USA: Fed erhöht Leitzinsen auf 1,75 %
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1. Gestern erhöhte die Fed wie erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf ein Niveau von nun 1,75 %. Zum Fed-Statement vom 21.09.04 im Einzelnen:
"The Federal Open Market Committee decided today to raise its target for the federal funds rate by 25 basis points to 1-3/4 percent. The Committee believes that, even after this action, the stance of monetary policy remains accommodative and, coupled with robust underlying growth in productivity, is providing ongoing support to economic activity."
Dies bedeutet, dass die Fed davon überzeugt ist, dass die Wirtschaftsdynamik so stark ist, dass die Realwirtschaft die Zinserhöhungen verkraftet.
"After moderating earlier this year partly in response to the substantial rise in energy prices, output growth appears to have regained some traction, and labor market conditions have improved modestly. Despite the rise in energy prices, inflation and inflation expectations have eased in recent months."
Wie erwartet, wurden die größten Änderungen im Statement bei dem Absatz vorgenommen, der traditionell einen "Schnappschuss" der US-Ökonomie darstellt. Der neue Absatz im Statement geht auf die Effekte des starken Anstiegs der Ölpreise an, die wesentlich für die Schwächephase der US-Wirtschaft seit Juni verantwortlich sind. Bei diesem "soft patch" ist bislang noch nicht klar, ob er temporärer oder permanenter Natur ist. Das Statement verströmt verhaltenen Optimismus hinsichtlich der Konjunkturentwicklung, indem der Satzteil "The economy nevertheless appears poised to resume a stronger pace of expansion going forward." durch das stärkere "...output growth appears to have regained some traction..." ersetzt wurde.
Nach dem letzten Arbeitsmarktbericht vom August, der nach den enttäuschenden Zahlen vom Juni und Juli einen Zuwachs von 144 Tsd. Stellen im August anzeigte, war klar, dass das FOMC hierauf in seinem Statement eingehen musste. Demzufolge wurde der Satzteil "...and the pace of improvement in labor market conditions has slowed." ersetzt durch "...and labor market conditions have improved modestly."
Trotz des Anstiegs der Ölpreise erhöhte sich die Headline-Inflation des CPI im August im Monatsvergleich nur um 0,1 % und lag im Jahresvergleich damit bei 2,7 %. Nachdem das FOMC im letzten Statement noch darauf hinwies, dass die höheren Energiepreise mit für den Anstieg der Inflation verantwortlich waren, wurde der entsprechende Satzteil "Inflation has been somewhat elevated this year, though a portion of the rise in prices seems to reflect transitory factors." durch "Despite the rise in energy prices, inflation and inflation expectations have eased in recent months." ersetzt.
"The Committee perceives the upside and downside risks to the attainment of both sustainable growth and price stability for the next few quarters are roughly equal."
Die Risiken zwischen Konjunktur und Inflation werden somit weiter als neutral angesehen.
"With underlying inflation still expected to be relatively low, the Committee believes that policy accommodation can be removed at a pace that is likely to be measured. Nonetheless, the Committee will respond to changes in economic prospects as needed to fulfill its obligation to maintain price stability."
Dies bedeutet, dass die Fed vor dem Hintergrund niedriger Kerninflationsraten - die Kerninflationsrate für den CPI lag im August bei lediglich 1,7 % yoy - glaubt, den Zinserhöhungszyklus maßvoll ("measured") in Form von 25-Basispunkteschritten gestalten zu können. Sollten sich allerdings die Inflationsdaten verschlechtern, so sind im Zinserhöhungszyklus prinzipiell auch Zinserhöhungen in Form von 50-Basispunkteschritten möglich.
"In a related action, the Board of Governors unanimously approved a 25 basis point increase in the discount rate to 2-3/4 percent. In taking this action, the Board approved the requests submitted by the Boards of Directors of the Federal Reserve Banks of Boston, New York, Philadelphia, Cleveland, Richmond, Atlanta, Chicago, St. Louis, Minneapolis, Kansas City, Dallas, and San Francisco."
Alle zwölf Distrikte des Federal Reserve Systems votierten damit für eine Erhöhung des Diskontsatzes um 25 BP auf ein Niveau von nun 2,25 %. Mit dieser "doppelten" Zinserhöhung signalisiert die Fed traditionell den Märkten, dass die Zinserhöhungen noch eine Weile anhalten werden. Damit ist aber auch kein "Aussetzer" beim nächsten Zinsentscheid im November zu erwarten, wie mancher Markteilnehmer - motiviert durch die zum Teil enttäuschenden Konjunkturdaten der letzten Wochen - vielleicht vermutet.
2. Sicher sind die Konjunkturdaten in den letzten Wochen nicht berauschend gewesen und die Inflationsdaten relativ beruhigend. Dies heißt aber nicht, dass kein Bedarf für Zinserhöhungen besteht: Erstens, der "neutrale" Leitzins liegt zwischen 3,0-5,0 %. Die realen Leitzinsen liegen bei einer Inflationsrate des CPI von gegenwärtig 2,7 % immer noch unter Null und bergen damit Inflationsrisiken. Damit besteht ein Bedarf, den Zinserhöhungszyklus fortzusetzen. Zweitens, für den Fall von Terroranschlägen benötigt das FOMC Spielraum für Zinssenkungen, den sie sich erst wieder beschaffen muss. Drittens, zu niedrige Zinsen erzeugen spekulative Übertreibungen auf den Finanzmärkten. Die Bondmarkt konzentriert sich damit momentan zu sehr auf die aktuellen Konjunkturdaten und lässt diese Gesichtspunkte der Geldpolitik außer Acht.
3. Der Fahrplan der Geldpolitik sollte damit u. E. folgender sein: Am 10. November erhöht das FOMC die Federal Funds Target Rate um 25 BP auf ein Niveau von dann 2 %. In den folgenden Wochen werden die Äußerungen und Reden der Fed-Vertreter genauso wichtig sein wie das gestrige Statement, da die Fed hierdurch den Märkten signalisieren werden wird, wohin die Reise an der Zinsfront geht. Im Dezember wird eine kleine Pause bei den Zinserhöhungen eingelegt, da die Märkte in diesem Monat saisonal bedingt ein relativ geringes Volumen aufweisen und Zinserhöhungen daher zu starke Effekte mit sich bringen würden. Im Januar 2005 hat das FOMC dann Gelegenheit, auf seinem zweitägigen Strategiemeeting die Daten auf sich wirken zu lassen und den Fahrplan für das erste Halbjahr 2005 zu bestimmen. Wie stark die Leitzinserhöhungen 2005 ausfallen werden, wird von der Datenentwicklung ("economic prospects") abhängen, also dem Arbeitsmarkt und der Inflation. Wir erwarten für Ende 2005 ein Zinsniveau von 3,75 %.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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