USA - Überraschend starke Konjunkturdaten
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1. Der Einkaufsmanagerindex für die Region Chicago hat im November alle Erwartungen geschlagen und ist auf 64,1 Indexpunkte gestiegen (Bloomberg-Umfrage: 56,0 Punkte; DekaBank: 54 Punkte). Seit Februar 1995 ist ein derartig hoher Indexstand nicht mehr erreicht worden. Fast mehr noch überraschten die wichtigsten Teilkomponenten: Die Auftragseingangskomponente überschlug sich beinahe und legte um 14,1 Indexpunkte auf 73,3 Punkte zu. Die Produktionskomponente, die von einem hohen Niveau von 62,0 Punkten auf 69,0 Indexpunkte kletterte, geriet bald ebenso weit in den Expansionsbereich. Dass die Beschäftigungskomponente von 53,1 Punkten auf 48,5 Punkte zurückging, ist nur ein kleiner verschmerzbarer Schönheitsfehler. Diese Daten belegen, dass die amerikanische Industrie klar auf Expansionskurs ist, und dass für die Industrieproduktion im November mit einem kräftigen Anstieg gerechnet werden kann (Veröffentlichung am 16. Dezember).
2. Beim Konsumklimaindex der University of Michigan wurden heute noch die endgültigen Werte für November bekannt gegeben: Es gab eine marginale Aufwärtsrevision um 0,2 Indexpunkte auf 93,7 Punkte (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 94,0 Punkte). Die Revision beruht auf noch günstigeren Erwartungen auf Sicht von sechs Monaten, aber einer etwas nach unten revidierten Lagebeurteilung. Wichtiger als die Revisionen ist aber, dass der Novemberwert klar um 4,1 Indexpunkte über dem Stand im Oktober liegt.
3. Die jüngsten Daten vom Arbeitsmarkt sind weiterhin erfreulich: Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in Höhe von 351.000 Personen sprechen aufgrund des erreichten relativ niedrigen Niveaus für verbesserte Jobaussichten. Man muss jetzt schon in die Zeit vor dem Beginn der letzten Rezession (laut NBER im März 2001) zurück schauen, um so geringe Antragszahlen zu finden. Freilich wird der Arbeitsmarkt in den kommenden Quartalen die entscheidende Größe dafür sein, ob die amerikanische Volkswirtschaft unserer Prognose entsprechend in einen breit auf der Inlandsnachfrage fundierten Aufschwung einmündet.
4. Das Verbrauchervertrauen ist gestiegen, die Aktienmärkte zeigen sich insgesamt freundlich, die Perspektiven am Arbeitsmarkt hellen sich zunehmend auf. Das ist der Stoff, aus dem die Träume für einen weiter ausgabenfreudigen US-Konsumenten sind. Dennoch sind die Konsumausgaben im Oktober gegenüber dem Vormonat unverändert geblieben (Bloomberg-Umfrage: 0,0 %; DekaBank: 0,1 %). Wie passt das zusammen? Es ist die hohe Volatilität bei den Pkw-Käufen, die im Oktober den niedrigsten Stand der vergangenen acht Monate erreicht hatten. Vor diesem Hintergrund sanken die Ausgaben für langlebige Güter, zu denen auch Pkw gehören, noch einmal deutlich um 2,3 %. Etwa 60 % der Konsumausgaben gehen aber auf Dienstleistungen zurück. Hier zeigen sich stabile Zuwächse, im Oktober um 0,5 %. Wir müssen uns also derzeit keine großen Sorgen um die Konsumneigung der privaten Haushalte machen. Schließlich kommen im nächsten Frühjahr noch einmal Impulse von Steuererstattungen im Rahmen der Einkommensteuererklärung.
Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Konsumneigung der Haushalte bereits das ganze Jahr über durch eine stabile positive Einkommensentwicklung unterfüttert war. Im Oktober gab es erneut einen spürbaren Anstieg der Einkommen um 0,4 % gegenüber dem Vormonat (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,4 %). Die verfügbaren Einkommen legten ebenfalls um 0,4 % zu, sodass die Sparquote der privaten Haushalte von 3,0 % auf 3,3 % gestiegen ist.
5. Der Bericht zu den Auftragseingängen langlebiger Güter bot zwei positive Überraschungen: Erstens, die Ordereingänge stiegen im Oktober um stattliche 3,3 % gegenüber dem Vormonat (Bloomberg- Umfrage und DekaBank: 0,7 %). Zweitens, der Zuwachs der Auftragseingänge im September ist von 0,8 % deutlich auf 2,1 % nach oben revidiert worden. Diese Daten passen besser als zuvor zu den sehr guten Befragungsergebnissen in den Einkaufsmanagerindizes. Im Oktober waren überdurchschnittlich starke Zuwächse bei Flugzeugherstellern (22,0 %) und Computern und Elektronikgeräten (4,0 %) zu vermerken. Nach Angaben von Boeing gab es neue Bestellungen von 16 Maschinen, das sind doppelt so viele wie im September. Die anhaltenden Rabattaktionen der Automobilhersteller führen zu einer sehr volatilen Pkw- Konjunktur, sodass im Oktober in diesem Bereich der größte Rückgang um 1,1 % bei den Auftragseingängen hinzunehmen war.
6. Bei den für die künftige Investitionstätigkeit aussagekräftigen Auftragseingängen für Investitionsgüter (ohne Verteidigung) gab es im Oktober einen ebenfalls kräftigen Anstieg um 2,8 %, und das nach einem Sprung nach oben um 5,1 % im Monat zuvor. Typischerweise zeigen sich die Auftragseingänge volatil. Nützlich ist es daher, den Blick auf den gleitenden Dreimonatsdurchschnitt zu lenken. Dabei zeigte sich nach dem starken Einbruch der Bestellungen in der Rezession 2001 eine Seitwärtsbewegung in 2002 und erst in den letzten Monaten eine klare Aufwärtsentwicklung bei den Auftragseingängen für Investitionsgüter ohne Verteidigung. Dies findet seinen Niederschlag in einer anziehenden Investitionstätigkeit. Nach langem Zögern scheinen die Unternehmen nun verstärkt der Nachfrage über Lageraufbau und neue Investitionen nachzukommen. Dies entspricht unserer Prognose einer in den nächsten Monaten recht dynamischen konjunkturellen Entwicklung in den Vereinigten Staaten.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.
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