USA: Verbrauchervertrauen weiter verbessert
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1. Die Stimmungsverbesserung der privaten Haushalte hat sich gemessen am Index des Verbrauchervertrauens auch im Januar fortgesetzt. Der vom Conference Board ermittelt Indikator, der als wichtigster Stimmungsindikator der amerikanischen Konsumenten gilt, stieg von nach oben revidierten 91,7 Punkten auf 96,8 Punkte an. Sowohl wir als auch die von Bloomberg befragten Analysten hatten jedoch einen etwas stärkeren Anstieg erwartet (Bloomberg-Umfrage: 98,5 Punkte; DekaBank: 100,0 Punkte). Wir waren insbesondere durch den deutlichen Anstieg des Konsumklimaindex der Universität von Michigan im Januar optimistischer gewesen. Zumindest auf den ersten Blick ist das Ergebnis jedoch so schlecht nicht: Sowohl die Erwartungskomponente als auch die Lagekomponente konnten auf 108,1 Punkte bzw. 80,0 Punkte zulegen, und der Indikator ist so hoch wie seit Juni 2002 nicht mehr.
2. Auf den zweiten Blick, nämlich beim Blick in die Teilstatistiken, offenbaren sich allerdings Schwächen. So wird zwar die aktuelle wirtschaftliche Lage insgesamt höher eingeschätzt als im Monat zuvor. Die Befragungen über die Situation am Arbeitsmarkt aber haben sich nicht wesentlich verbessert. Dies deutet daraufhin, dass, ähnlich wie im Vormonat, die Erwartungen an den Arbeitsmarktbericht für Januar (Veröffentlichung am 06.02.04) nicht zu hoch gehängt werden sollten. Die Verbesserung der Erwartungskomponente lässt sich schließlich sowohl auf die höhere Einschätzung der zukünftigen allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung als auch der Situation am Arbeitsmarkt zurückführen. Dagegen wird die zukünftige Einkommenssituation eher schwächer eingeschätzt als im Monat zuvor. Dies lässt sich nicht zuletzt mit dem Auslaufen der Steuerrückerstattungen in den befragten Zeitraum von ca. sechs Monaten erklären.
3. Zweimal im Jahr gibt das Congressional Budget Office (CBO) turnusmäßig die Budgetprojektionen für den Bundeshaushalt der nächsten 10 Jahre bekannt. Hierzu wird ein Fächer an wirtschaftlichen Rahmendaten wie die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts und der Inflation sowie ein Festhalten an der jeweils aktuellen Steuerpolitik unterstellt. Gestern wurden vom CBO die neuesten Projektionen veröffentlicht, in denen erstmals bis zum Ende des Prognosehorizonts (2014) kein nennenswerter Budgetüberschuss in Aussicht gestellt wurde. Der jüngste Revisionsbedarf des Budgetdefizits beläuft sich über alle Jahre aufsummiert auf knapp 1.000 Mrd. US-Dollar und stellt sich wie folgt dar:
- Berücksichtigung neuer budgetrelevanter Gesetze (bspw. "Medicare Prescription Drug, Improvement and Modernization Act of 2003" vom Dezember 2003, das ein Ausweitungsgesetz zum Medicare Programm darstellt und Kosten von ca. 400 Mrd. US-Dollar impliziert): Ausweitung des Budgetdefizits um insgesamt 681 Mrd. US-Dollar.
- Annahmen einer niedrigeren Inflationsprognose sowohl auf der Ausgaben- als auch auf der Einnahmenseite: Ausweitung des Budgetdefizits um 171 Mrd. US-Dollar1.
- Technische Revisionen, die eher die Einnahmenseite des Staates belasten: Ausweitung des Budgetdefizits um 134 Mrd. US-Dollar.
Zu beachten ist, dass das im März vergangenen Jahres berechnete Szenario noch nicht die Kosten des Irak-Kriegs sowie das später verabschiedete Steuersparpaket von Bush berücksichtigte. Die Projektion vom August 2003 machte dann erstmals deutlich, dass Budgetüberschüsse in diesem Jahrzehnt nicht mehr realisiert werden würden. Während in der Projektion vom März 2003 noch eine Haushaltskonsolidierung absehbar gewesen war, wurde diese im darauffolgenden August in weite Ferne gerückt. Die neueste Projektion veranschaulicht, dass aus der Phase einer leichten Verringerung der Budgetdefizite in den Jahren 2006 bis 2010 jetzt sogar eine Waagerechte wurde. Diese "Bush-Konstante" der Haushaltspolitik wird zunehmend zu einem zweifachen Problem. Auf der einen Seite ist der Handlungsspielraum des Staates im Falle eines möglichen exogenen Schocks sehr eng. Zudem besteht die Gefahr, dass die Gläubiger zunehmend eine höhere Risikoprämie verlangen. Dies würde nicht nur die Renditen von Staatstiteln steigen lassen, sondern das Zinsniveau insgesamt, sodass die private Investitionstätigkeit geringer ausfallen sollte.
In Hinblick auf die Investitionstätigkeit lässt sich der unterste Verlauf im nachfolgenden Schaubild als "Worst Case" bezeichnen. In diesem Szenario wurde vom CBO unterstellt, dass die bisher zeitlich befristeten Steuervergünstigungen aus den Jahren 2001 und 2003 dauerhaft werden. Die Auswirkungen dieser politischen Maßnahme auf die Entwicklung des Bundeshaushalts ist erschreckend: Das Budgetdefizit würde dauerhaft bei 400 Mrd. US-Dollar verharren, sodass die "Bush-Konstante" nicht nur noch tiefer verlaufen würde, sondern auch auf absehbare Zeit dort verharren würde. Dies würde voraussichtlich einen deutlich stärkeren Zinsanstieg nach sich ziehen als dies derzeit von uns und anderen Analysten unterstellt wird.
An den Finanzmärkten, insbesondere an den Rentenmärkten, spielt derzeit die hohe Staatsverschuldung keine wesentliche Rolle. Das Verabschieden des schuldenfinanzierten Steuerpakets ging im vergangenen Jahr spurlos an der Kursentwicklung der Staatsanleihen vorbei. Dies könnte sich allerdings ändern, sobald die Finanzmärkte keine Perspektiven mehr für eine solide Haushaltspolitik und eine Rückführung der Staatsdefizite sehen. Die amerikanische Finanzpolitik sollte die mittelfristige Konsolidierung der öffentlichen Haushalte ernsthaft im Auge behalten, nicht zuletzt mit Blick auf die absehbaren Lasten, wenn die Baby- Boomer-Generation in ca. 10 Jahren in Rente geht.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.
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