Kommentar
16:46 Uhr, 26.11.2008

USA: Investitionstätigkeit der Unternehmen gibt nach

1. In den USA wurde heute eine Vielzahl an makroökonomischen Indikatoren veröffentlicht. Der Grund hierfür ist der morgige Feiertag (Thanksgiving Day) und der vielfach genutzte Brückentag am Freitag. Insgesamt überwogen eindeutig die negativen Marktüberraschungen.

Die Zahlen im Einzelnen:

2. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind im Oktober um 6,2 % gegenüber dem Vormonat und damit stärker als erwartet eingebrochen. Im Gegensatz zu vergleichbaren monatlichen Rückgängen ging dieser nicht alleine auf den volatilen Transportsektor zurück, sondern erfolgte nahezu in allen Teilbereichen: Mag der Orderrückgang im Bereich Erze (-12,6 %) noch auf einen Preiseffekt also auf die gesunkenen Rohstoffpreise zurückzuführen sein, dürfte diese Erklärung für die Bereiche Maschinen (-6,8 %) und Elektrische Ausrüstungen (-5,3 %) nicht gelten. Die Auftragseingänge für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) verzeichneten ebenfalls mit -4,0 % einen deutlichen Rückgang. Um fast 10 % sind die Auftragseingänge in dieser Abgrenzung in den vergangenen drei Monaten gesunken. Solch eine Abwärtsdynamik gab es zuletzt Anfang 2002 nach Ende der letzten Rezession bzw. im Frühjahr 2001 zum Auftakt dieser Rezession. Für die aktuelle Investitionstätigkeit ist allerdings die Entwicklung der Auslieferungen nach dieser statistischen Abgrenzung von Interesse. Die Auslieferungen für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) sind im Oktober um 2,4 % gegenüber dem Vormonat gesunken. Zwar lag auch im August dieses Jahres ein ähnlich hoher Rückgang vor. Dieser wurde dann aber im September durch einen starken Anstieg fast wieder ausgeglichen. Da wir für November nicht mit einer ähnlich positiven Gegenbewegung rechnen, sondern vielmehr einen weiteren Rückgang der Auslieferungen erwarten, dürfte mit dem Oktober der erste Monat mit einer rückläufigen Investitionstätigkeit der Unternehmen vorgelegen haben. Insgesamt deuten diese Daten auf den Beginn einer Rezession hin.

3. Die Oktoberzahlen der privaten Einnahmen und der persönlichen Ausgaben liefern dagegen ein gemischtes Bild: Der Anstieg der Einnahmen um 0,3 % mom ist einer der stärksten in diesem Jahr. Zwar nahmen die Löhne und Gehälter nur um 0,1 % mom zu. Angesichts des schwachen Arbeitsmarktberichtes hatten wir aber hierfür bestenfalls mit einer Stagnation gerechnet. Dreiviertel des Einkommensgewinns geht allerdings auf die Mieten und Pachten zurück. Insgesamt ist die Einkommensentwicklung der privaten Haushalte noch relativ gut, dürfte in den kommenden Monaten aber aufgrund der anhaltenden Abschwächung am Arbeitsmarkt weiter an Dynamik verlieren. Die Entwicklung der Konsumausgaben hat sich bereits abgeschwächt. Einen monatlichen Rückgang in Höhe von 1,0 % gab es zuletzt im September 2001. Damals wie heute ist hierfür der Schock an den Finanzmärkten hauptverantwortlich, der zu einer Konsumzurückhaltung geführt hat. Zwei Unterschiede gibt es allerdings zu der damaligen Entwicklung: Im Jahr 2001 lag nur ein Monat mit Konsumzurückhaltung vor. Dieses Mal sind es mit September und Oktober bereits zwei und wir gehen von weiteren Konsumrückgängen bis weit in das nächste Jahr hinein aus. Zum anderen lag zumindest im Oktober auch ein Preiseffekt vor. So sanken die Ausgaben für Energiegüter um 13 % mom aufgrund deutlich niedriger Energiepreise. Rund 60 % des Konsumrückgangs geht auf diese Teilkomponente zurück. Zusammen mit dem geringen Konsum für Automobile (-8,8 % mom) erklären diese beiden Bereiche fast den kompletten Rückgang der Konsumausgaben. In realer Rechnung sanken die Konsumausgaben um 0,5 % mom, sodass der private Konsum im laufenden vierten Quartal sicherlich nochmals deutlich gegenüber dem Vorquartal sinken wird. Die recht gute Einkommensentwicklung auf der einen sowie der Rückgang der Konsumausgaben auf der anderen Seite führten zu einem deutlichen Anstieg der Sparquote auf 2,4 %. In den kommenden Monaten ist hier mit weiteren kräftigen Anstiegen zu rechnen.

4. Neben diesen Datenhighlights ist die Entwicklung der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den vergangenen Wochen durchaus bemerkenswert gewesen. Zwar sanken diese in der Vorwoche auf knapp 530.000 Personen, sind allerdings weiterhin sehr hoch. In den kommenden Wochen ist mit weiteren Anstiegen der Anzahl der Erstanträge zu rechnen. In den vergangenen Konjunkturzyklen entwickelte sich die Höhe der Anträge in Relation zur jeweiligen Größe des Arbeitsmarktes nahezu parallel mit der Arbeitslosenquote. Für die Arbeitslosenquote erwarten wir Ende des kommenden Jahres ein Niveau von ca. 8,0 %. Gemessen hieran, dürften die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zu Beginn des kommenden Jahres ein Niveau von 600.000 Personen erreichen und im weiteren Jahresverlauf weiter auf 630.000 Personen ansteigen. Einzelne Wochen mit bis zu 700.000 Antragsstellern sind sicherlich nicht auszuschließen.

5. Weitere negative Überraschungen boten der finale Wert des Konsumklimas der Universität von Michigan, der nach unten revidiert wurde, der regionale Einkaufsmanagerindex für Chicago, der mit 33,8 Punkten den niedrigsten Stand seit April 1982 erreichte, sowie die Neubauverkäufe, die mit 433.000 (ann.) auf den niedrigsten Stand seit Januar 1991 gefallen sind.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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