Kommentar
09:20 Uhr, 11.07.2003

USA - Volatile, jedoch leicht positive Entwicklung

Volatile, per saldo jedoch leicht positive Entwicklung: Das Geschehen an den US-Aktienmärkten war im Juni durch heftige Schwankungen gekennzeichnet, doch war die Monatsbilanz letztendlich positiv. Vor allem zunehmende Konjunkturhoffnungen sorgten für kräftige Kurssteigerungen, die den Dow-Jones-Industrial-Average (DJIA) in der ersten Berichtshälfte bis auf mehr als 9.300 Punkte hochschnellen ließen. So zeigte etwa der viel beachtete ISM-Einkaufsmanagerindex für Mai einen überraschend kräftigen Zuwachs und der Verbrauchervertrauensindex fiel besser aus als erwartet. Darüber hinaus konnte auch der deutliche Anstieg im New York Fed Empire State Index, welcher die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe des Staates New York ermittelt, die Erwartungen hinsichtlich einer baldigen Besserung der US-Wirtschaft beleben. Schließlich ließ auch die Notenbank in ihrem ,,Beige Book" erkennen, dass sie die wirtschaftliche Lage des Landes etwas besser einschätzt als noch drei Monate zuvor. Dies alles jedoch konnte Marktteilnehmer nicht davon abhalten, im weiteren Verlauf Gewinne zu realisieren, zumal im Vorfeld der zum Monatsende hin erwarteten Zins-Entscheidung der FED eine gewisse Zurückhaltung angebracht erschien. Kräftige Kursrückschläge waren die Folge, welche den DJIA wieder unter die 9.000er Marke drückten. Am 25. Juni gab die Zentralbank dann eine Senkung des Tagesgeldsatzes um 25 Basispunkte auf 1,00 Prozent bekannt, womit die Leitzinsen ihr niedrigstes Niveau seit 1958 erreichten. Zur Ankurbelung der Konjunktur war dies der dreizehnte expansive Zinsschritt der FED seit Anfang 2001. Mit der Maßnahme unterstrich die US-Notenbank, dass sie zwar konjunkturelle Besserungstendenzen sieht, jedoch nachhaltige Wachstumsimpulse bislang noch vermisst. Zudem hielt sie ihre Deflationswarnung aufrecht, auch wenn das Wort ,,Deflation" erneut nicht benutzt wurde. Alan Greenspan wies statt dessen darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit eines unerwünschten weiteren Rückgangs der Inflationsrate - obwohl gering - die Chancen einer leichten Beschleunigung des Preisauftriebs übersteigt. Insgesamt konnte der Zinsschritt die Märkte nicht überzeugen, denn die meisten Marktteilnehmer hatten auf eine Ermäßigung um 50 Basispunkte gehofft.

Von Unternehmensseite erhielten die US-Aktienmärkte im Juni gemischte Signale. Während etwa der weltgrößte Chiphersteller Intel seine Prognosen für das laufende Jahr bestätigte und damit die Entwicklung an der technologieorientierten NASDAQ stimulierte, musste der weltgrößte Handy-Chipproduzent Texas Instruments wegen eines Nachfragerückgangs in Asien infolge der Lungenkrankheit SARS die Gewinn- und Umsatzerwartungen für das zweite Quartal reduzieren. Auch Eastman Kodak erlitt Geschäftseinbußen in Fernost, sodass es auch hier zu einer Rücknahme der Gewinnprognosen kam. Für Aufsehen sorgte darüber hinaus die Übernahmeschlacht zwischen den Softwareherstellern PeopleSoft und Oracle. So hatte PeopleSoft zunächst ein Übernahmeangebot für J.D. Edwards abgegeben, um dann selbst eine Übernahmeofferte von Oracle zu erhalten. Auch der Kursabsturz des Immobilienfinanzierers Freddie Mac sorgte für Furore. Das Unternehmen hatte im Zusammenhang mit Bilanzunregelmäßigkeiten mehrere Topmanager entlassen. Insgesamt ein ereignisreicher Börsenmonat, der dem DJIA, welcher zuletzt bei rund 8.985 Punkten notierte, noch ein leichtes Plus von 1,5 Prozent bescherte. Der NASDAQ-Index konnte ebenfalls einen leichten Zuwachs von knapp zwei Prozent verbuchen. Die Quartalsbilanz war hingegen sehr positiv. So weist der DJIA einen Anstieg von gut 12 und der NASDAQ-Index von 21 Prozent aus.

Hoffnungen für den späteren Jahresverlauf: Die weiteren Perspektiven an den US-Aktienmärkten beurteilen wir mit Vorsicht, aber nicht ohne Hoffnung für den späteren Jahresverlauf. Derzeit allerdings sollten trotz der jüngsten Kurssteigerungen die Erwartungen hinsichtlich weiterer Aufwärtsbewegungen nicht zu hoch angesetzt werden. Gerade das in den USA noch immer verhaltene Konjunkturszenario - für 2003 rechnen wir mit einer Wachstumsrate von zwei Prozent - spricht momentan gegen weitere, nachdrückliche Erholungstendenzen an den Aktienmärkten. Auch ein Blick auf die Unternehmensergebnisse ist nicht ungetrübt. Zwar waren die für das erste Quartal 2003 veröffentlichten Zahlen oftmals besser als erwartet, doch beruhten sie nicht selten auf Kosteneinsparmaßnahmen und weniger auf ,,echten" Wachstumstendenzen. Es bleibt abzuwarten, wie die bald zur Veröffentlichung anstehenden Ergebnisse für das zweite Quartal ausfallen werden. Generell allerdings ist zu sagen, dass sich die Aussichten für amerikanische Gesellschaften leicht gebessert haben, denn ein Großteil der Sonderabschreibungen liegt hinter uns, doch bleibt abzuwarten, wie die bereits eingeleiteten Sparprogramme und Restrukturierungen greifen werden. Ein weiteres Belastungsmoment für die Märkte - obwohl gegenwärtig etwas in den Hintergrund getreten - kann sich aus den nach Anschlägen in Saudi Arabien und Marokko wieder erhöhten Terrorgefahren ergeben. Darüber hinaus sind die Deflationswarnungen der FED nicht zu vergessen. Die hiermit verbundenen Unsicherheiten können das Marktgeschehen zwischenzeitlich negativ beeinflussen. Alles in allem rechnen wir in den USA zunächst mit einer insgesamt volatilen Entwicklung, doch kann sich durchaus gegen Jahresende, im Vorfeld eines sich anbahnenden Wirtschaftsaufschwungs, wieder Kurspotenzial einstellen.

Quelle: Union Investment

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