Kommentar
12:54 Uhr, 26.05.2009

USA sorgt sich um Kreditwürdigkeit

Die internationalen Aktienmärkte tendierten zuletzt uneinheitlich. Während europäische Indizes weitere Kursgewinne verbuchen konnten, gab der Nikkei auf Wochensicht leicht ab. US-Werte blieben hingegen nahezu unverändert.

USA sorgt sich um Kreditwürdigkeit

In den USA begann die Handelswoche ausgesprochen freundlich. Dazu trugen vor allem überraschend gute Zahlen der zweitgrößten US-Baumarktkette Lowe bei. Mit der Bekanntgabe verstärkten sich die Hoffnungen der Marktteilnehmer, dass die Ausgabenfreude der Verbraucher der US-Wirtschaft aus der Rezession helfen könnte. Bereits ab Dienstag gingen die Notierungen jedoch sukzessive zurück, sodass der Dow Jones Industrial Average letztlich lediglich ein Plus von 0,1 Prozent verzeichnen konnte. Für Ernüchterung sorgten zunächst schwache Daten vom US-Häusermarkt, wo die Baubeginne entgegen den Erwartungen um 13 Prozent zurückgingen. Im Wochenverlauf führte dann aber besonders die Sorge um eine geringere Kreditwürdigkeit zu Kursverlusten.

Nachdem die britische Regierung bekannt gab, man rechne in den kommenden fünf Jahren mit einem Haushaltsdefizit von etwa 1,4 Billionen Britischen Pfund, kündigten die Ratingagenturen an, über eine Bonitätsherabstufung nachzudenken. Viele Anleger reagierten verschreckt und befürchten nun auch einen ähnlichen Schritt für die USA. Die umfangreichen Hilfspakete zur Bankenrettung und zur Ankurbelung des Konsums haben auch dort den Haushalt massiv ins Minus gedrückt. Die Ankündigung einiger Banken früher als geplant die erhaltenen Staatshilfen zurückzahlen zu wollen, reichte nicht aus, um die Kurse noch einmal positiv zu beeinflussen. Starke Verwerfungen gab es in diesem Zusammenhang auch an den Devisenmärkten, wo der US-Dollar deutlich an Wert verlor. Vor allem asiatische Anleger flüchteten regelrecht in den Euro und verhalfen der Gemeinschaftwährung zu Kursgewinnen.

Dax überwindet zwischenzeitlich 5.000-Punkte-Marke

Der deutsche Aktienmarkt zeigte sich hiervon nicht gänzlich unbeeindruckt, konnte sich aber dennoch von den Geschehnissen ein wenig abkoppeln und ein lange vermisstes Eigenleben entwickeln. Mit Aufschlägen von durchschnittlich fast vier Prozent gehörten deutsche Dividendentitel zu den Wochengewinnern. Stützend wirkte sich der stark gestiegene ZEW-Index aus. Die unter Finanzanalysten stattfindende Umfrage zur wirtschaftlichen Entwicklung erreichte einen Indexwert von 31,7 und übertraf somit den Prognosewert von 20 deutlich. Im Anschluss schaffte es der DAX, oberhalb der Marke von 5.000 Punkten zu schließen, nachdem dies zuvor zweimal misslang. Der Ifo-Index konnte zu Beginn dieser Woche zeigen, dass auch bei den Firmenlenkern Optimismus vorherrscht.

Auf der Käuferseite hielt bei institutionellen Investoren der Trend hin zu zyklischen Werten weiter an. Dabei entdeckten die Marktteilnehmer mit dem Düngemittelhersteller K+S einen einstigen Liebling wieder. Getrieben von Befürchtungen über zu geringe Agraranbauflächen legte die Aktie im Wochenvergleich etwa 13 Prozent zu. Für Aufsehen sorgte auch der ehemalige Dax-Konzern Continental. Der Zulieferer kündigte an, nun seinerseits eine Übernahme der Schaeffler-Gruppe zu prüfen. Diese hatte unmittelbar vor Ausbruch der Finanzkrise den etwa dreimal größeren Konkurrenten übernommen. Realisierbar war eine derartige Transaktion jedoch nur mit einer hohen Summe an Krediten, unter deren Zinslast der Konzern nun zu zerbrechen droht. Branchenexperten stehen den Plänen von Continental jedoch skeptisch gegenüber, da auch die Hannoveraner stark verschuldet sind.

Indien hofft auf Reformen

Auch die Aktienmärkte der Schwellenländer legten fast vier Prozent zu. Großen Anteil daran hatte die Börse in Indien, die im Wochenvergleich über 16 Prozent an Wert gewann. Der spektakuläre Kursanstieg wurde gleich zu Wochenbeginn innerhalb weniger Sekunden erzielt. Kurze Zeit nach Börsenöffnung wurde der Handel erst ausgesetzt und dann vorzeitig sogar ganz beendet. Grund für die Euphorie waren die Parlamentswahlen, die die Kongresspartei überraschend deutlich gewann. Nach politisch zuletzt unsicheren Zeiten sollte die Kongresspartei nun keine Mühe haben, eine stabile Koalition zu bilden. Für die Finanzmärkte bedeutete dies Hoffnung auf zukünftige Reformen und die Verabschiedung möglicher Konjunkturpakete. Als größte Baustelle gilt das Gesundheitssystem, das nun einer Neuordnung unterzogen werden kann. Auch die Ratingagentur Moodys reagierte mit einem positiven Kommentar, nahm aber vorerst keine Änderung ihrer Bonitätseinschätzung vor.

Yen-Stärke belastet Japan

Der japanische Aktienmarkt musste gegen den Trend sogar leichte Verluste hinnehmen. Die Dollarschwäche stärkte zuletzt wieder den Yen, worunter die exportorientierte Wirtschaft leidet. Hinzu kamen schwache Unternehmensberichte der heimischen Wirtschaft, wie etwa von Panasonic. Der weltweit führende Hersteller von Plasma-TV-Geräten prognostiziert auch für das laufenden Geschäftsjahr einen Fehlbetrag und verlor daraufhin neun Prozent an Wert.

Ausblick

Gleich zu Wochenbeginn wurde der Ifo-Index veröffentlicht. Nach 83,7 im April, wurde nun ein Wert von 84,2 erzielt. Am Dienstag werden erste Details zum deutschen Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal bekannt gegeben, das gemäß der Schnellschätzung um 3,8 Prozent zurückging. Anders als in den USA ist mit keiner wesentlichen Änderung zu rechnen. Dort erfolgt am Freitag ebenfalls die zweite Schätzung, die Marktteilnehmer leicht besser erwarten.

Ab Mittwoch besteht Klarheit über die Teuerungsrate in Deutschland. Preissteigerungen waren zuletzt kaum zu beobachten, sodass eine Inflationsrate von lediglich 0,2 Prozent erwartet wird.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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