Kommentar
11:26 Uhr, 16.08.2003

USA - Verbraucherpreise steigen um 2,1 %

1. Die Verbraucherpreise stiegen in den USA im Juli saisonbereinigt um 0,2 % im Monatsvergleich (0,1 % nicht-saisonbereinigt). Gegenüber dem Vorjahresmonat liegt die Rate bei 2,1 % yoy nsa und die Kerninflationsrate bei 1,5 % yoy nsa. Der zweite Anstieg in Folge wurde vor allem von höheren Benzinpreisen und Preissteigerungen im Gesundheits- und Bildungsbereich getragen. Befürchtungen, die Benzinproduktion könnte nicht mit der gestiegenen Nachfrage des Sommerreiseverkehrs mithalten, hatten zu dieser Preiserhöhung geführt. Weiterhin haben einige Bundesstaaten mit Liquiditätsproblemen im Juli die Studiengebühren für ihrer Universitäten erhöht.

2. Die Veränderungen der Inflationsraten im Einzelnen: Im Juli wiesen sechs von acht Teilkomponenten des Gesamtpreisindex positive Zuwachsraten im Monatsvergleich aus. Lediglich im Bekleidungssegment hofierten die Einzelhändler ihre Kunden mit Preisnachlässen, was im Endeffekt zu Preisstabilität (0,0 % mom) führte. Auch im Freizeitbereich durften sich die Verbraucher über stabile Preise freuen. Wie bereits erwähnt, lieferten die Bereiche Bildung und Kommunikation (+0,5 % mom) - die Studiengebühren schlugen hier mit +0,7 % mom zu Buche - sowie Gesundheitsvorsorge (+0,5 % mom) die höchsten Steigerungsraten. Die Haus- und Wohnungseigentümer in den USA verzeichneten dagegen eine moderate Teuerung ihrer Immobilien in Höhe von 0,2 % mom. Auch im Bereich der Lebensmittel veränderten sich die Preise gegenüber dem Vormonat nur unwesentlich um 0,1 % mom. Im Transportbereich sorgte dagegen ein anziehender Benzinpreis (alle Sorten) von +1,2% im Monatsvergleich für eine Preissteigerungsrate von 0,2 % mom. Betrachtet man die Unterscheidung nach Güter- und Dienstleistungssektoren, so lässt sich für den Dienstleistungsbereich (~60 % des Gesamtindex) ein Plus von 0,2 % mom festhalten. Im Güterbereich legten die Preise um 0,1 % mom zu - nicht zuletzt die vergleichsweise schwache Nachfrage lässt die Händler mit deutlicheren Preisanhebungen warten.

3. Am Dienstag entschied die US-Notenbank, die Leitzinsen auf dem bisherigen Niveau von 1 % zu belassen. Das Statement der Fed zum Zinsentscheid enthält dabei vier Botschaften: Erstens, die Fed ist optimistischer als noch im Juni, dass die US-Wirtschaft ihren Potenzialwachstumspfad erreicht. Dies ergibt sich daraus, dass sie diesbezügliche Zweifel im Juni-Statement am Dienstag nicht mehr äußerte. Zweitens, das Produktivitätswachstum stützt zwar den Aufschwung, belastet aber den Arbeitsmarkt. Die Fed wird die Zinsen daher erst dann erhöhen, wenn die Arbeitslosenquote signifikant sinkt (z.B. unter die psychologische Marke von 6 %) und die Beschäftigung signifikant ansteigt. Drittens, Inflationsdruck ist weiterhin nicht zu sehen - kein Wunder angesichts der Outputlücke (Differenz zwischen dem Potenzialwachstum und der aktuellen Wachstumsrate), die maßgeblich durch das starke Produktivitätswachstum angetrieben wird. Die Risiken einer zu starken Disinflation sind damit für die Notenbank für die absehbare Zukunft weiter gegeben. Viertens, neben dem Arbeitsmarkt ist der Bondmarkt das zweite Sorgenkind der Notenbank. Könnte eine schwache Beschäftigungsentwicklung den Konsum belasten, so belastet ein zu starker Renditeanstieg über die zurückgehende Hypothekenrefinanzierung den Konsum und vor allem die Investitionen. Die langfristigen Zinsen ergeben sich als Summe aus Inflationserwartungen und den erwarteten kurzfristigen Zinsen. Die Fed hat signalisiert, dass sie einen weiteren Rückgang der Inflationsrate nicht wünscht, somit sind die Risiken eher bei der Inflation als bei der Deflation gegeben. Indem die Fed aber den Märkten signalisiert, dass sie sich mittelfristig auf niedrige Leitzinsen einstellen können, versucht die Fed möglichen Renditeanstiegen am langen Ende zuvorzukommen. Wir erwarten vor diesem Hintergrund, dass die US-Notenbank die Zinsen auf absehbare Zeit konstant auf dem jetzigen Niveau von 1 % halten wird. Weitere Zinssenkungen sind möglich, sollten adverse Schocks oder eine zu starke Disinflation dies notwendig machen.

4. Die Sitzungsprotokolle zum Treffen der Notenbanker im Juni wurden am Donnerstagabend veröffentlicht. Die sogenannten Minutes zeigen eine optimistischere Wachstumseinschätzung der Fed für das zweite Halbjahr 2003. Die Zinssenkung um 25 Basispunkte im Juni wurde demzufolge auch nur als "Versicherungsschritt" eingestuft und von elf der zwölf Mitglieder getragen. Lediglich das Gremiumsmitglied Parry sprach sich für einen deutlichere Senkung um 50 Basispunkte aus. Unkonventionelle Maßnahmen wie das Ankaufen von Staatsanleihen wurden von dem Gremium aber abgelehnt. Maßgebliche Faktoren für niedrige Preissteigerungsraten seien weiterhin der lahmende Arbeitsmarkt sowie die negative Outputlücke. Auch wenn am Rentenmarkt bereits wieder höhere Inflationsraten eingepreist wurden, so sei nach Meinung der Fed auch in den nächsten Monaten nicht mit einem Anstieg der Preissteigerungsraten zu rechen. Der Gefahr einer Deflation wurde mit der Zinssenkung entgegnet, so dass zukünftig das Risiko sehr gering bleibt.

Quelle: DekaBank

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