Kommentar
15:58 Uhr, 14.08.2003

USA - Handelsbilanzdefizit hat sich verringert

1. Das amerikanische Handelsbilanzdefizit hat sich im Juni um 2,0 Mrd. US-Dollar auf 39,5 Mrd. US-Dollar verringert (Bloomberg-Umfrage: -42,0 Mrd. US-Dollar; DekaBank: -42,5 Mrd. US-Dollar). Dazu hat vor allem der stärkste Anstieg der Exporte (+2,4 %) seit drei Jahren beigetragen. Investitionsgüter (v. a. Flugzeuge) sowie Konsumgüter konnten im Ausland überdurchschnittlich stark abgesetzt werden. Sicherlich ist diese positive Entwicklung nicht allein auf den gesunkenen Außenwert des US-Dollars (gegenüber den wichtigsten Handelspartnern) zurückzuführen, aber eine Hilfe für die amerikanische Industrie auf den Weltmärkten war es und wird es zweifellos auch in dem kommenden Monaten sein. Für anhaltende Exportsteigerungen braucht es aber zusätzlich eine positive konjunkturelle Entwicklung auf den Auslandsmärkten.

2. Die Importe stagnierten im Juni gegenüber dem Vormonat, obwohl die Rohöleinfuhr um 7,1 % erhöht worden ist. Der gestiegene Rohölpreis hat die geringere eingeführte Anzahl von Barrels überkompensiert. Demgegenüber verringerten sich insbesondere die Importe von Konsumgütern. Auch hier mag man anfügen, dass die US-Dollar-Schwäche die amerikanischen Haushalte auf einheimische Güter zurückgreifen lässt. Es wäre aber sicherlich verfrüht, die Wechselkursentwicklung allein in den Vordergrund zu rücken. Zwar hat sich das Handelsbilanzdefizit im Juni zum dritten Mal in Folge verringert, aber das Niveau ist nach wie vor beträchtlich. Das außenwirtschaftliche Ungleichgewicht ist nach wie vor hoch und wird somit auch in der nächsten Zeit noch ein relevantes Diskussionsthema bleiben.

3. Hinsichtlich des amerikanischen Handelsbilanzdefizits ist es nicht unwichtig zu betrachten, wohin die US-Exporte gehen. Bei der regionalen Integration in den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich gezeigt, dass sich die Handelsbeziehungen innerhalb der Regionen Amerika, Europa und Asien deutlich intensiviert haben. So hat sich beispielsweise durch die Gründung der Nordamerikanischen Freihandelszone (NAFTA) in den neunziger Jahren der Warenaustausch zwischen den USA, Kanada und Mexiko stark erhöht. Vor allem nach Mexiko hat sich der Anteil der Exporte verdoppelt. Nach Asien stieg der Exportanteil ebenfalls an. Hingegen entwickelte sich der Handelsstrom nach Euroland unterdurchschnittlich, sodass der Exportanteil seit Anfang der neunziger Jahre von 19 % auf 15 % gesunken ist. Wenn in den nächsten Quartalen ein kräftigerer Exportzuwachs zu einem Abbau des Handelsbilanzdefizits beitragen soll, dann ist es hilfreich, wenn ein höherer Exportanteil in Wachstumsregionen geht. Vor diesem Hintergrund ist der verstärkte Außenhandel mit den amerikanischen Nachbarländern und mit Asien von Vorteil.

4. Unmittelbar für die zweite Schätzung des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal 2002 (Veröffentlichung am 28. August) ergeben sich aus den heutigen Außenhandelsdaten für sich genommen positive Konsequenzen. Zur ersten Schätzung des Bureau of Economic Analysis mussten bei einigen Daten für den Juni Setzungen vorgenommen werden. Das Handelsbilanzdefizit ist im Juni geringer ausgefallen als dort unterstellt. Hingegen sind bisher bekannt gegebene Lagerstatistiken schlechter ausgefallen. Einzelne Daten aus dem Bausektor sind für Juni noch nicht veröffentlicht, sie können ebenfalls einen Revisionsbedarf begründen. Aufgrund der bisher veröffentlichten relevanten Daten für den Juni gehen wir allerdings insgesamt von einer kleinen Aufwärtsrevision des bisher gemeldeten BIP-Zuwachses (2,4 %) aus.

Quelle: DekaBank

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