Kommentar
14:04 Uhr, 09.01.2009

USA: Konsumentenkredite sinken weiterhin - Angebotsverknappung oder Nachfrageschwäche?

1. Das Kreditvolumen der privaten Haushalte ist weiterhin rückläufig. Dies deuten zumindest die Entwicklungen der Konsumentenkredite an, die gestern Abend vom Federal Reserve Board veröffentlicht wurden. Im November lag bei den Konsumentenkrediten eine Jahresveränderungsrate von 2,3 % vor. Dies ist der geringste Jahreszuwachs seit Anfang 1993. Im Vergleich zum Vormonatsniveau hat sich das Kreditvolumen sogar um 0,3 % verringert. Die Rückgänge im Bereich der Kredite mit fester Laufzeit wie auch beim Volumen für revolvierende Konsumentenkredite waren gleich (-0,3 % mom).

2. Neben den Daten zu den Kreditvolumina werden von der Fed auch einmal im Quartal Zinssätze für verschiedene Arten von Konsumentenkrediten erhoben. Die anhaltende Kreditkrise hätte eigentlich zu einer Verknappung des allgemeinen Kreditangebots der Banken wie auch zu höheren Zinsen führen sollen. Der zu beobachtende Rückgang des Kreditvolumens kann jedoch nachfrage- oder auch angebotsbedingt sein. Ersteres dürfte eher zu fallenden Zinsen führen, während ein geringeres Angebot steigende Zinsen beinhalten sollten. Die einzelnen Zinssätze lassen keinen eindeutigen Schluss zu, welche Ursache derzeit überwiegt. So stagnierten die Zinsen für Kreditkarten mit 12,02 % ebenso wie für Autokredite (7,05 %), während sie für sonstige Konsumentenkredite sogar geringfügig gefallen sind (11,33 %). Damit sind die Zinsen in allen drei Bereichen weiterhin auf äußerst niedrigem Niveau. Wir gehen davon aus, dass derzeit die Verknappung des Kreditangebots maßgeblich für die schwache Entwicklung des Kreditvolumens ist. Der aufgrund der Kreditkrise eigentlich zu erwartende Zinsanstieg wurde durch die geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbank verhindert.

3. Mit Hinblick auf die weitere Konsumentwicklung der privaten Haushalte stellt sich die Frage, inwieweit sie sich ihre Schuldenlast leisten können. Hierbei gilt weiterhin unsere Einschätzung, dass die Bilanzen der privaten Haushalte nicht als „gesund“ zu bezeichnen sind. Dies zeigt beispielsweise die Verschuldungsquote (also die Relation aus Schuldenstand zum Gesamtvermögen) der privaten Haushalte, die mit 20,5 % im dritten Quartal 2008 einen weiteren Rekordstand erreicht hat. Insoweit ist eine geringere Kreditnachfrage aus volkswirtschaftlicher Sicht sogar zu begrüßen. Die Zinsbelastung der privaten Haushalte in Relation zu deren verfügbaren Einkommen ist im Gegensatz zu ihrer Verschuldungsquote nach wie vor stark rückläufig. Seit dem Zwischenhoch im August 2007 sank die Zinsbelastung der privaten Haushalte zunächst wegen niedriger Zinsen. Die privaten Haushalte konnten also von den gesunkenen Leitzinsen vergleichsweise früh profitieren. Seit Sommer vergangenen Jahres dürfte dann die schwächere Kreditnachfrage der privaten Haushalte geholfen haben, deren Zinsbelastung zu verringern. Mit den erneuten Zinssenkungen der Zentralbank im Oktober bzw. im Dezember vergangenen Jahres sollte die Zinsbelastung auch in den kommenden Monaten weiterhin deutlich fallen. Dies ist insoweit bemerkenswert, als damit trotz der Verknappung des Kreditangebots der Banken die geldpolitischen Maßnahmen ihre Wirkung zeigen, wenngleich nicht in vollem Ausmaß. Die Hilfe der Zentralbank kommt somit bei den privaten Haushalten an. In einem Umfeld, in dem deutlich Beschäftigung abgebaut wird, reicht diese Hilfe bislang aber nicht für eine steigende Konsumentwicklung aus.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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