Kommentar
18:12 Uhr, 10.03.2004

USA: Rekord beim Handelsbilanzsaldo

1. Das Handelsbilanzdefizit hat im Januar mit 43,1 Mrd. US-Dollar unerwartet ein neues Rekordniveau erreicht. Sowohl wir als auch die von Bloomberg befragten Analysten hatten mit einer Verringerung auf 42,0 Mrd. US-Dollar gerechnet. Überraschend ist zudem das Zustandekommen dieses Defizits im Januar, denn sowohl die Exporte als auch die Importe von Gütern und Dienstleistungen sanken gegenüber dem Vormonat (-1,2 % bzw. -0,5 %). Wir hatten in beiden Fällen mit einem leichten monatlichen Anstieg gerechnet. Die Verringerung der Importe und damit der Anstieg des Defizits wäre sogar noch kräftiger ausgefallen, wenn die Rohölpreise im Januar gegenüber dem Vormonat nicht um über 5 % angestiegen wären. Anhand des unteren Schaubilds wird deutlich, dass sich das Handelsbilanzdefizit, mit Ausnahme des Novembers, seit August vergangenen Jahres wieder kontinuierlich erhöht. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich das Leistungsbilanzdefizit und damit der ausländische Kapitalbedarf der US-Volkswirtschaft trotz der allgemeinen Abwertung des US-Dollars noch nicht entscheidend verringert hat.

2. Auf der Exportseite haben sich die Güterausfuhren in fast allen Teilbereichen gegenüber dem Vormonat verringert. Auffällig ist der Exportrückgang von Nahrungsmitteln um 7,9 %, der sich aber auf einen Sondereffekt zurückführen lässt. Im Januar wurde in den USA ein Verdachtsfall von einem BSE-verseuchten Rind bekannt. Hierauf haben die Handelspartner reagiert: Die US-Rindfleischexporte sanken um 40 % gegenüber dem Vormonat und damit auf den niedrigsten Stand seit Ende 1993. Da sich der Verdachtsfall nicht bestätigt hat, kann im Februar mit einem positiven Rückpralleffekt gerechnet werden. Hinzu kamen allerdings auch Rückgänge bei den Investitionsgütern (-0,8 %), bei den Konsumgütern (-2,1 %) und bei den Automobilen (-2,3 %), sodass die Verringerung der gesamten Ausfuhr von Gütern nicht alleine auf diesen Sondereffekt zurückzuführen ist. Schließlich blieb die Ausfuhr von Dienstleistungen auf dem Niveau vom Vormonat.

Auf der Importseite sieht das Bild weniger einheitlich aus: Beispielsweise stieg die Nachfrage nach ausländischen Konsumgütern leicht um 0,2 %, während Automobile um 5,4 % weniger nachgefragt wurden. Bei den Investitionsgütern kam es nach einem deutlichen Anstieg im Dezember um 4,9 % zu einem leichten Rückgang um 0,3 % und die Industriegüternachfrage erhöhte sich nochmals um 2,5 %. Die Nachfrage nach Dienstleistungen sank schließlich um 0,5 %.

3. Die heutigen Handelsdaten sind sicherlich von zwei Sondereffekten (hoher Ölpreis, BSE-Fälle) beeinflusst worden. Dennoch wäre das Defizit mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ohne diese beiden Effekte auf ein neues Rekordniveau angestiegen. Am kommenden Freitag wird das Leistungsbilanzdefizit für das vierte Quartal veröffentlicht. Aufgrund der Handelsdaten aus den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sowie der Handelsbilanz im vierten Quartal erwarten wir eine Erhöhung des Defizits auf 137 Mrd. US-Dollar. Die Entwicklung der Handelsbilanz in den vergangenen Monaten (mit Ausnahme von November) hat gezeigt, dass die bisherige Abwertung des handelsgewichteten Wechselkurses nicht ausreichend gewesen ist, um eine dauerhafte Verringerung des Leistungsbilanzdefizits zu erreichen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 131 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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