Kommentar
14:51 Uhr, 07.05.2004

USA: Fed vor Zinswende im August 2004

1. Laut den heute veröffentlichten Sitzungsprotokollen der Fed-Sitzung vom 16. März macht sich das FOMC keine Sorgen über ein Anziehen der Kerninflationsraten. Schon im März wurde aber diskutiert, ob die Risiken für die Preisentwicklung wieder als ausgeglichen anzusehen sind. Gleichzeitig befürchteten aber einige FOMC-Mitglieder, dass das extrem niedrige Zinsniveau spekulative Investitionen auf den Finanzmärkten hervorrufen könnte.

2. Dies ist wohl auch der Grund, wieso die Fed sich am Dienstag mit einer meisterhaften Wortwahl in ihrem Statement von ihrer Selbstverpflichtung zu einer "geduldigen" Geldpolitik befreite, indem sie das Wort "patient" aus dem Statement strich. Bislang signalisierte das Wort "patient", dass die Zinsen beim jeweils nächsten Zinsmeeting nicht angehoben werden würden. Damit ist die Tür offen für die Leitzinswende. Wann die erste Zinserhöhung kommen wird, hängt von den Konjunktur- und Inflationsdaten in den nächsten Wochen und Monaten ab. Wir glauben, dass die Fed die Zinsen am 10. August um 25 Basispunkte auf ein Niveau von dann 1,25 % erhöhen wird.

3. Zum Fed-Statement vom 04.05.04 im Einzelnen:

"The Federal Open Market Committee decided today to keep its target for the federal funds rate at 1 percent. The Committee continues to believe that an accommodative stance of monetary policy, coupled with robust underlying growth in productivity, is providing important ongoing support to economic activity."

Dies bedeutet, dass es dem FOMC wichtig ist, die Zinsen für eine Weile noch niedrig zu halten.

"The evidence accumulated over the intermeeting period indicates that output is continuing to expand at a solid rate and hiring appears to have picked up. Although incoming inflation data have moved somewhat higher, long-term inflation expectations appear to have remained well contained."

Dies bedeutet, dass sich die Fed noch keine Sorgen über eine anziehende Inflation macht. Die Bondmärkte sollten daher nicht erwarten, dass die Zinsen schnell erhöht werden.

"The Committee perceives the upside and downside risks to the attainment of sustainable growth for the next few quarters are roughly equal. Similarly, the risks to the goal of price stability have moved into balance. At this juncture, with inflation low and resource use slack."

Dies bedeutet, dass sich die Fed nicht länger größere Sorgen darüber macht, dass mittelfristig das BIPWachstum sich schlechter entwickelt als die mittelfristige Inflationsentwicklung. Kurzfristig sind die Inflationsrisiken ausgeglichen. Langfristig gibt es keine Inflationsgefahren, sofern die Zinsen erhöht werden.

"The Committee believes that policy accommodation can be removed at a pace that is likely to be measured.

Dies bedeutet, dass die Leitzinsen erhöht werden, die Zinserhöhungen aber sehr allmählich erfolgen werden. Dieser neue Satzteil ist nicht als Ankündigung einer aggressiven Leitzinswende zu verstehen. Weder sollte die erste Zinserhöhung schon im Juni, noch sollte sie nach Einläuten der Wende schnell erfolgen. Allerdings hat sich das FOMC dahingehend abgesichert, dass es das Wort "likely" in das Statement einbaute. Sollten die Konjunkturdaten unerwartet stark und die Inflationsdaten unerwartet schlecht ausfallen, so könnte die Zinswende auch aggressiver und früher - also im Juni - ausfallen.

4. Die Fed hat das Ziel die Inflation unter Kontrolle zu halten, will sie aber nicht durch eine Verlangsamung der Aufschwungsdynamik senken. Noch vor ein paar Wochen deuteten die Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten darauf hin, dass die Leitzinsen bis mindestens Ende des Jahres 2004 bei 1 % liegen würden: Der Arbeitsmarkt entwickelte sich nur zögerlich, und die Kerninflationsraten zeigten wieder nach unten, so dass sich das FOMC Sorgen um deflationäre Tendenzen in der Volkswirtschaft machte. Dies änderte sich nach den überraschend starken Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten im März.

5. Noch ist es für das FOMC zu früh, um wirklich sicher zu sein, dass die Inflationsraten nachhaltig ansteigen und der Arbeitsmarkt nachhaltig anzieht. Sollten die Daten aber weiter in dieselbe Richtung weisen, so sind Zinserhöhungen unumgänglich. Die Skepsis des FOMC über den Wirtschaftsaufschwung zeigt sich aber im Statement: Weiterhin werden die Auf- und Abwärtsrisiken für die Realwirtschaft als "roughly equal" bezeichnet. Die Risiken für das Ziel der Preisstabilität sind aber inzwischen ausgeglichen. Das Wachstum ist ja mit etwas über 4 % auch nicht überschäumend, sondern nur geringfügig höher als das Potenzialwachstum von 3,5-4 %. Die Inflationsrisiken sieht die Fed als eher niedrig, was sich in dem Hinweis auf gut verankerte langfristige Inflationserwartungen äußert. Es ist aber vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise gut möglich, dass die Fed ihre Inflationsprognosen vom letzten Monetary Policy Report im Februar nicht halten kann.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 131 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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