Kommentar
12:02 Uhr, 28.04.2009

USA: Stresstest bei Banken verunsichert

Zu Wochenbeginn war es erneut der Bankensektor, der die Kursentwicklung an Wall Street beeinflusste. Das größte Institut der USA, die Bank of America, hatte mit ihrem Quartalsbericht Anleger verschreckt und die Börsen auf Talfahrt geschickt. Zwar konnte das Unternehmen im ersten Quartal schwarze Zahlen schreiben, Äußerungen hinsichtlich einer deutlichen Verschlechterung des Kreditportfolios führten in erster Reaktion jedoch zu einem Kurseinbruch von 20 Prozent. Vor allem bei Konsumentenkrediten rechnet das Institut mit weiteren Abschreibungen. So verbreitete sich einmal mehr die Gewissheit, dass im Privatkundengeschäft nicht der erhoffte Wachstumsmarkt der Zukunft zu finden ist.

Für Verunsicherung sorgte auch der Stresstest der Regierung. Dieses Testverfahren soll erkennen lassen, ob die 19 größten Banken des Landes ausreichend mit Eigenkapital ausgestatten sind, um zukünftige Krisen zu bewältigen. Einem Gerücht zufolge, das später jedoch wieder dementiert wurde, sind 16 Banken nicht überlebensfähig. Folglich straften Anleger den Sektor ab und ließen auch die Leitindizes insgesamt vier Prozent sinken.

In den folgenden Tagen sorgten positive Nachrichten jedoch wieder für Auftrieb. Etwa 200 der 500 Unternehmen des S&P 500 haben inzwischen ihre Quartalsergebnisse vorgelegt. Diese fielen weitaus weniger verheerend aus als angenommen. Unternehmen wie Apple oder McDonalds konnten dabei positiv überraschen. Letztlich verlor der Dow Jones Industrial Average im Wochenvergleich 0,7 Prozent an Wert. Technologiewerte waren erneut stärker gesucht und legten an der Nasdaq 1,3 Prozent zu.

Deutschland: Ifo-Index mit Stimmungsaufhellung

In Deutschland beginnt erst in dieser Woche die heiße Phase der Berichtssaison. Analysten sind jedoch noch skeptisch, ob diese einen ähnlich positiven Verlauf nehmen wird wie in den USA. Die Deutsche Telekom kann jedenfalls noch keine Erholung feststellen und gab am Dienstag eine Gewinnwarnung heraus. In 2009 werden die Bonner vermutlich 400 bis 800 Mio. Euro weniger verdienen. Dies ist überraschend, da das Telekommunikationsgeschäft allgemein als wenig zyklisch gilt. Den Großteil der Umsatzeinbußen erwartet Europas Branchenprimus ausgerechnet in der sonst so verlässlichen Mobilfunksparte. Hier schlägt sich die Rezession dann doch nieder. Angesichts weniger Auslandsreisen sinken die Einnahmen aus dem so genannten Roaming. Hierbei handelt es sich um Gespräche in ausländischen Handynetzen, die zu deutlich höheren Kosten abgerechnet werden. In der Vergangenheit war das ein gewinnbringendes Geschäft. Negativ auf die Kursentwicklung wirkte sich auch ein fast dreistündiger Totalausfall des D-Netzes aus. Letztlich gehörte die T-Aktie mit einem Minus von 8,2 Prozent zu den größten Wochenverlierern.

Während die Rezession in den USA bereits an Schärfe verliert, ist das Konjunkturbild in Europa noch vernebelt. Hoffnung gibt der für Deutschland, der größten Volkswirtschaft in Europa, veröffentlichte Ifo-Geschäftsklimaindex. Erstmals seit Mai 2008 beurteilen die Führungskräfte in den 7.000 befragten Unternehmen ihre derzeitige Lage wieder optimistischer. Auf Sicht der kommenden sechs Monate sind bereits seit Jahresbeginn Verbesserungen festzustellen. Insgesamt bewegt sich der Index allerdings auf sehr niedrigem Niveau

Automobilbranche: Fiat als Retter für Opel
Die Konsolidierung in der Automobilbranche geht weiter. Im Fokus stehen dabei die drei großen US-Autobauer General Motors, Ford und Chrysler. Bei allen endet in dieser Woche die Frist für die Vorlage eines tragfähigen Sanierungsplans. Besonders problematisch stellt sich die Situation für General Motors dar. Der einst größte Autobauer der Welt kündigte weitere Werksschließungen an und findet nur wenige Interessenten für den geplanten Verkauf seiner Tochterfirmen. Saab soll inzwischen für den symbolischen Wert von einem US-Dollar abgegeben werden.

Für Aufsehen sorgte die Schlagzeile, der Fiat-Konzern hätte Interesse an einer Übernahme von Opel. Die Italiener sind jedoch seit Jahresanfang bereits mit Chrysler in Verhandlungen, sodass die Ernsthaftigkeit dieser Absicht bezweifelt wurde. Im Gespräch ist nun der Autozulieferer Magna, mit dem Wirtschaftsminister zu Guttenberg demnächst Verhandlungen führen will. Ford hingegen könnte aus der Krise am US-Markt als Gewinner hervorgehen. Zum Wochenende gab das Management bekannt, dass das Unternehmen keine weitere Staatshilfe benötigt und zuletzt Marktanteile gewinnen konnte.

Porsche droht die Schuldenlast der geplanten Übernahme von VW zu erdrücken. Durch das gesetzliche Vetorecht Niedersachsens kann der Beherrschungsvertrag nicht unterzeichnet werden. VW überlegt nun seinerseits, ob eine Übernahme von Porsche möglich ist. Verkehrte Welt!
Ausblick

Der Datenkalender in dieser Woche ist prall gefüllt. Allein zwölf DAX-Konzerne werden über die Ergebnisse im ersten Quartal berichten, darunter auch die Deutsche Bank. Analysten erwarten, dass der hiesige Branchenprimus den Weg aus der Verlustzone gefunden hat. Ersten Schätzungen nach soll der Gewinn bei 800 Mio. Euro liegen.

Auf konjunktureller Seite wird vor allem die erste Prognose zum US-Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal für Aufmerksamkeit sorgen.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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