USA: Fed optimistischer als bislang
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Gestern abend erhöhte der Offenmarktausschuss (Federal Open Market Committee - FOMC) der Federal Reserve bei seiner turnusmäßigen Sitzung wie erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf ein Niveau von nun 2,0 %. Der Wortlaut des Statements zum Zinsentscheid lautet wie folgt: "The Federal Open Market Committee decided today to raise its target for the federal funds rate by 25 basis points to 2 percent." Geändert wurde in diesem Abschnitt des Statements lediglich der frühere Satzteil "1-3/4 percent. The Committee believes that, even after this action, the stance of monetary policy remains accommodative and, coupled with robust underlying growth in productivity, is providing ongoing support to economic activity. Output appears to be growing at a moderate pace despite the rise in energy prices, and labor market conditions have improved. Inflation and longer-term inflation expectations remain well contained. The Committee perceives the upside and downside risks to the attainment of both sustainable growth and price stability for the next few quarters to be roughly equal. With underlying inflation expected to be relatively low, the Committee believes that policy accommodation can be removed at a pace that is likely to be measured. Nonetheless, the Committee will respond to changes in economic prospects as needed to fulfill its obligation to maintain price stability."
2. Die Risikoeinschätzung des FOMC bleibt damit weiterhin ausgeglichen. Der gefettete Teil des obigen Statements, der traditionell einen Schnappschuss der US-Ökonomie darstellt, wurde im Vergleich zum September verändert. Trotz der höheren Energiepreise entwickelt sich die Wirtschaft nach Auffassung des FOMC mit einer moderaten Dynamik. Im September verwies das FOMC noch darauf hin, dass die höheren Energiepreise zunächst eine Abflachung der wirtschaftlichen Dynamik verursacht hatten, diese dann aber wieder angezogen habe. Die Tatsache, dass der Satzteil "output growth appears to have regained some traction" aus dem Statement gestrichen wurde, kann dahingehend gedeutet werden, dass das FOMC es nicht mehr für nötig hält, extra darauf hinzuweisen, dass die Wirtschaft auf relativ robusten Füßen steht. Die Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt wurde nun nicht mehr als "modest" bezeichnet, was nach den letzten, überraschend positiven Daten nicht verwunderlich ist. Was die Inflation angeht, so fehlt nun der Verweis auf die Energiepreise: Der Satzteil "Despite the rise in energy prices, inflation and inflation expectations have eased in recent months." wurde ersetzt durch "Inflation and longer-term inflation expectations remain well contained."
Das FOMC ist somit zuversichtlich, dass es keine stagflationären Gefahren, also des gleichzeitigen Auftretens einer realwirtschaftlichen Verlangsamung und des Inflationsdrucks, gibt.
3. Mit dieser Leitzinserhöhung hat das FOMC die realen Leitzinsen - gemessen an der Kerninflationsrate für den Preisindex der persönlichen Konsumausgaben PCE von 1,5 % im September - wieder signifikant aus dem negativen Bereich gehievt. Damit trägt es dazu bei, dass sich die US-Wirtschaft nicht ein persistentes Inflationsproblem einhandelt. Die entscheidende Frage in den kommenden Monaten wird nicht sein, ob die Fed die Leitzinsen weiter erhöht, sondern wie stark. Eine Verbesserung der Situation auf dem Arbeitsmarkt, die weiteren Abwertungsgefahren für den US-Dollar, die hohen Energiepreise, die steigenden Gesundheitskosten und die inhärente Unsicherheit des FOMC, wie hoch das Potenzialwachstum der US-Wirtschaft tatsächlich ist, sind Grund genug, die Leitzinsen weiter anzuheben. Das hohe Produktivitätswachstum, das sich zuletzt allerdings abflachte, und die hohe Wettbewerbsintensität auf den Gütermärkte sollten den Preisdruck aber weiter verhalten bleiben lassen. Die Fed kann daher ihren "maßvollen" Zinserhöhungszyklus ("measured") im Sinne von 25-Bp-Schritten weiter fortsetzen. Das Wort "measured" fängt auch Pausen im Zinserhöhungszyklus ein. Wir erwarten, dass die Fed im Dezember die Leitzinsen - wie in jedem Dezember seit 1988 - unverändert lassen wird. Grund hierfür ist erstens, dass in diesem Monat saisonal bedingt das Handelsvolumen an den Märkten relativ gering ist und Zinsänderungen daher größere Wirkungen haben als in anderen Monaten. Hinzu kommt, dass die Fed die Datenlage bis Anfang Februar 2005, dem Zeitpunkt des nächsten Meetings, auf sich wirken lassen könnte. Das Februarmeeting ist traditionell ein Strategiemeeting, bei dem die Geldpolitik für das nächste halbe Jahr festgezurrt wird. Notenbankchef Greenspan hat dann in Folge bei der Humphrey-Hawkins- Anhörung die Gelegenheit, die geldpolitische Ausrichtung vor dem US-Kongress zu kommunizieren. Wir erwarten daher die nächste Leitzinserhöhung um 25 Bp auf ein Niveau von dann 2,25 % erst für Anfang Februar 2005. Sollten die nächsten Inflationsdaten allerdings schlecht ausfallen, so ist dieser Zinscall für Dezember mit einem nicht unerheblichen Risiko behaftet. Grundsätzlich sollte die Fed ihren Kurs der Leitzinserhöhungen im Jahr 2005 beibehalten. Wir erwarten für Ende 2005 ein Leitzinsniveau von 3,75 %.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.