USA: Optimismus der Verbraucher steigt
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1. Die Konsumenten in den USA haben wie von uns erwartet mit Erleichterung auf den eindeutigen Ausgang der Wahlen reagiert: Der vorläufige Novemberwert für das Konsumklima der Universität von Michigan wurde mit einem Anstieg von 91,7 auf 95,5 Punkte gemeldet (Bloomberg-Median: 93,1 Punkte; DekaBank: 95 Punkte). Dabei stieg die Einschätzung der aktuellen Lage leicht von 104,0 auf 106,2 Punkte an, stärker bewegten sich die Erwartungen, die von 83,8 auf 88,7 Punkte kletterten.
2. Die Einzelhandelsumsätze haben sich im Oktober um 0,2 % erhöht. Dieser Wert lag oberhalb der Markterwartungen (Bloomberg-Umfrage: 0,1 %), wir hatten sogar mit einem monatlichen Rückgang um 0,2 % gerechnet. In der Teilabgrenzung ohne Pkw-Verkäufe wurde ein sattes Plus um 0,9 % mom vermeldet (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,6 %). Zudem wurde der Vormonat in beiden Statistiken leicht nach oben revidiert.
3. Die Divergenz in der Entwicklung der beiden Statistiken für die Einzelhandelsumsätze lässt sich bis in den vergangenen April zurückverfolgen. Auf starke Pkw-Verkäufe in einem Monat folgte stets der Rückpralleffekt im Folgemonat, sodass die Volatilität der Gesamtstatistik (und damit beim privaten Konsum insgesamt) deutlich höher ist als in der Teilabgrenzung ohne Pkw-Verkäufe. Die starken Schwankungen bei der Teilstatistik für Baumärkte in den letzten beiden Monaten - nach einem kräftigen Anstieg im September um 1,1 % folgte ein gleich hoher Rückgang im Oktober - sind vermutlich den durch die Hurrikane bedingten Aufräumarbeiten zuzuordnen.
4. Dies alles scheint auf eine ganz gute Entwicklung beim privaten Konsum hinzudeuten. Doch mit den heutigen Einzelhandelszahlen haben sich die Anzeichen für einen kräftigen Kaufkraftentzug bei den privaten Haushalten im Oktober verdichtet. Die wichtigste Information zur Interpretation der Oktoberdaten steckt nämlich in der Teilstatistik für Tankstellen. Diese erzielten ein Umsatzplus von 4,3 %, den zweitstärksten Anstieg seit Mai 2004. Damals stiegen die Benzinpreise ölpreisbedingt landesweit um gut 10 % deutlich an, sodass sich die in nominaler Rechnung ausgewiesenen Umsätze im Monatsvergleich um 4,7 % erhöhten. Der wenig später veröffentlichte Konsumentenpreisindex zeigte dann einen monatlichen Anstieg um 0,6 % und damit einen kräftigen Kaufkraftentzug. Seither wurden die Ölpreiserhöhungen nicht mehr über höhere Benzinpreise an die privaten Konsumenten weitergeben. Dies war offensichtlich im Oktober anders: Die Benzinpreise stiegen im Oktober landesweit um gut 6,0 %, sodass der aktuelle Umsatzanstieg der Tankstellen ebenfalls der Preiskomponente zugeschrieben werden muss. Er stellt einen Kaufkraftverlust in Höhe von annualisiert mindestens 13 Mrd. US-Dollar dar. Da wir für das vierte Quartal schon einen deutlichen Kaufkraftverlust eingestellt hatten, ergibt sich hieraus kein direkter Revisionsbedarf für unsere Prognose eines BIP-Zuwachses von 2 ¾ % im vierten Quartal.
5. Die Entwicklung der Lager verlief im September mit einem Plus von 0,1 % enttäuschend. Sowohl die von Bloomberg befragten Analysten als auch wir hatten mit einem deutlich höheren Zuwachs gerechnet (Bloomberg-Median und DekaBank: 0,5 %). Erstmals seit August 2003 waren die Lagerbestände im Einzelhandel mit -0,4 % gegenüber dem Vormonat wieder rückläufig, bremsend wirkten insbesondere die Lagerbestände von Automobilen. Verantwortlich hierfür war wohl die unerwartet hohe Nachfrage nach Autos, die in den Einzelhandelsumsätzen vom September zu beobachten war.
6. So gemischt die heutigen Daten auch sein mögen, der Ausblick bleibt positiv. Dank der glänzenden Stimmung der Verbraucher wird der private Konsum weiterhin stabile Zuwächse aufweisen. Zwar dürften die Einzelhandelsumsätze, und damit auch der private Konsum insgesamt, im Oktober in realer Rechnung eher schwach ausfallen, doch das ist weitgehend den hohen Benzinpreisen geschuldet. Diese werden aber zumindest im November nicht ansteigen, nachdem der Ölpreis derzeit eine Verschnaufpause einlegt. Es bestätigt sich unsere schon länger gehegte Erwartung, dass der private Konsum im vierten Quartal vergleichsweise schwach mit knapp 2 % (qoq, ann.) ansteigen wird, zum einen wegen des vorgezogenen Konsums im dritten Quartal und zum anderen wegen der Belastung durch die höheren Benzinpreise im Oktober.
7. Die Lagerdaten haben nun hinsichtlich der Revision der Bruttoinlandsproduktszahlen für das dritte Quartal ein Gegengewicht geliefert für die am vergangenen Mittwoch veröffentlichten Zahlen vom Außenhandel. Hatte man mit letzteren noch auf eine Aufwärtsrevision spekulieren können, so hat sich dies mit den Lagerzahlen für September in Luft aufgelöst. Das für die Märkte enttäuschende Wachstum von 3,7 % im dritten Quartal dürfte bei der zweiten Veröffentlichung am 30. November nach augenblicklichem Kenntnisstand bestätigt werden.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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