Kommentar
09:22 Uhr, 09.09.2008

USA: Konjunkturängste belasten

In der Berichtswoche war die Kurstendenz an den internationalen Aktienmärkten deutlich abwärts gerichtet. Vor allem Konjunktursorgen belasteten das Geschehen. Aber auch erneute Negativmeldungen aus dem Bankensektor trübten die Stimmung unter den Anlegern. Der Ölpreisrückgang konnte in diesem Umfeld kaum als Stütze fungieren. Mit Verlusten von 11 Prozent zeigte sich insbesondere die russische Börse in freiem Fall.
USA: Konjunkturängste belasten

In der Berichtswoche mussten die US−Aktienmärkte deutliche Kursverluste ausweisen. Dabei kam es erneut zu hohen Tagesverlusten. So büßte etwa der Dow Jones Industrial Average am letzten Donnerstag rund 345 Punkte oder drei Prozent ein. Vor allem zunehmende Konjunktursorgen belasteten das Geschehen. Dabei hatten Marktteilnehmer nicht nur die Wirtschaftstätigkeit im eigenen Land im Blick, sondern sorgten sich auch über die fortschreitende Wachstumsschwäche gerade in Europa. Insbesondere der NASDAQ Index geriet mit fünf Prozent deutlich ins Minus. Die hier gelisteten Technologiewerte waren aufgrund ihrer Exportabhängigkeit besonders heftigem Verkaufsdruck ausgesetzt. Bereits in der Woche zuvor hatte Dell vor weltweit geringeren Ausgaben für Technologieausrüstungen gewarnt. Nun nahm auch der Konstruktions− und Minenausrüster Terex seine Umsatz− und Gewinnprognosen für 2008 zurück. Dabei gab die schwache Nachfrage aus Nordamerika, aber auch aus Westeuropa als Grund an.

Die US−Konjunktur selbst zeigt sich, auch wenn einige Daten wie etwa der Chicago PMI oder die Auftragseingänge positiv überraschten, weiterhin deutlich eingetrübt. So wurde im Beige Book der FED, in dem die zwölf Federal Reserve Distrikte ihren Konjunkturbericht veröffentlichen, auch deutlich auf das langsame Tempo der US−Wirtschaft vor allem infolge geringerer Konsumausgaben hingewiesen. Zudem ist der Arbeitsmarkt weiterhin massiv angeschlagen. Am Freitag kamen die Zahlen für August. Besonders die auf 6,1 Prozent gestiegene Arbeitslosenquote überraschte negativ und schürte die Konjunkturängste. In diesem Umfeld konnte der deutlich auf rund 108 USD pro Barrel WTI nachgebende Ölpreis kaum für Entlastung sorgen.

Darüber hinaus kamen wieder negative Meldungen aus dem Bankensektor. Dabei stand erneut Lehman Brothers in den Schlagzeilen. Das Institut ist mit 20 Prozent an dem Hedgefonds−Verwalter Ospraie Management beteiligt, der aufgrund hoher Verluste seinen Rohstoff−Vorzeigefonds schließen musste. Lehman Brothers hat zudem mit seinem eigenen Hedgefonds LibertyView genügend Sorgen, denn auch hier wird Geld verloren.

Euroland: Wirtschaft weiterhin schwach

Auch an den europäischen Börsen kam es im Berichtszeitraum zu einer kräftigen Abwärtsbewegung. Zum einen folgten die Märkte den Vorgaben aus den USA, zum anderen belasteten schwache Konjunkturdaten das Geschehen. So kam es in Q2 mit einem Rückgang im Bruttoinlandsprodukt von 0,2 Prozent erstmals zu einer quartalsmäßigen Kontraktion im Euroraum. Unternehmensseitig stand zeitweilig die Commerzbank unter heftigem Verkaufsdruck. Anleger beurteilten die Übernahme der Dresdner Bank skeptisch und sahen den Kaufpreis von knapp zehn Milliarden Euro als zu hoch an.

Russland: Kurse im freien Fall

Der russische Aktienmarkt befindet sich seit Ende Mai in freiem Fall. Gemessen am RTS−Index hat sich seit dem ein Minus von 40 Prozent eingestellt, was den gängigen Kriterien einer Baisse entspricht. Allein in der Berichtswoche verlor der Index 11 Prozent.

Die Gründe für den Kursverfall waren vielschichtig. Einer war die zunehmende Risikoscheu der Anleger, die eine Flucht aus den Emerging Markets auslöste. Darüber hinaus war die Ölpreisentwicklung für den Kursrutsch verantwortlich. Während die russische Börse zuvor von drastisch steigenden Ölpreisen profitierte, litt sie nun ebenso deutlich unter den nachgebenden Notierungen. Zum einen sind Rohstoffwerte schwergewichtig im RTS−Index vertreten, wodurch sich ihre Kursentwicklung nennenswert im Index widerspiegelt. Zum anderen ist die russische Wirtschaft sehr Rohstoff abhängig.

Deutlich belastend für die Kursentwicklung wirkte sich zudem die politische Einflussnahme auf Großkonzerne wie den Stahl− und Minenwert Mechel und den Ölkonzern TNK−BP. Unschöne Erinnerungen an Yukos, den ehemals größten privaten Erdölkonzern Russlands, kamen auf, der von russischen Behörden in den Konkurs getrieben worden war. Diese Ungewissheit über den innenpolitischen Kurs der Regierung dämpfte in erheblichem Maße die Investitionsbereitschaft ausländischer Investoren. Der Rubel geriet ebenfalls unter heftigen Druck, sodass Gerüchte bereits von Interventionen der russischen Notenbank sprechen. Der militärische Konflikt in Georgien sowie die Anerkennung der von Georgien abtrünnigen Provinzen Abchasien und Südossetien als eigenständige Staaten taten ein Übriges, um den Anlegern den Appetit auf russische Aktien zu verderben.

Die Situation dürfte schwierig bleiben. Zwar hat der russische Aktienmarkt in der Vergangenheit ähnliche Phasen des Kursverfalls erlebt und sie nach mehr oder weniger kurzer Zeit wieder ausgleichen können. Ob diesmal ein rascher Erholungsprozess einsetzen wird, bleibt abzuwarten.

Ausblick

Die de−facto−Verstaatlichung der beiden US−Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Feddie Mac am Sonntag hat zunächst die Unsicherheit aus den Märkten vertrieben. Risikobehaftete Assets wie Aktien starteten durch die Bank mit kräftigen Gewinnen in die Woche. Die Verarbeitung der Ergebnisse dürfte auch in den nächsten tagen im Vordergrund stehen und die Konjunkturlage in den Hintergrund drängen. Die Verluste der Vorwoche sollte daher wieder zumindest zu einem Teil wieder wettgemacht werden.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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