USA: Erneute Abschwächung der Wirtschaft?
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Während sich die US-Wirtschaft aus der ersten Rezession in einer Dekade erholt, rücken Spekulationen über eine sogenannte "double-dip" Rezession immer weiter in den Vordergrund. Vertreter jener These erwarten, dass die Wirtschaft erneut in eine Rezession abdriftet, um sich danach schließlich aus dem Abschwung befreien zu können.
Das wenig erfreuliche Szenario könnte so ablaufen: Die Ausgaben der Verbraucher brechen ein, die Arbeitslosigkeit wächst, der Aktienmarkt bricht erneut ein, die geringe Inflation wandelt sich in Deflation um. Die US-Zentralbank, die den Leitzins bereits auf ein 40-Jahrestief bei 1 3/4 Prozentpunkte gesenkt hat, wird wenig Raum haben, um den Zins noch weiter abzusenken.
"Die Chancen auf eine double-dib Rezession sind nicht so gering, wie man Sie glauben ließ," so Stephen Roach, leitender Ökonom bei Morgan Stanley.
Roach war eine einsame Stimme im Wald, die Anfang 2001 von einer Rezession warnte und spricht nun schon monatelang beständig vor der Gefahr einer erneuten Rezession.
In der jüngsten Vergangenheit sind Aktienmärkte weiter gefallen und der Dollar gab gegenüber anderen Weltwährungen nach, da eine Erholung der Gewinne der Unternehmen nicht mit der Geschwindigkeit der Wirtschaftserholung mithalten konnte.
Teil der Angst ist der amerikanische Verbraucher. Er war das stabile Standbein der Wirtschaftserholung seit letztem Jahr und die Befürchtung ist, dass er im nächsten Zyklus ein schwächeres Glied sein wird, woraus weitere Entlassungen und Investitionseinsparungen resultieren könnten.
Für viele Volkswirte steht die Wirtschaftserholung aber auf stabilen Beinen.
"Die Erholungsdynamik ist gestartet," so Paul Kasriel, Chief Ökonom bei Northern Trust in Chicago.
Kasriel verweist auf mehrere positive Signale: Die US-Zentralbank lässt den Leitzins niedrig, die Investitionen der Regierung steigen, der herstellende Sektor erlebt eine Belebung, Arbeiter machen Überstunden und die Investitionen der Unternehmen können sich langsam aber sicher erholen.
Es gibt weiterhin nicht zu unterschätzende Risiken, hieß es. Zu diesen gehören die horrenden Schulden der Verbraucher und der Unternehmen und die anhaltende Schwäche im Arbeitsmarkt, was der Anstieg der Arbeitslosenquote auf 7 1/2 Jahreshochs im April zeigt.
Experten sind der Meinung, dass ein weiterer Terroranschlag die jungen Schritte der Wirtschaftserholung lähmen könnte, eine ähnliche Wirkung könnte eine Fehlentscheidung der US-Zentralbank mit sich bringen, hieß es.
"Wenn die Fed sich dazu entscheiden sollte, den Leitzins früher oder später zu senken, denke ich, dass es das Risiko gibt, dass die Wirtschaft wieder in eine Rezession gezogen wird, da die Verschuldung der Haushalte und Unternehmen sehr hoch ist," so Kasriel.
"Aber die Fed erwägt einen solchen Schritt nicht. Alan Greenspan hat uns jeden möglichen Hinweis gegeben, dass er den Zins so lange wie möglich niedrig halten möchte. Solange Alan sich davor fürchtet, den Leitzins zu erhöhen, sind die Chancen für eine double-dip Rezession gering."
Und tatsächlich deuten jüngste Wirtschaftsdaten darauf hin, dass amerikanische Verbraucher alles andere als Sparen im Sinne haben. Der US-Einzelhandelsumsatz im April stieg um das doppelte, was von Volkswirten erwartet wurde. Das Verbrauchervertrauen stieg auf ein Niveau, dass seit 1 1/2 Jahren nicht mehr gesehen wurde.
Michael Moskow, der Präsident der Zentralbank in Chicago, stand in der vergangenen Woche vor Journalisten Rede und Antwort. Während er eine double-dip Rezession ausschließt, musste er zugeben, dass die bisherige Wirtschaftserholung auf den Schultern der Verbraucher aufgebaut wurde, nun seien die Unternehmen am Zuge, ihren Teil zu der Entwicklung beizutragen.
"Dass dies eine anhaltende Bewegung geben kann, müssen Unternehmen erst einmal ihre Investitionskürzungen stoppen, und sie müssen ihre Ausgaben wieder erhöhen," sagte er.
"Die Leute verwechseln Stärke mit Durchhaltefähigkeit," so Anirvan Banerji, Research Direktor beim Economic Cycle Research Institute (ECRI), der nicht der Meinung wie Morgan´s Roach ist. Jene, die eine double-dip Rezession vorhersagen, geben abermals "falschen Alarm," sagte er.
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