USA: Vollbremsung der US-Wirtschaft treibt Zahlungsverzögerungen und Zwangsvollstreckungen in die Höhe
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1. Die gestern Nachmittag von der Mortgage Bankers Association (MBA) veröffentlichten Daten zu den Zahlungsrückständen und Zwangsvollstreckungen bei Hypothekenkrediten („Mortgage Delinquencies“) zeigen, dass am Hypothekenmarkt weiterhin nicht von einer Besserung gesprochen werden kann. Der Anteil der Hypotheken mit Zahlungsrückständen (Delinquencies) ist im ersten Quartal von 7,88 % auf 9,12 % angestiegen. Der Anteil der tatsächlichen Zwangsvollstreckungen kletterte von 3,30 % auf 3,85 %. Alle Maßnahmen, die zur Unterstützung des Hypothekenmarktes in den vergangenen Monaten ergriffen worden sind, scheinen bislang keine Besserung am Hypothekenmarkt herbeiführen zu können. Bis Mitte vergangenen Jahres stellte der Hypothekenmarkt eine Belastung für die realwirtschaftliche Entwicklung dar. Inzwischen hat sich die Wirkungsrichtung umgekehrt: Die erhebliche wirtschaftliche Verlangsamung in den beiden Winterquartalen, insbesondere der starke Anstieg der Arbeitslosenquote, dürfte der Hauptgrund für die nochmalige Verschlechterung am Hypothekenmarkt gewesen sein.
2. Die Anstiege der schwerwiegenden Zahlungsverzögerungen (d.h. länger als 90 Tage) haben sich auch im ersten Quartal in allen Segmenten fortgesetzt. Weiterhin erweisen sich variabel verzinste Hypotheken als anfälliger für Zahlungsverzögerungen als fest verzinste. Im Prime-Segment betrugen die entsprechenden Anteile bei Hypotheken mit fester Verzinsung 2,88 % (nach 2,25 %) und mit variabler Verzinsung 13,33 % (nach 10,45 %). Im Subprime-Bereich wurden für feste Verzinsung ein Anteil von 15,38 % (nach 13,65 %) und für variable Verzinsung von 36,46 % (nach 33,78 %) bekannt gegeben.
3. Ähnlich wie Vorquartal erstreckt sich die aktuelle Verschärfung der Entwicklung über alle Teilbereiche des Zahlenwerkes: Die Anteile der Zahlungsverzögerungen bis 30, 60 und 90 Tage stiegen sowohl im Prime- als auch im Subprime-Segment unabhängig von der Art der Verzinsung gegenüber dem Vorquartal weiter an. Auch bei den Zwangsvollstreckungen ist kein Lichtblick zu erkennen. In allen Teilbereichen (Prime/ Subprime; variabel/fest verzinst) sind die Anteile im Vergleich zum Vorquartal weiter angestiegen.
4. So schlimm die Zahlen für das erste Quartal ausgefallen sind, es wäre aus unserer Sicht verfrüht, eine Besserung bereits im zweiten Quartal zu erwarten. Monatlich vorliegende Daten zu den Zahlungsverzögerungen (die allerdings nicht vom MBA stammen) deuten bis in den April hinein auf steigende Zahlungsverzögerungen im Hypothekenbereich hin. Zahlungsverzögerungen bzw. Zahlungsausfälle sind aber ähnlich wie Unternehmensinsolvenzen konjunkturell nachlaufende Indikatoren. Für den Hypothekenbereich und auch für Konsumentenkredite spielt die Entwicklung der Arbeitslosenquote eine große Rolle. Die Arbeitslosenquote beginnt jedoch in der Regel erst dann zu fallen, wenn die Anzahl der Beschäftigten wieder steigt. Die Anzeichen für eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Aktivität sind zwar schon recht deutlich, eine steigende Beschäftigung steht unserer Prognose zufolge allerdings nicht unmittelbar bevor. Auf den ersten Blick mag es enttäuschen, dass die immensen Anstrengungen von Seiten der Zentralbank und der Regierung keine Verbesserung am Hypothekenmarkt herbeiführen konnten. Vermutlich wäre die Situation ohne diese Maßnahmen aber noch weit verheerender. Entscheidend ist, dass der schlimme Zustand des Hypothekenmarktes für die Banken inzwischen als verkraftbar erscheint und somit die spürbare Entspannung an den Kapitalmärkten von Dauer sein dürfte. Dank dieser Entspannung ist es der USWirtschaft möglich, aus der Rezession herauszufinden und wieder auf den Expansionspfad zurückzukehren. Bislang gibt es praktisch keine Anzeichen dafür, dass dieser Expansionspfad anders als flach und steinig sein wird. Eine noch zu Beginn des Jahres befürchtete Fortsetzung der konjunkturellen Abwärtsspirale wird jedoch zunehmend unwahrscheinlicher.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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