Kommentar
13:54 Uhr, 09.06.2009

USA: Häusermarkt stabilisiert sich

Da die Krise am US-Immobilienmarkt als Hauptauslöser der späteren Finanzmarktkrise gilt, wird die weitere Entwicklung von Marktteilnehmern mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Am Montag vergangener Woche lösten die Verkäufe bestehender Häuser kräftige Kursgewinne an der Wallstreet aus. Die Veräußerungen stiegen im April um fast sieben Prozent. Das ist der höchste Wert seit siebeneinhalb Jahren und zeigt, dass die Überkapazitäten langsam abgebaut werden und sich nach wie vor Käufer finden. Die neuerliche Belebung liegt jedoch auch am starken Preisverfall. Für vergleichbare Immobilien musste vor zwei Jahren noch ein Vielfaches ausgegeben werden. Im weiteren Wochenverlauf tendierten die US-Börsen überwiegend seitwärts. Erst mit Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts am Freitag erfuhr der Handel wieder eine Belebung. Der Stellenverlust von 504.000 fiel weniger schwach als von Analysten befürchtet aus. Im langfristigen Vergleich ist die absolute Zahl zwar erschreckend hoch, da zu Jahresbeginn jedoch noch über 700.000 Stellen verloren gingen, lässt sich bereits eine leichte Stabilisierung ablesen. In einer ersten Reaktion sprangen die Notierungen in die Höhe. Der Optimismus führte aber in der Folge auch zu Spekulationen über mögliche Zinserhöhungen. Bereits zu Jahresende preisen die Geldmärkte einen ersten Zinsschritt der US-Notenbank von 25 Basispunkten ein. Verglichen zu Aktien könnten weniger risikoreiche, festverzinsliche Papiere dann wieder attraktiver werden. Mit diesen Befürchtungen gaben die Leitindizes ein Großteil der Tagesgewinne wieder ab. Letztlich bleib auf Wochensicht ein Plus von 3,1 Prozent im Dow Jones Industrial Average und von 4,2 Prozent im Nasdaq.

Auf Unternehmensseite konnte vor allem der Flugzeughersteller Boeing auf sich aufmerksam machen. Obwohl die Luftfahrtindustrie momentan in der Krise steckt und besonders unter der nachlassenden Nachfrage nach Geschäftsreisen leidet, planen einige Konzerne langfristig für die Zukunft. Mit United Airlines hat nun einer der weltgrößten Konzerne den Kauf von bis zu 150 Maschinen ausgeschrieben. Im Vergleich zur Konkurrenz liegt das Durchschnittsalter der bestehenden Flotte mit etwa 13 Jahren recht hoch. Da die Anzahl der Flugzeughersteller überschaubar ist, besteht für Boeing die Chance, zumindest Teile des 10 Mrd. schweren Auftrags zu erhalten. Ein Segen, denn zuletzt wurden mehr Aufträge storniert, als neu abgeschlossen werden konnten. Entsprechend positiv fiel die Reaktion der Marktteilnehmer aus. Im Wochenvergleich konnte die Aktie 17 Prozent zulegen. Negative Nachrichten kamen unterdessen erneut aus dem Bankensektor. Trotz zuletzt kräftiger Kursgewinne, ist die Marktkapitalisierung der ehemals größten Bank der Welt nur noch gering. Für die Citigroup hat das nun den Abstieg aus dem renommierten Dow Jones zur Folge.
Europa: Automobilbranche profitiert weiter von der Abwrackprämie
Insgesamt erlebten die europäischen Aktienindizes einen nahezu identischen Verlauf wie ihre US-Pendants. Feiertagsbedingt legten einige Indizes wie z.B. der Dax Pfingstmontag bei nur geringen Umsätzen ungewöhnlich stark zu. Entgegen erster Befürchtungen kam es an den folgenden Handelstagen nur zu geringen Gewinnmitnahmen. Die US-Arbeitsmarktdaten sorgten zum Wochenende dann nochmal für leicht positive Vorzeichen. Insgesamt legten die europäischen Börsen zwei bis drei Prozent zu.

Die Abwrackprämie, die es inzwischen nicht nur in Deutschland gibt, belebt weiterhin das Neuwagengeschäft der Automobilbauer. Im Mai stiegen die Absätze um knapp 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr, sodass die Branche mit einem Plus von 8,2 Prozent der Wochengewinner an den Börsen war. Weiterhin profitierten Kleinwagenhersteller überproportional. So konnte etwa Renault allein in Deutschland die Verkaufszahlen nahezu verdoppeln. Die Aktien des französischen Autoherstellers waren somit besonders gefragt und verteuerten sich im Wochenvergleich um 13,7 Prozent.

Einen ähnlich hohen Gewinn konnte auch die Aktie des Stahlherstellers Thyssen verzeichnen. Hoffnungen auf eine konjunkturelle Stabilisierung und eine damit verbundene stärkere Nachfrage nach Stahl, überdeckten dabei die fundamentalen Negativnachrichten. Diese sind vor allem in der strategischen Neuausrichtung des hoch verschuldeten Rohstoffkonzerns Rio Tinto zu sehen. Dieser legte sein Eisenerzgeschäft mit dem in Australien beheimateten Wettbewerber BHP Billiton zusammen und erlöst somit knapp 6 Mrd. US-Dollar. BHP hat nun jedoch erheblichen Einfluss auf den Eisenerzpreis. Das Mineral ist der wichtigste Rohstoff für die Stahlherstellung. Analysten sehen Firmen wie Thyssen und Salzgitter nun erhöhtem Preisdruck ausgesetzt.

Emerging Markets mit Mittelzuflüssen

Die zum Teil schon beeindruckenden Kursgewinne einiger Schwellenländer haben wieder für Mittelzuflüsse gesorgt. So investierten ausländische Anleger z.B. in Brasilien bis Ende Mai 200 Mio. US-Dollar netto. Wer seit Jahresbeginn dabei war, wurde mit Kurssteigerungen von 40 Prozent entlohnt. In der vergangenen Woche tendierte der Bovespa allerdings unverändert. Deutliche Kursgewinne waren hingegen erneut in China zu verzeichnen. Dort gewannen Dividendentitel im Schnitt 10,2 Prozent an Wert.

Ausblick

In den USA werden in dieser Woche wichtige Verbraucherdaten erwartet, wie die Einzelhandelsumsätze am Donnerstag. Die zuletzt wieder gestiegenen Autoverkäufe sprechen für eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vormonat.

Kurz vor dem Wochenende wird noch das Konsumklima der Uni Michigan veröffentlicht. Die erhöhten Ausgaben für Benzin könnten die Stimmung etwas eingetrübt haben.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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