierungen der Unternehmen zum Ausblick wird die Bewertung der US-Börse erneut auf den Prüfstand gestellt. Bis dahin gelten die Szenario- Annahmen einer konjunkturgetriebenen Gewinnerholung der Unternehmen für die Wall Street weiter. Jedoch fehlen für den Unternehmenssektor weiterhin die Hinweise auf eine sich in der Breite verbessernde Lagebeurteilung. Lediglich einzelne Marktführer verwiesen auf verbesserte Branchenbedingungen, ohne sich jedoch an die Spitze einer Aufschwungbewegung in ihrer Peergroup setzen zu können. Auch erscheinen die Gewinnerwartungen für den Gesamtmarkt mit einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von erneut 11 Prozent für Q3/2003 sowie bis zu 20 Prozent für das Schlussquartal aus heutiger Sicht sehr optimistisch, zumal das Kosteneinsparungspotenzial der Firmen zunehmend ausgereizt ist. Die aktuell vorsichtigere Gangart der US-Börse wird auch in den zuletzt sich abzeichnenden Branchenrotationen deutlich. So hat sich das Aufwärtsmomentum in den technologie- bzw. konjunkturzyklischen Sektoren erkennbar zurückgebildet. Hingegen konnten typische Low Beta- Branchen auf den Gesamtmarkt wieder Boden gutmachen. Wir sehen darin Ermüdungserscheinungen der Börse, deren Akkus sich erst über bestätigte Ergebnistrends und intakte Turnaround- Erwartungen hinsichtlich des Gewinnszenarios wieder aufladen werden. Insbesondere im Hinblick auf die angezogenen Bewertungsrelationen räumen wir der Wall Street mittelfristig nur unterproportionale Kurschancen ein, wobei die US-Börse in Phasen globaler Marktverunsicherungen üblicherweise relative Stärke aufbauen kann.

Treasuries wieder stabilisiert

Nach der scharfen Gegenkorrektur für 10-jährige Treasuries um 150 Bp seit dem 45-Jahrestief hat sich der Zinsanstieg zuletzt wieder umgekehrt. Belastende Faktoren wie die ausufernden Haushaltsdefizite und die zum Teil sprunghaft verbesserten Früh- bzw. Stimmungsindikatoren wurden in den Kursrückschlägen zunächst offenbar überzeichnet. Vor allem die fortbestehende Kluft zwischen vorauseilenden Leading Indicators und trendunterstützenden "Hard Facts" dämpfte den ausgeprägten Konjunkturoptimismus zuletzt merklich. Sowohl wichtige Industriedaten wie Auftragseingänge, Umsatzentwicklung oder Investitionstätigkeit erholen sich nur langsam, wie insbesondere der Arbeitsmarkt weiter stagniert. Folglich bleiben die Zweifel über die Stabilität der Wachstumserwartungen bzw. Nachhaltigkeit der Wirtschaftserholung zunächst begründet. Mit dem neuerlichen Statement vom FOMC-Meeting am 16. September, auch angesichts fortbestehender Risiken eines unerwünschten Rückgangs der Inflation die Zinsen noch für beträchtliche Zeit niedrig zu halten, haben sich davon abweichende Marktspekulationen ebenfalls wieder zurückbildet. In diesem Umfeld konnten 10-jährige TNotes zu einer deutlichen Zwischenrally ansetzen, die nun aber auslaufen sollte und in der Tendenz wieder steigende Zinsen erwarten lässt.

Quelle: Activest

Activest, die Investmentgruppe der HypoVereinsbank, entstand durch Zusammenlegung der Activest Institutional Investmentgesellschaft mbH und Activest Investmentgesellschaft mbH zum 01. Juli 2002. Zusammen mit der Activest Luxembourg S.A. werden mehr als 18,4 Mrd. Euro in 164 Publikumsfonds für Privatkunden und rund 30,8 Mrd. Euro in 345 Spezialfonds für institutionelle Anleger verwaltet (12/2002). Damit zählt die Gesellschaft zu den größten und erfahrensten Kapitalanlagegesellschaften in Deutschland und kann auf eine mehr als dreizehnjährige Erfahrung im Publikumsfondsbereich und einundvierzigjährige Erfahrung in der institutionellen Vermögensverwaltung zurückgreifen.

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